Gastbeitrag von Manuela Henkel
Seit 100 Jahren gibt es den Männergesangverein „Concordia“ Borsch. Mit 50 Mitgliedern ist es einer der Vereine im Ort, der wie kaum ein anderer für die Werte von Zusammenhalt, musikalischer Tradition und kultureller Vielfalt in der Region steht.
Die Geschichte des Vereins ist ein eindrucksvolles Zeugnis gelebter Dorfgemeinschaft und musikalischer Leidenschaft über Generationen hinweg.
Gegründet wurde der Verein am 28. Juni 1925 in der Gaststätte „Zum Schwarzen Adler“ in Borsch mit 13 Mitgliedern als katholischer Männergesangsverein.
Der Name „Concordia“, abgeleitet vom lateinischen Wort für „Eintracht“, war und ist das Motto der gesangesfreudigen Männer bis heute. Zu den Gründungsmitgliedern zählten damals Lehrer Karl Paul (Dirigent), Franz Ullrich (Vorsitzender) sowie Karl Henkel, der als Schriftführer und Kassierer wirkte. Das erste gemeinsam gesungene Lied war „Brüder, lagert euch im Kreise“.
Der erste größere Auftritt erfolgte zwei Jahre später beim Bundessängerfest des Rhönsängerbundes „Ulstertal“ in Borsch.
1928 schaffte sich der Chor eine kunstvoll bestickte Vereinsfahne an, die bis heute erhalten ist, allerdings bei offiziellen Auftritten von einer neuen Fahne ersetzt wird.
Ende 1928 integrierte „Concordia“ einen Zither- und Mandolinenclub, führte Kappenabende durch und brachte beliebte Theaterstücke wie „Herrgottswinkel“ auf die Bühne. In den folgenden Jahren wuchs der Chor stetig.
Die 1930er-Jahre standen im Zeichen wachsender Not und politischer Umbrüche und der gemeinsame Gesang bot den Menschen in schwierigen Zeiten Halt und Lebensfreude.
1932 nahm „Concordia“ am Bundessängerfest auf dem Theobaldshof teil und 1935 übernahm Lehrer Ludwig Faber die musikalische Leitung. Der Zweite Weltkrieg brachte die Vereinsarbeit fast vollständig zum Erliegen – viele Sänger wurden eingezogen, einige kehrten nicht mehr zurück.
Erst 1958, unter der Leitung von Walter Möller aus Geisa, wurde der Probenbetrieb wieder aufgenommen. Möller, auch Organist der Borscher Kirche, leitete den Chor bis 1966. Danach ruhte die Chorarbeit erneut.
Erst 1973 gelang durch Paul Siebert die erneute Neubelebung des Vereinslebens. Wigbert Henkel wurde Dirigent, ein neuer Vorstand gewählt – der Chor zählte nun wieder 26 aktive Sänger.
Das 50-jährige Bestehen wurde 1975 groß gefeiert – mit Umzug, Freundschaftssingen und viel Musik. Es folgten weitere Erfolge: Erste Bewertungen bei Einstufungssingen („Grundstufe – Gut“ 1976, „Mittelstufe – Gut“ 1979), zahlreiche Sängerfeste und der Aufbau enger freundschaftlicher Kontakte, etwa nach Pferdsdorf oder Schwarza.
1983 gestaltete der Chor die Altarweihe der frisch renovierten Pfarrkirche St. Maria Magdalena mit, bei der Bischof Dr. Joachim Wanke zelebrierte. Zum 60-jährigen Jubiläum 1985 gab es erneut ein großes Sängerfest mit Festumzug und Gastchören.
Trotz zunehmender politischer Einflussnahme auf die Kulturarbeit in der DDR gelang es dem Vorstand, die Eigenständigkeit des Vereins zu wahren und das musikalische Niveau weiter zu heben.
Ein unvergesslicher Moment der Vereinsgeschichte war der 2. Dezember 1989: Einige Wochen nach der Grenzöffnung sorgte beim bewegenden Begrüßungsfest im hessischen Steinbach der Auftritt des Männergesangsvereins „Concordia“ für Gänsehautmomente.
Die Lieder des Chores wurden zur klangvollen Botschaft von Freiheit und Wiedervereinigung – und machten das Fest zu einem Meilenstein der Vereinsgeschichte.
Noch im selben Jahr trafen sich erstmals die Vorstände des Männergesangvereins „Cäcilia“ Rasdorf und des Männergesangsvereins Borsch – der Beginn einer bis heute gelebten Chorfreundschaft.
Mit gemeinsamen Liederabenden, Konzerten und traditionellen Veranstaltungen wie dem „Peter-und-Paul-Treffen“ oder dem weihnachtlichen Gemeinschaftskonzert wurde eine musikalische Brücke zwischen Thüringen und Hessen geschlagen.
Seit 1992 übernahm Bernhard Reuter für beide Chöre das Amt des Dirigenten. Heute dirigiert Dorothee Abel-Brehl die insgesamt 34 aktiven Sänger. Vereinsvorsitzender ist Steffen Bernhard.
Das 100-jährige Jubiläum wurde im Rahmen einer festlichen Woche gemeinsam mit dem ebenfalls 1925 gegründeten Sportverein Borsch um das Fronleichnamsfest herum gefeiert – ein würdiger Rahmen für ein Jahrhundert Vereinsgeschichte.
Dabei konnte Vereinsvorsitzender Steffen Bernhard auch zahlreiche langjährige Vereinsmitglieder auszeichnen.
Die Geschichte des Männergesangsvereines Concordia ist letztlich ein Spiegel der bewegten Geschichte der Region – und ein lebendiges Beispiel dafür, wie Musik Menschen verbinden und Generationen überdauern kann.