Globale Partnerschaften für Nachhaltigkeit – Besuch aus Südafrika & Peru in der Rhön

Gastbeitrag von Lea Hohmann

Internationaler Besuch im „Land der offenen Fernen“: Vom 9. bis 14. September empfing die bayerische Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön Vertreterinnen und Vertreter der Partner-Biosphärenreservate „Kruger to Canyons“ aus Südafrika und „Oxapampa-Asháninka-Yánesha“ aus Peru.

Mit Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, konnte unter dem Motto „Biosphäre³ - Austausch Süd-Süd-Nord“ ein intensiver Wissensaustausch zu Themen wie Regionalvermarktung, nachhaltige Landnutzung und Klimawandelanpassung stattfinden.

Die Teilnehmenden starteten mit einer offiziellen Begrüßung durch die federführende Verwaltungsstellenleitung, Dr. Doris Pokorny.

Auf dem Programm stand die Einführung in die drei Biosphärenreservate und ihre Strukturen, Arbeitsfelder und Projekte. Es folgte eine Diskussion über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Verwaltung und Organisation der drei Partner-Biosphärenregionen.

Auf den Spuren von „Point Alpha“ und dem Grünen Band

Der erste Exkursionstag führte in den thüringischen Teil der Rhön zur „Point Alpha Gedenkstätte“ bei Geisa. Dieser geschichtsträchtige Ort an der ehemaligen innerdeutschen Grenze bot den internationalen Gästen nicht nur Einblicke in die jüngere deutsche Geschichte, sondern auch in das Projekt „Grünes Band“ und den grenzübergreifenden Naturschutz.

Eine Wanderung auf dem „Weg der Hoffnung“ bis zum Wiesenthaler Turm gab Einblicke, wie sich die Landschaft seit der Grenzöffnung verändert hat.

Anschließend setzten sich die Teilnehmenden auf Einladung des Landkreises Rhön-Grabfeld mit Themen der nachhaltigen Landnutzung und dem Modellprojekt für ökologische Landwirtschaft in der „Ökomodellregion Rhön-Grabfeld“, auseinander.

Ein Besuch des Biohofs „Bio-Rhönbauer“ in Oberweißenbrunn und eine Fahrt auf den Kreuzberg als höchstem Berg der Bayerischen Rhön, bildeten den Abschluss des Tages.

Spannende Einblicke in aktuelle Projekte

Auch besuchte die Gruppe den hessischen Teil der Rhön. Auf der Wasserkuppe, dem höchsten Berg der Rhön, erhielten sie neben Informationen über die Geschichte der Region und das LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“, das sich dem Schutz der einzigartigen Bergwiesen widmet, auch einen Eindruck vom typischen Rhöner Herbstwetter – Nebel, Windböen und Regen.

Weiter ging es zum Quellgebiet der Fulda, wo ein Renaturierungsprojekt vorgestellt wurde. Abgerundet wurde der Exkursionstag durch einen Besuch des „Roten Moors“, dem zweitgrößten Hochmoor im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.

Im NABU-Haus erfuhren die Teilnehmenden Wissenswertes über den Moor- und Klimaschutz in der Region.

Zurück in Bayern führte der nächste Stopp die Gruppe nach Bastheim zum Biohof Räder, wo Landwirt Eberhard Räder gemeinsam mit Wiltrud Fischer vom WWF das BROMMI-Projekt zum Schutz der Insekten vorstellte: Ein bundesweites Projekt, in dem der bayerische Teil des Biosphärenreservats Rhön als Modellregion für den Insektenschutz teilnimmt, um wirkungsvolle Maßnahmen für lokale Landnutzer und politische Rahmenbedingungen zu entwickeln.

Am Nachmittag luden Stadt und Landkreis Bad Kissingen die Gruppe in die Welterbestadt. Dort erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in die Geschichte und Bedeutung des europäischen Kurwesens und der Stadt Bad Kissingen als Gesundheitsstandort.

Besonders begeistert zeigten sich die Gäste von der Heilwasserverkostung und der beeindruckenden Architektur. Landrat Thomas Bold, der die Gäste am Abend im Gasthaus „Zum Weißen Rössl“ in Stralsbach begrüßte, stellte die Bedeutung von internationalen Partnerschaften für den Austausch von Erfahrungen heraus.

Regionale Produkte und nachhaltiger Tourismus

Ein weiterer Fokus lag auf nachhaltigem Tourismus und Regionalvermarktung. In Oberelsbach lernten die Teilnehmenden das Konzept der Regionalmarke „Dachmarke Rhön“ kennen, die für regionale Produkte steht, die in der Rhön nachhaltig produziert werden.

Ein Besuch der Kaffeerösterei „Rhön Kaffee Bühner“, die den Kaffee „Biosphäre²- Peru trifft Rhön“ aus peruanischen Bohnen röstet, verdeutlichte die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Biosphärenreservaten anhand dieses zwischen den Biosphärenreservaten Rhön und BIOAY entwickelten Symbolprodukts.

Die Teilnehmenden hatten Gelegenheit, den Kaffee zu verkosten und die Röstprozesse kennenzulernen. Anschließend freuten sich die Gäste auf den Biohof der Familie Manger in Oberelsbach/ Ginolfs, wo die Gruppe den Regionalladen kennenlernen und die Gelbviehherde bei der Landschaftspflege beobachten konnten.

Ein gemeinsames Treffen mit den drei Verwaltungsstellenleitungen aus Bayern, Hessen und Thüringen im Gasthaus „Dickas“ in Bischofsheim ermöglichte mit Erläuterungen durch Brigitte Vorndran einen Einblick in Idee, Umsetzung und Herausforderungen der Regionalvermarktung in der Gastronomie.

Anschließend hatten die Gäste die Möglichkeit mit der Sternenpark-Beauftragten Sabine Frank einen Blick in den Rhöner Nachthimmel zu werfen und einiges zur Bedeutung des Schutzes der Nacht zu lernen.

Jugend, Natur und Klimawandel

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Beteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener an der Arbeit der Biosphärenreservate. In einem Workshop, moderiert vom Naturerlebniszentrum Rhön, wurden Best-Practice-Beispiele vorgestellt, die zeigen, wie junge Menschen in Südafrika, Peru und Deutschland in Projekte zum Naturschutz oder zur nachhaltigen Entwicklung eingebunden werden können.

Nach einem Mittagessen in der Umweltbildungsstätte in Oberelsbach wurde deren Bildungsarbeit durch Geschäftsführer Bernd Fischer und Pädagogische Leiterin Katharina Hergenröder vorgestellt.

Nachmittags ging es zu einer Exkursion in die Kernzonen der Bayerischen Rhön am Gangolfsberg und durch das Schwarze Moor als größtem Hochmoor der Rhön.

Eine Demonstration des Quellenmonitorings bot praxisnahe Einblicke in die Forschungsarbeit des Biosphärenreservats. Auch der Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Wassermanagement der Region wurden thematisiert.

Besuch des Klimamarkts Hammelburg

Der letzte Tag stand im Zeichen der weiteren Planung und Vertiefung der internationalen Partnerschaften. Ein Besuch des Klimamarkts in Hammelburg, auf dem das Naturerlebniszentrum Rhön mit einem Stand zum Thema Recycling und Upcycling vertreten war, rundete das Programm ab, bevor die Gäste ihre Heimreise nach Südafrika und Peru antraten.

„Es war eine wirklich intensive Woche des Austausches für alle Teilnehmenden! Alle waren nicht nur von den einzelnen Programmpunkten begeistert, sondern auch von der Rhöner Landschaft und der Gastfreundlichkeit der Rhönerinnen und Rhöner“, so Sabine Klenk, Hauptorganisatorin der Delegationsreise und zuständig für die Betreuung der internationalen Partnerschaften im Biosphärenreservat Rhön.

„Im Namen der Gäste und im Namen der Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats Rhön bedanke ich mich bei allen, die mitgewirkt haben und ihre Erfahrungen mit unseren internationalen Fachkollegen geteilt haben.“

Partnerschaften im internationalen Weltnetz der Biosphärenreservate

„UNESCO-Biosphärenreservate sind Lernorte. Diese Woche des intensiven Austauschs zeigte eindrucksvoll, dass Biosphärenreservate weltweit zusammenarbeiten und von Erfahrungen für globale Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem Schutz der biologischen Vielfalt und nachhaltiger Entwicklung profitieren können.

Die Partnerschaft zwischen der Rhön, „Kruger to Canyons“ und „Oxapampa-Asháninka-Yánesha“ öffnet für alle Beteiligten neue Horizonte, bringt Inspiration und ist ein wertvoller Beitrag zur Förderung globaler Nachhaltigkeit“, resümiert Dr. Doris Pokorny.

Bereits seit 2008 besteht eine Partnerschaft zwischen den Biosphären-Verwaltungen der Rhön und Kruger to Canyons/Südafrika. Die Südafrikaner konnten bereits zum dritten Mal eine Delegation in die Rhön entsenden.

Aus dem Biosphärenreservat Oxapampa-Asháninka-Yánesha, welches seit 2021 eine Partnerschaft mit der Rhön unterhält, kam zum ersten Mal eine Delegation zu Besuch – neu war auch ein erstmaliges trilaterales Treffen unter dem Motto „Biosphäre³“.