Himmelsvorschau: Der Vollmond & die Landwirtschaft, Sommersterne & Liebeslichter

Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck

Was uns die Sterne im Juli bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.

„Inmitten aller Sterne wohnt – Der stille wunderschöne Mond“, reimt der Rhöner Sternenpoet Roland Müller. Mit dieser Stille war es jedoch im Juni vorbei, als plötzlich in ganz Deutschland vom „Erdbeermond“ die Rede war.

Eine amerikanische Erfindung – hierzulande wird der 6. Vollmond im Jahreslauf als „Brachmond“ bezeichnet und erinnert damit an die Zweifelderwirtschaft des Mittelalters, als im Juni die Äcker unbewirtschaftet brachlagen.

Im landwirtschaftlichen Kontext schließt sich auch gleich der Juli-Vollmond am 10. Juli an, der „Heumond“ genannt wird, da früher im Juli die erste Heu-Mahd eingebracht wurde.

Diese altertümlichen Bezeichnungen lassen erkennen, wie sich die Landwirtschaft verändert hat. Nichts geändert hat sich am Gang des Mondes – und so wird er auch im Juli sehr tief am Horizont stehend seine Reise am Himmel fortsetzen. Der Juli startet und endet mit der zunehmenden Sichel, Neumond ist am 24. Juli.

Sonne, Sommer, Riesen-Stern

Astronomisch hat nun der Sommer begonnen, und am 3. Juli passiert die Erde den entferntesten Punkt ihrer Bahn um die Sonne. 152 Millionen Kilometer trennen dann die beiden Himmelskörper.

Im Westen verabschieden sich nun nach und nach die Frühlingssternbilder Löwe und Jungfrau, während uns das Sternbild Bootes mit dem hellorange-farbenen Arktur noch erhalten bleibt.

Im Laufe des Julis wird der gesamte Südhimmel zur Augenweide. Jetzt sind die beeindruckenden Sternbilder Skorpion und Schütze gut zu sehen.

Während der Schütze sich als wahre Funkelkammer horizontnaher Sterne zeigt, besticht das Sternbild Skorpion vor allem wegen seines Hauptsterns Antares: Als alter Stern leuchtet er auffällig rötlich, und mit seiner ca. 12-fachen Sonnenmasse hat er das Zeug, in einer gigantischen Sternexplosion, einer sogenannten Supernova, zu enden.

Zum Glück ist er mit 600 Lichtjahren weit genug entfernt. Am 7. Juli steht der Mond nahe Antares und hilft somit beim Auffinden.Im Bereich dieser beiden Sternbilder liegt das Zentrum unserer Milchstraße, weshalb dort die höchste Sternendichte herrscht. Hier lohnt sich ein „Spaziergang“ am Himmel mit dem Fernglas – man wird auf einige ungewöhnliche Strukturen treffen.

Oberhalb zwischen Skorpion und Schütze befindet sich der Schlangenträger als mächtiges, aber wenig auffälliges Sternbild, das Asklepios, dem Gott der Heilkunst, gewidmet ist.

Den Zenit dominiert nun der Herkules – umrahmt von der Nördlichen Krone und der Leier, einem der drei berühmten Sommersternbilder neben dem Adler und dem Schwan.

Sommerzeit ist Milchstraßenzeit! Diese füllt nun von Osten her den Himmel mit ihrem überquellenden Sternenreichtum und wird den August verzaubern.

Die Liebeslichter des Sommers

Nicht nur die Sterne und der Mond sind in der Nacht als natürliches Licht sichtbar, sondern auch die der Glühwürmchen. Ihr Liebeslicht leuchtet zur Hochzeit im Juli – aber nur, wenn künstliche nächtliche Beleuchtung im Freien sie nicht daran hindert.

Ohne Kunstlichteinfluss lässt sich der Mars nun am Westhimmel gerade noch so im Sternbild Löwen blicken, während Saturn sich bereitmacht, seine Aufgänge in die zweite Nachthälfte zu verlegen.

Ab Monatsmitte ist er im Osten zu sehen. Wer früh aufsteht, ist den Anblick schon gewohnt: Es ist die helle Venus im Morgenlicht, die im Wintersternbild Stier die Blicke auf sich zieht.

Der 7. Juli ist in der chinesischen Tradition, was für uns der Valentinstag ist. Dazu passen ganz romantisch Sternschnuppen.

Sie sind Mitte des Monats als Objekte aus dem Delta-Aquariiden-Strom zu sehen, und – endlich – ab dem 16. Juli ist mit den ersten Perseiden zu rechnen, die zu den stärksten sichtbaren Sternschnuppenströmen der nördlichen Halbkugel zählen.

Da das Maximum der Perseiden Mitte August dieses Jahr Konkurrenz vom Vollmond bekommt, lohnt sich das Sternschnuppenzählen schon Ende Juli.

Rhöner Sternenparkwochen

Lassen Sie sich bezaubern von dem, was die Julinächte für uns alle bereithalten! Am 25. Juli beginnen die 6. Rhöner Sternenpark Wochen, die mit mehr als 90 Veranstaltungen ein abwechslungsreiches Programm rund um Sonne, Mond und Sterne sowie das Thema Schutz und Wert der zauberhaften Dunkelheit bieten.

Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.

Hintergrund: Sternenpark Rhön

International Dark Sky Reserve: Dieser Titel wurde dem länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön auf Antrag der Regionalen Arbeitsgemeinschaft der Rhöner Landkreise (ARGE Rhön) im Sommer 2014 verliehen.

Die International Dark Sky Association (IDA) vergibt den Titel an Schutzgebiete mit einem sternreichen Himmel und einer weitgehend intakten Nachtlandschaft, die wegen ihres ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Werts beziehungsweise ihrer Bedeutung für Bildung und Erholung großräumig geschützt werden. In Deutschland heißen diese Gebiete Sternenpark.

Die Kulisse des Sternenparks Rhön erstreckt sich im Wesentlichen über das Gebiet des Biosphärenreservats. Mehr als 40 Kommunen in Hessen, Bayern und Thüringen haben freiwillig die Sternenpark-Beleuchtungsrichtlinien unterzeichnet.

Aber auch Kommunen außerhalb der Gebietskulisse beteiligen sich am Schutz der Nacht. Ziel ist, Lichtverschmutzung bestmöglich zu reduzieren – also zu verhindern, dass künstliche Beleuchtung den Nachthimmel und somit wiederum die Natur und Schutzgebiete aufhellt. Rechtliche Grundlagen liefert unter anderem das Bundesnaturschutzgesetz.

Zu den Maßnahmen im Sternenpark zählen die Umrüstung von Beleuchtungsanlagen unter Beachtung von Parametern wie zielgerichtete Lichtlenkung, warme Lichtfarben mit geringem Blauanteil und bedarfsorientiere Beleuchtung und Intensität, aber auch zeitweise Abschaltung in der Nacht, für die sich Kommunen und Unternehmen freiwillig entscheiden.

Das Projekt Sternenpark ist aber nicht nur ein relevanter Bestandteil im Klima- und Artenschutz in der Region, sondern die Region profitiert auch im Bereich Tourismus und Erholung von der Auszeichnung.

Im Sinne einer umweltfreundlichen Besucherlenkung und der Umweltbildung wurden Angebote wie Sternenparkführungen und Himmelsschauplätze entwickelt.

Die Auszeichnung der IDA ist nicht auf Dauer verliehen, sondern die Maßnahmen werden jährlich evaluiert. Der Sternenpark Rhön ist somit ein Gemeinschaftswerk der Kommunen, Unternehmen und den Menschen, die in der Region leben.

Rund um das Thema Beleuchtung erhalten Kommunen, Vereine und Gewerbetreibende, aber auch Privatleute Beratung. Auch Fördermittel stehen unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung.

Ansprechpartner sind die Fachstelle Sternenpark beim Landkreis Fulda sowie die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats in Hessen, Bayern und Thüringen.

Infos zum Sternenpark

Ausführliche Informationen zum Sternenpark, zum Thema Schutz der Nacht und umweltverträgliche Beleuchtung sowie Infos zu Erlebnisangeboten im Sternenpark Rhön: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark