Alle Jahre wieder – Jahresrückblick: Treffen wir immer die richtigen Entscheidungen?

Gastbeitrag von Franziska Vogt
(Rhönschätze Kaltenlengsfeld)

Wie jedes Jahr, sind wir auch in diesem am Ende angekommen und spulen gedanklich noch einmal zurück. Für uns eines mit Abstand der aufregendsten und emotionalsten Jahre bisher - knapp hinter dem Brandjahr 2021.

Angefangen mit einer Überraschungsschwangerschaft gleich zu Beginn 2024, schien das Jahr schon kompliziert zu werden, bevor es richtig angefangen hatte. Ein Auf und Ab der Gefühle folgte und Panik, Angst und Zweifel wechselten sich mit Freude, Liebe und Hoffnung ab.

Das Leben mit Tieren und Kindern, gepaart mit einer Selbstständigkeit ist nicht immer rosarot. Wie in jeder Konstellation gibt's Höhen und Tiefen - in der aktuellen wirtschaftlichen Lage wohl mehr denn je.

Einmal mehr stand eine intensive Auseinandersetzung mit "Herz und Kopf" an. An dieser Stelle kommen mir unzählige Fragen und Gedanken, die wohl in der Summe den Rahmen hier sprengen würden. Aber ich bin mir sicher, es kommt wieder eine Gelegenheit, das Thema nochmal aufzugreifen.

Grundsätzlich sollten wir wohl mehr auf unser Herz hören. Wann genau haben wir das verlernt? Warum treffen wir Entscheidungen häufiger aus dem Verstand heraus, als aus dem Bauch? Ist es nur des Geldes wegen und ist es dann immer "das Richtige"?

Macht uns das auf Dauer glücklich und erfüllt unser Leben? Was genau ist für dich ein glückliches und erfülltes Leben und lebst du es auch? Wissen wir das noch so genau oder wird es uns von anderen eingeredet?

Diese und ähnliche Fragen rund um unseren Alltag und das Leben stellte ich mir und euch auf meiner 10-tägigen Reise entlang des Grünen Bandes im März diesen Jahres. Dieses Reiseabenteuer bleibt bis zum Schluss ein großes Highlight und wird mich noch lange begleiten.

Trotz, dass wir unsere Spendenmission nicht erfüllen konnten, bin ich so froh, losgelaufen zu sein und kann es jedem nur empfehlen auch einmal selbst auszuprobieren. Es muss nicht immer der Jakobsweg sein, um ein bisschen mehr zu sich selbst zu finden oder intensive Zeit mit seinen Kindern zu verbringen.

Das Frühjahr begann und unsere Entscheidung bezüglich der Schwangerschaft fiel. So kam im September unser kleines Wunder auf die Welt.

Rückblickend eine richtige Entscheidung, entgegen aller rationellen Einwände. So viel Schönes wurde uns dadurch geschenkt, so viel mehr durften wir dadurch wachsen und erfahren.

Aber auch Traurigkeit und Verlust mussten wir in diesem Jahr erleben. So verabschieden wir uns von einem geliebten Kämpferherz, das den Weg nach Hause antrat. Til Waider, den wir so viele Jahre therapeutisch begleiten durften und der uns in seinem kurzen Leben so viel lehrte, verstarb im August 2024.

Er hinterlässt Liebe und Demut. Er lernte uns den Blick auf das Wesentliche im Leben und bleibt mit seinem Humor und blühender Phantasie in ewiger Erinnerung.

Dieses Jahr war also geprägt von Entscheidungen und ganz besonderen, emotionalen Ereignissen. So gab es auch bei den Tieren einige Veränderungen. Wir trennten uns von zwei Schafen und drei Ziegen, denen wir durch die neue familiäre Situation zeitlich nicht mehr gerecht werden konnten.

Durch liebe Freunde fand unsere Emily mit ihren Babys ein wunderschönes Zuhause im nahegelegenen Stadtlengsfeld. Ein Flaschenlamm zog nach Hessen und unser Anton lebt nun in einer großen Schafherde bei einem sehr netten, neuen Besitzer, der ihm das bieten kann, was ein Schafbock so braucht.

Auch Charly und Nelly, die beiden Bonus-Therapiehunde, sind mit ihrem Herrchen umgezogen und nicht mehr bei uns. Ein weinendes und ein lachendes Auge begleiten die Gedanken an unsere tierischen Schützlinge.

Auch die Pferde brauchten Ende des Sommers besondere Aufmerksamkeit. Einige hatten mit Husten zu kämpfen und Mali benötigte auf Grund seines Alters ein Rund-um-Pflege-Paket.

Mittlerweile ist er wieder fit und ich hoffe, er bekommt noch ein bisschen (den von Menschen gefürchteten) Winterspeck. Leider bekam Teddy die Diagnose "Heustauballergie", was seine und unsere Zukunft verändern wird. Aber wir haben auch in dieser Hinsicht eine Entscheidung getroffen und werden Lösungen finden, dass er noch lange bei uns bleiben kann.

Mit nun einem weiteren Menschlein und einer kleineren, angeschlagen Herde Tiere, begann der Herbst. Schon seit Gründung der Rhönschätze wünsche ich mir, auch Menschen von weiter weg therapeutisch unterstützten zu können. An einer Unterkunft fehlte es jedoch bisher immer noch.

Im November bot sich diese Chance und wir erwarben in einer Versteigerung ein Haus in Kaltenlengsfeld. So sind unsere nächsten Jahre, was die baulichen Maßnahmen angeht, bestens gesichert.

Nein, Spaß beiseite, natürlich ist dies eine weitere Herausforderung und Baustelle. Aber wir freuen uns über diese Möglichkeit, in Zukunft unser Angebot für tiergestützte Intervention zu erweitern.

So hielt der Dezember Einzug und mit ihm der Weihnachtswahnsinn. Ob das noch was mit der ursprünglichen "besinnlichen Zeit" zu tun hat, frage ich mich täglich. Alles rennt von A nach B und gibt Geld aus für Dinge, die die Welt nicht braucht.

Nicht zu vergessen die jährlichen Weihnachtsessen, auf die der ein oder andere sicher gerne verzichten würde. Und schnipp sind sie dann auch schon wieder vorbei geflogen, die wenigen freien Tage der Besinnung und ebnen den Weg für das neue Jahr und dessen neue guten Vorsätze.

Ich glaube rückblickend, wir sollten uns alle wieder mehr unseren wirklichen Wünschen und Bedürfnissen zuwenden und aufhören dem zu folgen, was andere von uns denken, erwarten oder verlangen.

Solange wir mit den Konsequenzen unserer Entscheidung leben können oder es uns die Veränderung, die es mit sich bringt wert ist, ist es immer der richtige Weg! Denn es ist Unserer.

Das Leben fragt nicht, wem wir es am Ende alles recht gemacht haben. Ist es vergangenen, zählt nur, was wir daraus gemacht haben und ob man selbst glücklich dabei war.

Ich wünsche mir, dass ihr die letzten Tage im Jahr in eurem Sinn nutzt und genießt und mit dem verbringt, was euch Freude macht. Auch möchte ich an dieser Stelle allen Wegbegleitern danken, die uns auf ganz unterschiedliche Weise unterstützt und geholfen haben! Schön, dass es euch gibt, danke dass ihr an unserer Seite seid!

Auch bei unseren Klienten sowie allen großen und kleinen Pferdenarren bedanken wir uns für das entgegengebrachte Vertrauen und wünschen von Herzen ein schönes Weihnachtsfest!

Für das neue Jahr wünsche ich uns allen einen guten Rutsch und den Mut für Entscheidungen, die aus dem Herzen kommen, sowie mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens!