Mitteilung des Tierschutzvereins Meiningen
Kaum ein Tag vergeht zurzeit, ohne dass jemand dem Meininger Tierschutz einen Jungvogel meldet, der vermeintlich aus dem Nest gefallen und nun hilf- und schutzlos ist.
In jedem Frühjahr tritt dieses Phänomen auf und bringt die Finder der kleinen Federtierchen in Gewissensnöte. Sie wollen helfen, wissen aber nicht wie. Wann ist es tatsächlich notwendig einzugreifen? Oder sollte man die Nestlinge und Ästlinge besser in Ruhe lassen?
Der Tierschutzverein und das Tierheim sind oft die Ansprechpartner oder Anlaufstellen. Spätzchen, Meisen, Singdrosseln … alles war vertreten in den letzten Wochen.
Doch das Einsammeln wäre in einigen Fällen gar nicht nötig gewesen. Wie aber entscheidet man sich richtig?
Der Deutsche Tierschutzbund gibt in seiner Broschüre „Jungvögel in Not“ (kann online auf der Seite des Deutschen Tierschutzbunds heruntergeladen werden) Tipps, wie man in einer solchen Situation erkennt, was zu tun ist.
Empfohlen wird zunächst, die Situation gut zu beobachten, bevor man eingreift. Ist der Vogel verletzt, gehört er wirklich in die Hände einer tierärztlichen Praxis oder ins Tierheim.
Ist das aber nicht der Fall, sollte man als Nächstes überprüfen, ob der Vogel komplett gefiedert ist. Falls nicht, handelt es sich um einen Nestling, der behutsam zurück ins Nest gesetzt werden muss, wenn man dieses ausfindig machen und erreichen kann.
Denn dort werden sie von ihren Eltern wieder beschützt und versorgt. Übrigens stört es die Elterntiere gar nicht, wenn ihr Junges von Menschen berührt wurde. Zu diesen Nesthockern, die nackt zur Welt kommen, gehören zum Beispiel Tauben, Spechte und Singvögel.
Bleibt die Suche nach ihrem Nest allerdings ergebnislos, hilft nur noch als letzter Ausweg, das Vogelbaby zum Tierschutz zu bringen.
Sollte das Tierchen aber befiedert sein, handelt es sich um einen Flüggling bzw. Ästling. Die sind durchaus nicht aus dem Nest gefallen. Es ist ein ganz normales Verhalten, dass solche Vögelchen am Boden hocken, wo sie von ihren Eltern versorgt werden.
In diesem Fall sollte man nur sicherstellen, dass das Vogelkind nicht in Gefahr ist – sei es durch Katzen und andere Tiere oder durch Straßenverkehr.
Man setzt den kleinen Piepmatz behutsam an einen sichereren Ort, wie etwa auf eine Hecke, wo er von den Eltern gefunden und weiter versorgt werden kann. Ansonsten sollte man gar nicht eingreifen.
Kurzum: Nur unbefiederte Jungvögel ohne auffindbare Kinderstube oder verletzte Nestflüchter sind wirklich auf menschliche Hilfe angewiesen.
Und was dann? Dann kann man das Vögelchen vorsichtig in einen ausgepolsterten Karton setzen, vielleicht in ein Handtuchnest, und ihn ins Haus holen, um über Tierschutzvereine oder über Internetsuche schnellstmöglich Profihilfe zu organisieren.
Denn die sehr schwierige Aufzucht junger Vögel gelingt – wenn überhaupt - fast nur in erfahrenen Händen.