Gastbeitrag von Wolfgang Weber
Ein Welterbe, das auch zum Wartburgkreis und zum Landkreis Fulda gehört, das wäre 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution und der Grenzöffnung ein weiteres kleines Wunder: Ein Anfang für diese nicht unmögliche Sensation, von der besonders auch die Gedenkstätte Point Alpha profitieren könnte, ist jetzt gemacht.
Das Grüne Band ist nämlich auf der UNESCO-Vorschlagsliste Deutschlands und die geht nun offiziell ins Rennen um eine Nominierung zur Aufnahme in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt.
Mit der Abgabe der deutschen Tentativliste beim UNESCO-Welterbezentrum Anfang Februar 2024 in Paris wird nicht nur der Naturschutzwert des Grünen Bandes als Hotspot der Biodiversität bestätigt, sondern auch seine Bedeutung als lebendiges Monument und Erinnerungslandschaft der deutschen und europäischen Geschichte, so wie sie im US Camp, dem Haus auf der Grenze oder entlang der rekonstruierten Grenzsperranlagen zwischen Geisa und Rasdorf den Besuchern erlebbar und begreifbar wird.
Es ist dem Prädikat Welterbe der Menschheit absolut würdig, und würde auch der Bedeutung des authentischen Gesichtsortes Point Alpha am Grünen Band zwischen Rasdorf und Geisa sicherlich einen enormen Schub verleihen.
„Die Nachricht freut uns sehr, wir wollen aber nicht in Euphorie verfallen. Es ist ein erster Schritt und der Weg über die Nominierung bis zur endgültigen Auszeichnung noch lang und weit. Und die Konkurrenz ist groß. Auf alle Fälle drücken wir aber die Daumen“, sind sich die Vorstandsmitglieder der Point Alpha Stiftung, Benedikt Stock und Philipp Metzer, einig.
Die Entscheidung der deutschen Kulturminister-Konferenz sei ein starkes Signal, das Grüne Band und die historischen Einrichtungen als erste, gemischte Welterbestätte‘ Deutschlands mit Natur- und Kulturwerten weiterzuentwickeln.
Und es sei eine Anerkennung für den Schutz der Natur sowie eine Ehre und eine Wertschätzung für die historisch-politische Wissensvermittlung und Bildungsarbeit von Point Alpha sowie der anderen Grenzmuseen.
Das Grüne Band bezeichnet den rund 1.400 Kilometer langen ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifen, davon verlaufen knapp 270 Kilometer zwischen Hessen und Thüringen.
Es ist ein Projekt vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), den Landesregierungen und dem Bund. Bislang sind etwa 75 Prozent des Grünen Bandes als nationales Naturmonument ausgewiesen.
Das Grüne Band reicht von Travemünde an der Ostsee über die Rhön bis zum Dreiländereck bei Hof in Oberfranken. Auf den Flächen und den angrenzenden Naturschutzgebieten leben zirka 1.200 bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Das Grüne Band wurde von Hessen und Thüringen gemeinsam mit Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein als Kandidat für die Liste vorgeschlagen, die für die Bereiche Kultur und Natur gilt.
Über die Kultusministerkonferenz und das Auswärtige Amt wurde die Bewerbungen vor wenigen Tagen dem Welterbezentrum in Paris vorgelegt.
Am Ende wird das Welterbe-Komitee entscheiden, ob aus diesen Vorschlägen auch eine Nominierung wird. Insgesamt gibt es zwölf Vorschläge aus Deutschland, das derzeit über 52 Welterbestätten verfügt.