Gastbeitrag von Wolfgang Weber
Der 3. Oktober ist der wichtigste Feiertag in Deutschland, weil er an ein großartiges Ereignis erinnert: die Wiedervereinigung.
„Bei der Friedlichen Revolution haben viele Menschen auf den Psalm ‚Zukunft hat der Mensch des Friedens‘ vertraut und sie wurden nicht enttäuscht“, hob Dr. Ulrich Neymeyr am „Tag der Deutschen Einheit“ hervor.
„Wir sind voller Dankbarkeit, dass eine Diktatur ohne Blutvergießen gestürzt wurde und das eine Grenze ohne Krieg verschwunden ist“.
Die Festpredigt des Bischofs aus dem Bistum Erfurt beim Ökumenischen Gottesdienst in die Fahrzeughalle des US Camps der Gedenkstätte Point Alpha verfolgten rund 500 Besucher.
Hat wirklich der Mensch des Friedens Zukunft und nicht derjenige, der radikal nur seine eigenen Interessen verfolgt, der göttliche und menschliche Gesetze missachtet und der sogar bereit ist, seine Interessen mit Gewalt durchzusetzen?
„Gott steht auf der Seite der Gerechten und Friedfertigen sowie auf der Seite derer, die nach irdischen Maßstäben – wie Arme, Trauernde oder Verfolgte - nicht gerade glücklich sind“, fasst Dr. Neymeyr seine Antwort zusammen.
Auch die Friedenstifter hätten häufig kein leichtes Schicksal und er verwies dabei auf Mahatma Gandhi und Martin Luther King, die die Früchte ihrer Arbeit selbst nie haben ernten können. Von daher müsse der Mensch des Friedens die Zukunftsperspektiven auch über die eigene Lebenszeit hinausdenken.
Dies gelte auch im Hinblick auf den ökologischen Frieden mit der Natur.
Für Frieden sei vom Volk Geduld gefordert. Am 3. Oktober seien Menschen aus zwei Systemen zusammengekommen. Dass da nicht alles von heute auf morgen gehe, sei verständlich. „Es braucht dafür Verständnis und Kenntnis. Es braucht Wohlwollen und Sympathie.
Es braucht Freude an der Gemeinsamkeit und Freude an der Verschiedenheit – auch an den unterschiedlichen Mentalitäten und Dialekten“, führte der Bischof auf Point Alpha im Bezug auf eine wirkliche Vollendung der Einheit aus.
An seiner Seite hatte Neymeyr als Konzelebranten Superintendent Christoph Ernst (Ev.-luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach), Pastor Dr. Jürgen Kämpf (Stv. Dechant Dekanat Hünfeld-Geisa), Dekan Dr. Thorsten Waap (Ev. Kirchenkreises Fulda), Pfarrer Roland Jourdan (Ev. Kirche Vacha und Geisa), Pfarrer Harald Krüger (Ev. Kirche Hohenroda) sowie Pfarrer Ulrich Piesche (Kath. Kirche Eiterfeld).
Für die Lesung war die Point-Alpha-Mitarbeiterin Katrin Werth zuständig. Zur musikalischen Umrahmung griffen die Stadtkapelle Geisa unter der Leitung von Stephan Nimmich sowie Diakon Dr. Meins G.S. Coetsier mit seiner Band "Divine Concern" zu den Instrumenten.
Beeindruckt von der Atmosphäre und dem authentischen Geschichtsort zeigte sich eine Delegation aus Finnland, die derzeit auf Partnerschaftsbesuch in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist.
Im Fokus des Besuchs der finnischen lutherischen Diözese (Landeskirche) Lapua stehen die kirchlichen Erprobungsräume, in denen hier in Mitteldeutschland neue und alternative Formen kirchlichen Lebens gezielt gefördert werden.
Ein Grußwort für die Gäste sprach Propst Jukka Helin. Für die finnischen Gäste verbindet sich mit dem Besuch des früheren „Eisernen Vorhangs“ am Point Alpha zugleich die jetzt neue Situation, dass Finnland seit diesem Jahr zur NATO-Ostgrenze gegenüber Russland geworden ist.
Eingangs hatte Benedikt Stock die Besucher in der vollbesetzten Fahrzeughalle begrüßt, darunter die Stiftungsratsmitglieder – Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel, der Bundestagsabgeordnete Christian Hirte sowie der erste Vorsitzende des Fördervereins Point Alpha Raymond Walk.
Der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung stellte noch einmal die Bedeutung für 34 Jahre Deutsche Einheit heraus und zollte den Mitwirkenden und den vielen Helfer seinen Dank für deren Unterstützung. Der Erlös aus der Kollekte ist für den Hospizneubau in Bad Salzungen.
Im Anschluss fiel am authentischen Geschichtsort der Startschuss für einen bunten Familientag.
Im US Camp öffneten die Buden und Stände für einen kleinen Rhöner Regionalitäten-Markt. Die Standbetreiber hatten unterschiedliche Produkte im Angebot. Leckere Spezialitäten sowie Getränke servierte die Freiwillige Feuerwehr Geisa.
Die Stadtkapelle Geisa und der Musikverein Motzlar zeichneten sich für die musikalischen Klänge verantwortlich. Auch die Kinder hatten jede Menge Spaß mit den Spielen vom Sportbund des Wartburgkreises.
Die Resonanz war erfreulich, Leute aus allen Teilen der Republik nutzen am „Tag der Deutschen Einheit“ die Möglichkeit, um in den musealen Ausstellungen im Haus auf der Grenze, in den US-Baracken, auf dem „Weg der Hoffnung“ und an den Grenzsperranlagen einen Einblick in die jüngere deutsche Vergangenheit zu erhalten.
Viele Geschichts-Interessierte schlossen sich dafür einer der Führungen an, die stündlich von den Point-Alpha-Gästebegleitern angeboten wurden.