Wenn das Ortsbild und die Menschen von Stadtlengsfeld etwas nachdrücklich geprägt hat, dann ist es das Porzellanwerk. Über ein Jahrhundert lang war die Porzellanproduktion einer der dominierenden Wirtschaftszweige im Feldatal.
Das Museum der Thüringischen Rhön Dermbach und Rolf Leimbach aus Stadtlengsfeld wollen diese besondere Geschichte in einer Sonderausstellung zum Leben erwecken.
Eröffnet wird die Ausstellung „Das Porzellanwerk Stadtlengsfeld – 1889 bis 1998“ im Schlosssaal des Schlosses Dermbach am Freitag, 29. November, um 18 Uhr, mit einem spannenden Vortrag von Rolf Leimbach zur Geschichte des Porzellanwerkes. Der Eintritt ist frei.
Da die Plätze begrenzt sind, wird um eine verbindliche Anmeldung unter E-Mail museum@dermbach.de, unter Telefon Nr. 036964-88 62 oder in der Bibliothek Dermbach zu den Öffnungszeiten gebeten. Im Rahmen dieser Veranstaltung kann die Broschüre „Lengsfelder Porzellan“ gegen eine Spende erworben werden.
Reicher Fundus an Dokumenten, Bildern und Porzellan
Der Vortrag von Rolf Leimbach basiert auf einem reichen Fundus an Dokumenten, Bildern und Porzellan und veranschaulicht, dass die Porzellanherstellung über Jahrzehnte körperlich schwer, oft monoton und gar nicht selten mit Gefahren für die Gesundheit verbunden waren.
Er holt die Gründungsväter und ersten Besitzer aus der „Vergessenheit“ zurück und zeigt, dass die Porzellanherstellung bis zur Einführung der Halb- und Vollautomaten Handarbeit im wahrsten Sinne des Wortes war und einen hohen künstlerischen Anspruch hatte.
Aus Stadtlengsfeld in die Welt
Stadtlengsfelder Porzellan ging in die ganze Welt. Zu Zeiten der DDR war es auch ein Devisenbringer. Man begegnete Serien des Porzellans in Hotels, Gaststätten, in der Mitropa, auf Fähr- und Urlaubsschiffen. Heute erleben Marken wie „Rationell“ oder „Dual“ eine Neuauflage. Daran erinnert die zeitgleich laufende Ausstellung „DDR-Tischkultur“ im alfi-museum e.V. in Fischbach.
Die Palette der Produkte reichte von Ersatzzähnen für Mensch und Tier, über Wäscheknöpfe, Isolatoren bis zum Haushaltsporzellan. Die Besucher sehen, dass die Kaffeetafel der Olsenband mit Stadtlengsfelder Porzellan gedeckt war.
Manche erinnern sich noch an den DEFA-Film „Preußens Glanz und Gloria“. Der Schauspieler Rolf Hoppe rauchte als August der III. aus Stadtlengsfelder Porzellanpfeifen. Urgroßeltern erzählten, dass sie in den 1920er Jahren in Stadtlengsfeld mit Porzellangeld zum Einkaufen gingen.
Das Porzellanwerk überlebte viele Konkurse, Brände und Überschwemmungen. Es überstand die Weltwirtschaftskrise 1930, zwei Weltkriege und die sozialistische Planwirtschaft.
Den Einstieg in den sogenannten „freien Markt“ aber überlebte es nicht. Die Erinnerung an dieses bedeutende Werk im Feldatal und darüber hinaus aber ist noch heute in vielen Familien sehr lebendig.