Gemeinsam Zukunft gestalten – Deutsche Biosphärenreservate treffen sich in der Thüringer Rhön

Gastbeitrag von Lea Hohmann

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der 18 deutschen Biosphärenreservate des Bundes, der Deutschen UNESCO-Kommission sowie der Nationalen Naturlandschaften e. V. sind in den vergangenen Tagen im Thüringer Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön zusammengekommen: Vom 10. bis 12. September fand das 71. Treffen der Arbeitsgemeinschaft der Biosphärenreservate Deutschlands (AGBR) statt.

Im Mittelpunkt des dreitägigen Austausches in Dermbach standen die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der deutschen Biosphärenreservate.

Die Veranstaltung wurde von der Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön organisiert und fand in den Tagungsräumen der Rhöner Botschaft in Dermbach statt.

Die Leitung der Sitzung übernahm Karl-Heinz Lieber vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Vorsitzender der AGBR.

Besonders hervorgehoben wurden aktuelle Themen und Entwicklungen in den verschiedenen Biosphärenreservaten, die in einem intensiven Austausch behandelt wurden.

Exkursion und Wissensaustausch

Der Auftakt des Treffens am 10. September umfasste eine Führung am geschichtsträchtigen Point Alpha in Geisa. Dieser bedeutende Erinnerungsort der deutschen Teilung diente als Ausgangspunkt für einen fachlichen Austausch.

In der anschließenden offiziellen Sitzung wurden in mehreren Diskussionsrunden Berichte aus den Biosphärenreservaten, der MAB-Geschäftsstelle und der Deutschen UNESCO-Kommission präsentiert.

Die Teilnehmenden tauschten sich unter anderem zur Stärkung der nachhaltigen Regionalentwicklung und zum Selbstverständnis der Biosphärenreservate in Deutschland aus.

Am zweiten Tag ging es im Rahmen einer Exkursion unter anderem zum Familienwanderweg „Hexenpfad“, der für seine beeindruckenden artenreichen Lebensräume bekannt ist und in diesem Jahr den dritten Platz als „Deutschlands schönster Wanderweg“ belegte.

Der Pfad führt durch die abwechslungsreiche Landschaft der Fischbacher Flur, entlang von Buchenwäldern, traditionellen Schafhutungen und unter uralten Baumriesen hindurch.

Somit erhielten die Gäste - auch Dank der fachkundigen Führung von Julia Gombert (Landschaftspflegeverband Thüringer Rhön e. V. / Natura 2000-Station Rhön) - einen guten Überblick zur vielfältigen Flora und Fauna und naturschonenden Landbewirtschaftung im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.

Auch der Besuch des Schullandheims Fischbach – der „Schule im Grünen“ - stand auf dem Programm.

Regelmäßig tauchen hier Schulklassen in die Flora und Fauna des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön ein. Auf Wunsch begleiten Lamas die jungen Wanderinnen und Wanderer zu spannenden Zielen.

Regionalentwicklung bei Besuch in Zella im Fokus

Des Weiteren stand ein Besuch in Dermbachs Ortsteil Zella/Rhön auf dem Programm. Das Dorf gilt als Vorzeigebeispiel für nachhaltige Regionalentwicklung und Bildungsprojekte in der Rhön.

Hier konnten die Teilnehmenden Einblick in konkrete Beispiele für erfolgreiche Maßnahmen zur Förderung der lokalen Wirtschaft und Bildungseinrichtungen erhalten.

So lernten die Gäste beispielsweise den Mini-Supermarkt „Tante Enso“ näher kennen: „Hier treffen vor allem am Wochenende Jung und Alt zusammen, lernen voneinander und kommen miteinander ins Gespräch“, so der Ortsteilbürgermeister Marcel Schumann (Zella/Rhön).

Der Markt, der rund um die Uhr die ganze Woche geöffnet hat, schließt somit nicht nur eine Lücke in der Lebensmittelversorgung im Thüringer Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, sondern stellt für die Bewohnerinnen und Bewohner gleichzeitig auch einen Ort des generationenübergreifenden Austausches dar.

Propstei Zella beeindruckt als Bildungsstandort

Zuletzt konnten sich die Gäste einen Eindruck der Thüringer Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in der Propstei Zella verschaffen.

In den vergangenen Jahren hat sich dort ein beeindruckender Bildungsstandort für nachhaltige Entwicklung im Außenbereich entwickelt.

Dazu gehören ein Biosphären-Klassenzimmer mit 60 Sitzplätzen, ein Junior-Ranger-Entdeckerwagen und gemeinsam mit der Gemeinde Dermbach ein Erlebnisspielplatz "Streuobstwiese". Diese Angebote sollen für Bildungsmodule zur nachhaltigen Entwicklung für Groß und Klein inklusiv erlebbar sein.

Regionaler Abend mit spannenden Gesprächen

Der Tag endete für die Gäste mit einem regionalen Abend in der Schlosshalle Dermbach und spannenden Gesprächen mit Akteuren aus Politik, Verwaltung, Bildung, Wirtschaft und Ehrenamt der Thüringer Rhön.

Neben der Gelegenheit, gezielt Erfahrungen auszutauschen, führte das Kennenlernen der Rhön auch durch den Magen.

So gab es leckere regionale Spezialitäten, zubereitet durch die Rhöner Botschaft und Kostproben an Ständen der Fleischerei Wenzel, der Rhönland e. G. bzw. der Rhönbrauerei Dittmar, Betriebe im Netzwerk der Dachmarke Rhön.

Dr. Michael Brodführer, neuer Landrat des Wartburgkreises, wies in seiner Rede darauf hin, dass Biosphärenreservate für die kommenden Generationen zukunftsfähig gestaltet werden müssen.

Der Austausch untereinander liefere hier viele neue, wertvolle Impulse. „Ich freue mich sehr auf die produktive Zusammenarbeit mit der Thüringer Verwaltungsstelle“, so Brodführer abschließend.

Auch Karl-Heinz Lieber, Sprecher der AGBR, betonte: „Dieser bundesweite Austausch ist unglaublich wertvoll. Wir haben bereits die richtigen Fundamente, auf die es nun aufzubauen gilt.“

Ein Blick in die Sterne

Ein weiteres Highlight des AGBR-Treffens stellte eine faszinierende Sternenparkführung mit Daniela Sell dar. Unter dem natürlichen Rhöner Nachthimmel konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwar auf Grund der Bewölkung keinen klaren Blick in die Sterne werfen, erfuhren aber jede Menge Wissenswertes zum Schutz der Nacht im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.

Der Austausch fand seinen Abschluss mit der dritten Sitzung am Donnerstag. Dabei standen vor allem zukünftige Entwicklungen der Biosphärenreservate, gemeinsame Perspektiven sowie der zukünftige Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels im Fokus.

Die Teilnehmenden verabschiedeten sich mit einem klaren Arbeitsauftrag für die kommenden Jahre.

Auch Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön zieht ein positives Fazit des Besuchs der AGBR in der Rhön: „Unsere Gäste aus ganz Deutschland waren nicht nur beeindruckt vom Land der offenen Fernen, sondern vor allem vom Engagement der Akteure für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort.“