Information der Stadt Geisa
Nach 20 Monaten Bauzeit wurde diese Woche in Geisa die grundhaft sanierte Stadtmauer West freigegeben. 950.000 EURO wurden in die Sanierung des etwa 385 Meter langen Teilabschnittes der insgesamt 680 Meter langen historischen Mauer investiert.
„Geisa steht als einst westlichste Stadt des ehemaligen Warschauer Paktes eigentlich für das Einreisen von Mauern und Grenzen“, betonte Bürgermeisterin Manuela Henkel bei ihrer Begrüßung.
„Unsere historische Stadtmauer steht auch nicht für Trennendes, sie steht für die lange Geschichte unserer Stadt, sie bot den Menschen Schutz und rahmt heute das historische Stadtbild wunderbar ein“, so Henkel.
Vor der Grundschule in der Innenstadt hieß sie zahlreiche Eigentümer, Stadträte, Ortsteilbürgermeister und Ortsteilräte willkommen. Namentlich begrüßte sie Landtagsabgeordneten Martin Henkel (CDU), die neue Geisaer Ortsteilbürgermeisterin Angela Zimmermann und Planer Mario Nothe.
Mehr zur Geschichte des Bauwerkes erfuhren die Gäste von Stadtführer Hubert Kritsch, der zu einem Spaziergang entlang der Stadtmauer einlud.
„Um das Fuldaer Land gegen seine Nachbarn abzusichern, wurde Geisa wegen seiner günstigen Lage unter Fürstabt Bertho II. von Leibolz bereits im 13. Jahrhundert mit Mauern und Türmen befestigt“, so Kritsch.
Geisa sei eine der wenigen Städte in Thüringen, die in dieser Gänze bis heute noch eine erhaltene Stadtmauer habe. Bis auf die beiden Stadttore sind heute Mauer und Türme in vielen Teilen noch erhalten.
„Das Bauwerk hat natürlich über die Jahrhunderte zahlreiche Veränderungen erlebt, wurde überbaut, ausgebessert und saniert“, wusste der Stadtführer zu berichten.
In den letzten Jahren wurden die Standsicherheit und der fehlende Witterungsschutz auf der Mauerkrone aber immer mehr zum Problem. Es gab keine Drainageleitungen und der Wehrturm war schwer geschädigt.
„Die große Herausforderung zu Beginn der Sanierung waren die Eigentumsverhältnisse“, betonte Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Die Mauer steht nämlich in großen Teilen auf Privatgrundstücken. Deshalb mussten im Vorfeld zahlreiche Gespräche geführt werden, um alle unter einen Hut zu bekommen. Insgesamt 20 von 29 Anliegern beteiligten sich an der gemeinschaftlichen Baumaßnahme, die anderen hatten in Teilen in den letzten Jahren schon eigenständig Erhaltungsarbeiten vorgenommen.
Die Eigentümer hatten dann auch bei der Sanierung einen privaten Anteil von 101.000 EURO übernommen und erhielten Unterstützung von der Städtebauförderung in Höhe von 423.000 EURO. Die Stadt Geisa übernahm weitere 282.000 EURO aus der Stadtkasse und erhielt 144.000 EURO Fördergelder.
Insgesamt wurden die Baukosten nicht überschritten, ganz im Gegenteil. Von dem verbleibenden Restbetrag konnte nach Abstimmung mit der Fördermittelstelle die Mauergasse noch geschottert werden, so dass die Stadtmauer wieder gut begehbar ist.
Die Bürgermeisterin dankte allen Anwohnern sowie dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft für die Unterstützung. Ein weiteres Dankeschön ging an Mario Nothe vom Büro Trabert Ingenieure aus Geisa sowie an die beiden ausführenden Firmen Bennert aus Klettbach und Metallbau Schneider aus Springen.
„Ebenso dankte Manuela Henkel Dr. Christine Meißner, die als jahrelange Mitarbeiter der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft die Weiterentwicklung von Geisa maßgeblich mit unterstützte und auch dies Maßnahme begleitet hatte.
„Die Baustelle war aufgrund der engen Verhältnisse und dem Abstimmungsbedarf mit vielen Beteiligten eine Herausforderung“, erläuterte Mario Nothe im Anschluss.
„Wir mussten in dem engen Gelände vor und hinter der Stadtmauer etwa 58 Kubikmeter Aushub vornehmen und 39 Kubikmeter desolates Mauerwerk abbrechen“, erklärte der Planer.
Gut erhaltene vorhandene Kalk- und Sandsteine wurden wiederverwendet, 41 Tonnen neues Steinmaterial musste besorgt werden.
„Wir haben etwa 750 qm Fugen ausgearbeitet und eine etwa 67 qm lange Kalksteinabdeckung auf der Mauer als Witterungsschutz verlegt“, so Mario Nothe.
Landtagsabgeordneter Martin Henkel erinnerte sich bei seinem Grußwort schmunzelnd an seine Kindheit zurück, als die Stadtmauer von den Geisaer Kindern zum Klettern und Verstecken genutzt wurde. „Wir sind damit groß geworden“, so Henkel.
Bereits zu seiner Bürgermeisterzeit wurde der Teilabschnitt im Oster der Stadt mit 295 Metern saniert. Mit dem Abschluss der aktuellen Maßnahme ist ein Sanierungsstand von etwa 90 Prozent erreicht.
„Die Stadtmauer steht für Sicherheit und Gemeinschaft“, betonte die neue Ortsteilbürgermeisterin Angela Zimmermann.
„Ich freue mich, dass wir mit dieser wichtigen Maßnahme unsere Stadt wieder ein bisschen schöner gemacht haben.“
Im Anschluss wurde symbolisch mit den politischen Vertretern und den „Anliegerkindern“ vor dem Pulverturm das Band zur Freigabe von Stadtmauer und Mauergasse durchgeschnitten. Bei herrlichem Wetter konnte man bei Bratwürsten vom Grill und Getränken ins Gespräch kommen und den Abend gemütlich ausklingen lassen.