Sportfreundschaft im Wandel der Zeiten – Gerd Fischer ist „unser Mann aus Geisa“

Gastbeitrag von Emil Hahner

Es war eine spannende Zeit, als wir Mittelaschenbacher als unmittelbare Anrainer am Grenzzaun zur DDR miterleben durften, wie das unüberwindbare Hindernis zwischen Ost- und Westdeutschland immer brüchiger wurde.

Und zum Ende des Jahres 1989 hin waren die ersten Löcher in den Maschendraht geschnitten und Spahler Doppelkopfspieler tauchten bei Dunkelheit in Mittelaschenbach zum Kartenspielen auf.

Schnell dachten da die Verantwortlichen des TTC Mittelaschenbach auch an die eine oder andere Kooperation mit Spielern oder Spielerinnen aus dem nahen Geisaer Land – oder gar an sehr willkommene Verstärkungen.

Neben so losen Kontakten, die sich beizeiten ergaben, beispielsweise mit dem herausragenden Damenteam des TSV Leimbach, hörte man von einem Tischtennisenthusiasten, der wohl in Geisa wohnen soll. Angeblich seien schon einige Vereine aus dem Hünfelder Land auf ihn aufmerksam geworden.

Auf der Suche nach diesem starken Spieler für die in die Bezirksliga aufgestiegene Mannschaft des TTC, begaben sich der Vorsitzende des TTC Mittelaschenbach, Paul Wehner und sein Stellvertreter Marco Faulstich nach Geisa.

Sie klingelten bei Gerd-Fred Fischer, Im Unterstütz 14. Nach einem längeren Gespräch war der damals bereits 44-Jährige gewillt, diese Herausforderung anzunehmen und wurde am 26. Mai 1991 Mitglied im TTC Mittelaschenbach.

In einem der ersten Spielberichte schrieb der Pressewart des TTC, Emil Hahner: TTC I – SG Nentershausen „Nach einer Niederlagenserie war es unser Mann aus Geisa, Gerd Fischer, der noch einmal punktete.“

In einem weiteren Bericht war zu lesen: FSV Pfordt – TTC I: „Ein diesmal zuverlässiger Alfred Vogel und ein immer besser aufspielender Gerd Fischer holten Punkt für Punkt auf. Wieder waren es Alfred Vogel und Gerd Fischer, die erneut die wichtigen Punkte für den TTC holen konnten.“

Zu diesem Zeitpunkt konnte keiner der Beteiligten absehen, dass sich daraus eine noch heute andauernde 34-jährige enge Zusammenarbeit und Freundschaft entwickeln würde.

Mit Emil Hahner, dem langjährigen Vorsitzenden des TTC und Gerd Fischer trafen zwei Sportfreunde aufeinander, die mit dem gleichen Feuer für den Tischtennis-Sport brannten. Beide wuchsen zu einem Team zusammen, das mit viel Einsatz und Ideen einen prägenden Einfluss auf den Tischtennis-Sport im TTC 1972 nahm.

Mit 60 Jahren beendete Gerd Fischer 2006 seine aktive Laufbahn als Spieler und widmete sich als Jugendwart im Vereinsvorstand gemeinsam mit Emil Hahner der Nachwuchsarbeit.

Hier entwickelten beide viele Initiativen und führten erfolgreich junge Sportler bis in die Frauen- und Männermannschaften des TTC 1972. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Entwicklung einer engen Zusammenarbeit mit der Grundschule in Hofaschenbach.

Die Veranstaltungen fanden während der Sportstunden in der Turnhalle in Hofaschenbach statt. 90 Mädchen und Jungen aus den Klassen 2, 3 und 4 waren immer mit Begeisterung bei der Sache und beschäftigten sich mit den kleinen weißen Zelluloidbällen.

Abwechslungsreiche Übungen sowie Bewegungs- und Geschicklichkeitsspiele begeisterten die Schulkinder zunehmend für die grünen Tische.

Über die Jahre hinweg spiegelt sich die erfolgreiche Nachwuchsarbeit mit tollen Erfolgen bei Turnierwettkämpfen und im Mannschaftsspielbetrieb wider.

Der TTC Mittelaschenbach konnte immer wieder auf sich aufmerksam machen. Mehrfachsieger im Landespokal der Damen, mehrfacher Bezirkspokalsieger, herausragende Erfolge bei Verbands-, Bezirks- und Kreisminimeisterschaften, Kreismeisterschaften und Mannschaftsmeisterschaften in Serie – das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Vitrinen- und Pokaleschrank des TTC.

Allerdings steht vor dem Erfolg bekanntermaßen der Fleiß. Und da kommt wieder das TTC-Trainerteam ins Spiel. „Und da ist Gerd Fischer einer vor uns“, sagt der 1. Vorsitzende Paul Wehner mit anerkennenden und lobenden Worten.

2007 wurde das Mädchen-Hessenliga Team mit Anna und Lisa Hahner, heute Lauf-Sportlerinnen auf internationalem Niveau, mehrfache Kreismeister, Bezirksmeister, Bezirkspokalsieger und zweimaliger Hessenpokalsieger der Damen.

2011 stellte der TTC mit zwei Jugendmannschaften in den jeweiligen Kreisligen den Kreismeister und mit einer Schülerinnenmannschaft den Kreis-Vizemeister. Die damaligen Trainer und Coaches waren Gerd Fischer, Judith Fladung und Emil Hahner.

Zur Weiterführung und Belebung der Vereinstradition organisierten Annemarie und Gerd Fischer mehrere Wanderungen in der thüringischen Rhön und im Thüringer Wald.

In bester Erinnerung bei allen Teilnehmern blieben die Wanderungen zur „Heile Schern“ in Spahl und eine Wanderung rund um Ruhla mit dem Besuch des „Miniathür Parks“. Das beeindruckendste Erlebnis war die Wanderung durch die Landgrafenschlucht und die Drachenschlucht bei Eisenach.

2014 verabschiedete sich Gerd aus der ersten Reihe der Vereinsarbeit, blieb aber weiterhin für die Nachwuchsarbeit und als „Edelreservist“ für die erste Mannschaft erhalten.

2022 wurde Gerd durch den Hessischen Tischtennisverband die Spielerverdienstnadel in Gold für seine 60 jährige aktive Arbeit im Tischtennis–Sport verliehen. Bei der BSG Motor Süd Brandenburg/ Havel erlernte er das Tischtennisspiel.

Weitere Stationen waren dann die BSG Lokomotive Brandenburg/Havel, die HSG Wissenschaft Halle, Lokomotive/Kabelwerk Vacha und dann der TTC 72. Eine der jüngsten und neusten Aktivitäten des Teams Emil Hahner und Gerd Fischer war die Durchführung einer Tischtennis Trainingseinheit für die Fußball Junioren des FC Nüsttal.

Das war eines der Highlights bei der Jubiläumsfeier „50 Jahre TTC Mittelaschenbach“. Gerd Fischer erhielt die Goldene Ehrennadel 60 des HTTV – eine tolle und bisher einmalige Auszeichnung

Paul Wehner erinnert sich gerne an die gemeinsamen Doppelspiele mit Gerd: „Es gab bei uns einen Größenunterschied – Gerd war etwas kleiner als Paul – und eine unterschiedliche Spielstrategie. Gerd analysierte immer den Gegner, während Paul eher schnell zum Angriff überging. Diese Kombination führte zu vielen erfolgreichen Spielen.“

Emil Hahner ist noch heute mit Gerd im Team tätig und meint: „Ich mache seit 52 Jahren Tischtennis auf vielen Ebenen. Dabei habe ich als Spieler, Trainer, Coach und Funktionär unzählige Erfahrungen gesammelt.

Mit Gerd Fischer konnte ich im Zuge der Wende einen Spieler, Menschen und Freund kennenlernen, der als vorbildlicher Sportler das Vereinsleben bestens kennt und mit Leidenschaft praktiziert. Gerd ist einer der Garanten unserer erfolgreichen Nachwuchsarbeit.“

Gerd gibt noch einen Blick auf seine weitere Tätigkeit im TTC 72: „Ich werde für die Nachwuchsarbeit punktuell zur Verfügung stehen. Besonders freue ich mich mit meiner Frau Annemarie auf die im Mai 2025 mit vielen Sportfreunden geplante Fahrt zu unserem Partnerverein ESV Bischofshofen in Österreich und die vielen Begegnungen mit guten Freunden.“