Gastbeitrag von Susanna Leubecher
„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen.“ Ob dieser Bismarck in den Mund gelegte Satz stimmt, mögen Politiker selbst entscheiden.
Dass man mit der Bergpredigt aber wunderbare Musik machen kann, hat das Chorprojekt „Wer’s glaubt …“ am vergangenen Wochenende eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Insgesamt hatten über 130 Personen mitgemacht und schließlich zwei Gottesdienste in Schleid und Tann herrlich zum Klingen gebracht. Unter der Leitung von Kantor Thomas Nüdling sowie mit Unterstützung einer kleinen Band, bestehend aus Pia-Maria Sauer (Saxophon) und Thomas Frühinsfeld (Schlagwerk), erklangen Sätze, die die Seligpreisungen und deren Inhalt thematisierten.
Das bekannte Lied „Wer glaubt, ist nie allein“ (Hagen Horoba / Christian Dostal) näherte sich dem Projekttitel nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich korrespondierte es mit den Seligpreisungen: In wechselnden chorischen Besetzungen kündete es von allumfassender Liebe, tragender Hoffnung und einem erfüllten Leben.
Peter Janssens „Selig seid ihr“ erklang im Wechsel mit der Gemeinde. Zwischen die einzelnen Strophen setzte der Chor schmissig Christoph Kießigs „Ihr sollt ein Segen sein“, das die Strophen des Gemeindeliedes nicht nur ergänzte, sondern mit ihm kombinierbar war.
Mit zwei Sätzen aus Thomas Nüdling brandneuer „Missa in F“ wurden die Liturgie treffend bestückt: Aus den herrlichen Linien der Saxophon-Oberstimme schälte sich sowohl im „Kyrie“ als auch im „Agnus Dei“ jeweils der Chorpart heraus, der mit Texten und Sologesängen seine vertiefende Wirkung fand.
„The Beatitudes Song“ von Matt Mason war die musikalische Adaption des biblischen Textes nach dem Evangelisten Matthäus (Kapitel 5, Verse 1 bis 16): Würdevoll entfalteten sich in den Strophen die Inhalte der Seligpreisungen.
Der Refrain öffnete sich in einer frischen Freude der Aufforderung Jesu, damit „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ zu sein. Einfach herrlich!
Pastor Dr. Jürgen Kämpf ging in seiner Predigt in Schleid auf das Heilige Jahr 2025 ein und entfaltete anhand des dazugehörigen Schreibens von Papst Franziskus „Spes non confundit“ („Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“) die biblischen Texte des Sonntags. Es gebe keine Menschen ohne Hoffnung. Die Hoffnung der Christen liege im auferstandenen Jesus Christus.
Pfarrerin Heike Dietrich ging in Tann von der Frage nach dem eigenen Glück aus: Manche suchten es im Beruf, andere in der Familie, wieder andere in Macht und Finanzen.
Dem stelle Jesus in den Seligpreisungen ein ganz anderes Konzept gegenüber, mit dem er die Weltsicht veränderte: Unscheinbare und Unwichtige, Benachteiligte und Belächelte würden als Selige, als Glückliche gelten.
Besonders erfreut zeigte sich die Tanner Pfarrerin über die großartige Resonanz des Projekts: Viele hätten damit gezeigt, dass sie in Musik ihr Glück finden.
Der Segen der Projektchor-Gottesdienste wird traditionell gemeinsam von Chor und Liturgen gespendet; so auch dieses Mal: Während „Der Chor“ Josef Schäfers „Der Herr segne und behüte uns“ sang, breiteten Pastor Dr. Jürgen Kämpf und Diakon Thomas Kranz (Schleid) sowie Pfarrerin Heike Dietrich (in Tann) Hände über die Gottesdienstbesucher aus und sprachen ihre Segensworte. Ein wunderbarer Abschluss eines wunderbaren Projekts.
Das nächste Projekt „Ein Herz und eine Seele“ startet am 31. August. Aufführungen sind für den 20. September in Schwarzbach und 21. September in Tann geplant. Neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dann herzlich willkommen.