Unterrothof: Muttergotteskapelle als Zeichen des Friedens eingeweiht

Gastbeitrag von Manuela Henkel

Schon seit 1882 steht eines Muttergottesfigur im Garten der Familie Schwert auf dem Unterrothof. Diese wurde in den letzten Jahren umfangreich von Clemens Leister aus Kranlucken restauriert und von seinem Bruder Gerhard Leister aus Bermbach mit einer kleinen Kapelle überdacht und optisch ansprechend eingerahmt.

Pastor Dr. Jürgen Kämpf nahm Anfang der Woche mit zahlreichen Gläubigen aus dem Geisaer Land die Einweihung vor.

„Errichtet zu Ehren der Himmelskönigin und ihres göttlichen Sohnes von den Eheleuten Karl Schwert und Leopoldine, geb. Mihm aus Haselstein“ - so kann man auf dem Sockel der im neuen Glanz erstrahlenden Muttergottes lesen.

Über Jahrzehnte wurde die Figur von Rosa Schwert und ihrem Mann Josef, einem Nachkommen der Erbauer, gepflegt.

„Zu DDR-Zeiten hatten wir kaum Möglichkeiten, sie zu schützen. Wenn sie grün wurde, haben wir sie sauber gemacht – mehr konnten wir nicht tun“, berichtete Rosa Schwert.

Seitdem hegte sie immer wieder den Wunsch die Figur zu überdachen, um sie vor der Witterung zu schützen. Aber wie das ganze aussehen sollte, dazu konnte sie sich lange nicht entscheiden.

Eines Tages plante sie mit ihrer Tochter Christin ihre andere Tochter Anja im Kloster zu besuchen. Damit sie einen gemeinsamen Termin fanden, legte Christin ihr einen Kalender hin.

„Es war Januar“, erinnert sich Rosa Schwert noch ganz genau. „Ich schlug allerdings spontan die Juliseite des Kalenders auf und da wusste ich wie die Überdachung für unsere Muttergottes aussehen sollte.“

Ein Bild der Kapelle von Fátima im Kalender war es, welches sie inspirierte. „Christin, genau das habe ich gesucht!“, rief sie voller Begeisterung. Das war vor etwa zehn Jahren.

Die Frage kam auf, wer könnte solch eine Kapelle bauen. Rosa Schwert wandte sich an verschiedene Architekten, kam dort aber nicht weiter.

„Also fing ich an zu beten“, berichtete sie. „Gott hilft immer weiter!“ Als sie eines Tages an einem Freitagabend im Frühjahr 2016 in Gedanken in der Kranluckener Kirche versunken war und Gott wieder um Unterstützung bat, stand diese promt nach dem Gottesdienst auf dem Kirchplatz.

Es war Gerhard Leister, Maurer und Unternehmer aus Bermbach, den Rosa Schwert spontan mit den Worten ansprach: „Dich hat der liebe Gott geschickt!“.

Sie holte rasch den Kalender mit dem Bild der Fátima-Kapelle aus ihrem Auto, das sie seit Monaten mit sich trug und erklärte ihm ihr Vorhaben.

„Mein erster Gedanke war nur, wie soll das denn funktionieren“, berichtete Gerhard Leister bei der Einweihung auf dem Unterrothof. Solch ein Vorhaben hatte er doch noch nie umgesetzt.

Er nahm das Bild aus dem Kalender und machte sich Gedanken darüber, wie man so etwas bewerkstelligen konnte. Im Oktober desselben Jahres wurde dann mit dem Bau der Kapelle begonnen.

Die Firma Egbert Kiesler aus Motzlar führte die Bagger- und Erdarbeiten aus. Gerhard Leister betonierte im Anschluss die Fundamente und die Betonsohle und startete umgehend mit den Maurerarbeiten.

Die Eckpfeiler, Rundbögen und die vier Giebelseiten wurden aus Ziegelsteinmauerwerk hergestellt. Die Decke besteht aus einem Kreuzgewölbe.

„Die Herstellung der Schalung war eine echte Herausforderung“, berichtete Gerhard Leister. Besonders auffallend sind die vier Tauben auf dem Dach der Kapelle, die sich auch in Fátima wiederfinden.

Sie blicken in die vier Himmelsrichtungen und stehen sinnbildlich für den Frieden sowie für den Heiligen Geist und die weltweite Botschaft der Erscheinungen in dem bekannten Wallfahrtsort.

Im Herbst 2017 konnte Gerhard Leister die restlichen Rohbauarbeiten beenden. Das Dach und die Kupferabdeckung wurden angebracht und anschließen die Putz- und Malerarbeiten ausgeführt.

Im Winter 2022/2023 begann sein Bruder Clemens Leister die Figur der Muttergottes umfangreich in vielen Stunden zu restaurieren. Dabei bekam sie auch einen farblichen Anstrich.

Im Frühjahr 2023 bekam fand die Statue dann ihren Platz in der neuen Kapelle. Im Anschluss wurde noch die Außenanlage erneuert.

„Dieser besondere Ort hier ist ein Ort des Gebetes, der Hoffnung und der Stille“, betonte Pastor Dr. Jürgen Kämpf in seiner Ansprache während der Einweihung. Die Marienerscheinungen in Fátima fanden 1917 während des 1. Weltkrieges statt.

„Auch heute leben wir wieder in unsicheren Zeiten“, so Pastor Kämpf. „Maria von Fátima lehrt: kein Friede ohne Umkehr, kein Friede ohne Gott.“

Frieden werde nicht nur verhandelt, er muss vor allen Dingen erbeten werden, ist sich der Priester sicher. Im Anschluss wurde zum gemeinsamen Austausch und Essen eingeladen.

„Mit der Einweihung der Kapelle ist für mich mit Gottes Hilfe ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen“, sagte Rosa Schwert voller Rührung und Dankbarkeit.