Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Am letzten Montag im April hält auch in Frankenheim, dem höchstgelegenen Ort der Rhön (750 m), der Frühling Einzug. Umgeben von einer faszinierenden Landschaft, erlebt Frankenheim jedoch eine Zeit der Unruhe und des Protests, seitdem der Meininger Kreistag die Schließung seiner Grundschule beschlossen hat.
Die Idylle des Ortes ist seit dieser Entscheidung empfindlich gestört. Ein Gefühl der Entfremdung und Sorge durchdringt die Atmosphäre und die Bewohner sind im Protestmodus aktiv.
Sogar die Landespolitik ist auf diesen Konflikt aufmerksam geworden. Die AfD hat das Thema des Erhalts der Grundschule Frankenheim aufgegriffen und zu einem Bürgerdialog mit Vertretern wie Björn Höcke und Stefan Möller in die Hochrhönhalle eingeladen.
Gleichzeitig hat das Meininger Bündnis für Demokratie eine Gegenveranstaltung organisiert, ein Friedensgebet in der Frankenheimer Peter-und-Paul-Kirche unter dem Motto "Die Rhön ist bunt".
Unter der Leitung von Pfarrer Alfred Spekker versammelten sich über 120 Teilnehmer, darunter auch hochrangige Persönlichkeiten wie Superintendent Christoph Ernst aus Bad Salzungen.
Pfarrer Spekker wählte als Motto des Friedensgebets ein Bibelzitat aus Jeremia 29,7: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl.“
Nach Liedern und Gebeten zogen die Teilnehmer des Friedensgebetes mit Transparenten in Richtung Hochrhönhalle vorbei an der totgeweihten Grundschule des Ortes.
Mit einem starken Polizeiaufgebot war der Zugang der Hochrhönhalle vor den Demonstranten gesichert. Auf dem Platz zwischen Grundschule und Hochrhönhalle konnten die Demonstranten sich zu einem Protest einfinden.
Der Mitorganisator der Demo, der Meininger Ulrich Töpfer (Bündnis 90/ Die Grünen) Mitglied des Meininger Kreistages hatte der Schließung der Grundschule zugestimmt. Ebenso sein anwesender Fraktionskollege Christian Horn (Piratenpartei).
Töpfer und Horn kündigten jedoch an, nun zur letzten Kreistagssitzung vor den Kommunalwahlen am 2. Mai, einem Antrag der CDU zuzustimmen und mit diesem Beschluss die Schließung der GS Frankenheim für sechs Monate aussetzen.
Töpfer findet das Thema „ganz schön kacke“, so seine Aussage. Horn sieht für die Grundschule in Kaltenwestheim ein Fragezeichen.
Zahlreiche Redner ergriffen bei der Demo das Mikrofon, um ihre Zustimmung zur Demokratie auf vielfältige Weise zum Ausdruck zu bringen.
Auf die Frage, wie sie die Demokratie konkret aktiv unterstützen, ob sie zu den anstehenden Wahlen z.B. bereit seien als Wahlvorstand mitzuarbeiten, blieb eine positive Antwort leider aus.
Nur ein paar Meter weiter in der Hochrhönhalle fanden sich fast 500 Besucher beim AfD Bürgerdialog ein.
Der Thüringer AfD Landesvorsitzende Björn Höcke stellte seine fast einstündige Rede unter der Überschrift "Deutschland ist auf Schussfahrt nach unten".
Dabei ging er kritisch auf die Arbeit der Ampel-Regierung, den Verfassungsschutz, die Energiewende, Corona, die öffentlich-rechtlichen Medien und die Kriegstreiberei der "Systemparteien" ein.
Höcke sieht seine vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD nicht als extremistisch. AfD-Mandatsträger hätten erfolgreich in anerkannten Berufen gearbeitet, so Höcke.
Persönlich bekannte er sich fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehend. Höcke fordere mehr „direkte Demokratie“, wie zum Beispiel in der Schweiz, und eine "Demografische Wende".
Von deutschem Boden dürfe nie wieder ein Krieg ausgehen, war seine weitere Forderung. Während Höckes Rede bekam er oft starken Applaus von den Besuchern.
Im der anschließenden rund einstündigen Fragerunde wurden Fragen zu den Themen Bildung (Lehrermangel und Unterrichtsausfall), GEZ, die anstehenden Wahlen und der illegalen Migration angesprochen.
Die konkrete Frage ob er sich als künftiger Thüringer Ministerpräsident für den Erhalt der Frankenheimer Grundschule einsetzen werde beantwortete Höcke mit einem klaren „Ja“.
Organisatorische Fragen wurden auch an Höckes Parteifreund Stefan Möller gerichtet. Nach dem offiziellen Teil des Bürgergesprächs wurde Höcke von vielen Besuchern umringt.
Während sich die politischen Fronten verhärten und die Emotionen hochkochen, bleiben die Bewohner von Frankenheim in einem Zwiespalt gefangen.
Zwischen der Hoffnung auf eine politische Lösung und der Sorge um die Zukunft ihrer Kinder steht die kleine Gemeinde vor einer unsicheren Zukunft.