Wichtige & zentrale Zukunftsaufgabe – Interessante Vorträge zum Thema Pflege in Eichenzell

Gastbeitrag von Udo Bauch

Demenzerkrankungen zeigen sich in vielen Gesichtern, doch eines bleibt unverändert: Gute Pflege ist eine der drängendsten gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit.

Die Pflegeversicherung bietet in Deutschland vielfältige Leistungen, doch die Herausforderungen im Alltag pflegender Angehöriger sind enorm.

Die erste Vortragsveranstaltung des Eichenzeller Projekts „Pflegende An- und Zugehörige im Quartier – Gesundheit fördern, Prävention stärken“ machte deutlich, wie wichtig menschenwürdige Pflege, solidarische Unterstützung und langfristig angelegte Präventionsangebote sind.

Im ganz frisch eröffneten Smart City Forum Eichenzell setzte Andrea Tabaka, AWO-Quartiersmanagerin, einen eindrucksvollen Auftakt für eine Veranstaltungsreihe, die das Quartier stärken und pflegende Angehörige sichtbar machen soll.

Das übergeordnete Ziel ist klar: Die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen, Belastungen zu mindern und ihnen eine klare Orientierung im komplexen Geflecht der Pflegeleistungen zu bieten.

Mit warmer Gastfreundschaft hieß Andrea Tabaka die Teilnehmenden willkommen, skizzierte prägnant das Programm und stellte die Referentinnen und Referenten vor.

Wesentliche Botschaften der Veranstaltung

Die Bedeutung menschenwürdiger Pflege: Pflege darf sich nicht auf Belastungen und Kosten reduzieren. Sie ist Ausdruck unserer gemeinsamen Verantwortung und ein zentrales Element der sozialen Gerechtigkeit. Menschenwürde, Autonomie und Selbstbestimmung stehen für pflegebedürftige Menschen wie auch für deren Angehörige an erster Stelle.

Wertvolle Leistungen der Pflegeversicherung: Die Pflegeversicherung bietet Schutz im Ernstfall und ermöglicht Hilfe, Begutachtung, Zuschüsse und ambulante wie stationäre Unterstützung.

Gleichzeitig wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, Anreize zu schaffen, damit Betroffene rechtzeitig und zielgerichtet Hilfen nutzen können.

Leistung der pflegenden Angehörigen: Pflegende Angehörige tragen eine immense gesellschaftliche Leistung. Sie ermöglichen es Pflegebedürftigen, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung zu bleiben, schaffen Stabilität im familiären Umfeld und entlasten das Gesundheitssystem erheblich.

Ihre Arbeit verdient Anerkennung, Ausstattung mit Ressourcen und verlässliche Unterstützungsstrukturen.

Herausforderungen bei der häuslichen Pflege: Hohe Alltagsbelastungen, emotionale Belastungen, zeitliche Einschränkungen und finanzielle Lasten gehören zu den häufigsten Hürden. Demenzerkrankungen erfordern zudem besondere Sensibilität, Geduld und individuell angepasste Betreuungsstrategien.

Zahlreiche Praxisberichte und Erfahrungswerte

Udo Bauch, ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Gemeinde Eichenzell, eröffnete die Vorträge des Abends mit einer fundierten Übersicht zu den Leistungen der Pflegeversicherung.

Er erläuterte verständlich den Ablauf von Begutachtungen, gab praxisnahe Hinweise zur Beantragung von Leistungen und veranschaulichte, wie Betroffene und Angehörige die Angebote zielgerichtet nutzen können.

Dabei hob er hervor, dass eine rechtzeitige Antragstellung und eine transparente Kommunikation mit den Pflegekassen entscheidend sind, damit Betroffene rasch Unterstützung erhalten.

Kritisch wies er zudem auf die hohen Eigenanteile bei der Unterbringung in Pflegeheimen hin und verdeutlichte, welche Faktoren diese Kosten beeinflussen.

Gleichzeitig betonte er unmissverständlich den wertvollen Schutzstatus der Pflegeversicherung: Sie bietet in Notfällen verlässliche finanzielle Sicherheit, ermöglicht notwendige Begutachtungen und schafft Zutritt zu ambulanter sowie stationärer Unterstützung.

In seinen Ausführungen verband er sachliche Kritik mit praktischen Lösungsansätzen, um die Barrieren im Versorgungsprozess für pflegebedürftige Menschen und ihre Familien spürbar zu reduzieren.

Gemeindepflegerinnen Mona Mühling und Michaela Romeis vom Pflegestützpunkt des Landkreises Fulda führten die Zuhörerinnen und Zuhörer behutsam in die Vielfalt hilfreicher Hilfsmittel ein und erläuterten praxisnah konkrete Unterstützungsangebote, die Pflege und Alltagsbewältigung deutlich erleichtern.

Sie zeigten anschaulich, wie Alltagsgegenstände, technische Assistenzsysteme und moderne Hilfsmittel das selbstständige Leben ermöglichen oder erleichtern können – von sicheren Alltagshilfen im Haushalt über Mobilitätshilfen bis hin zu digitalen Unterstützungsangeboten, die den Kontakt zu Fachstellen erleichtern.

Darüber hinaus stellten sie sinnvolle Wege vor, wie pflegende Angehörige entlastet werden können. Dazu gehören koordinierte Versorgungsangebote, flexible Entlastungsstrukturen, professionelle Beratung und individuelle Entlastungspläne, die auf die jeweilige Familiensituation zugeschnitten sind.

Die Referentinnen betonten dabei praxisnahe Strategien zur Reduzierung von Dauerbelastung, wie zeitnahe Hilfsmittelversorgung, Entlastungsdienste vor Ort und die Einbindung lokaler Netzwerke, damit Pflege und Pflegealltag für alle Beteiligten nachhaltiger und besser zu bewältigen sind.

Christina Marg vom Pflegestützpunkt Fulda und dem Demenzforum Fulda führte die Zuhörerinnen und Zuhörer auf interaktive Weise behutsam in das vielschichtige Thema Demenzerkrankungen ein.

Sie verdeutlichte anschaulich die Vielfältigkeit von Demenzerkrankungen – von unterschiedlichen Verlaufsformen bis hin zu individuellen Belastungen im Alltag – und betonte dabei eindringlich, dass Selbstfürsorge und verlässliche Unterstützungssysteme kein Luxus, sondern eine notwendige Grundlage sind.

In ihrem Vortrag nahm sie die Perspektiven von Betroffenen, Angehörigen und Pflegenden gleichermaßen ernst: Sie erklärte, wie sich erste Warnsignale erkennen lassen, welche Hilfs- und Entlastungsangebote verfügbar sind und wie man rechtzeitig geeignete Unterstützungsnetzwerke aufbaut.

Durch konkrete Fallbeispiele zeigte sie praxisnahe Wege auf, den Alltag mit Demenz besser zu organisieren – von adaptiven Alltagsstrukturen über Gedächtnisstützen bis hin zu sinnvollen Aktivierungs- und Kommunikationsstrategien, die die Lebensqualität verbessern können.

Darüber hinaus beantwortete sie geduldig eine Reihe offener Fragen der betroffenen Angehörigen.

Abgerundet wurden ihre wertvollen Impulse durch Hinweise auf lokale Anlaufstellen, Beratungsangebote und Netzwerke, die verlässlich Unterstützung bieten und den Alltag erträglicher gestalten können.

AWO-Quartiersmanagerin Andrea Tabaka hat Steuerungskreis ins Leben gerufen

Das Projekt „Pflegende An- und Zugehörige im Quartier – Gesundheit fördern, Prävention stärken“ des AWO-Bundesverbands e.V. wird vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) gefördert und in Kooperation mit weiteren Trägern umgesetzt.

Ziel ist es, in fünf bundesweiten Quartieren – darunter Eichenzell – nachhaltige Unterstützungsangebote zu entwickeln, die pflegende Angehörige stärken und das Leben im häuslichen Umfeld erleichtern. Im Mittelpunkt stehen die Pflegepersonen als Expertinnen und Experten für ihre eigene Gesundheit und ihr Umfeld.

Andrea Tabaka hat einen Steuerungskreis für pflegende Angehörige ins Leben gerufen, der von Fachleuten, Inklusionsnetzwerkerinnen und Sozialraumakteuren begleitet wird. Geplant sind regelmäßige Veranstaltungen und Informationsangebote, die den Austausch fördern und konkrete Hilfestellungen bieten.

Nach den abwechslungsreichen Vorträgen gab es Austausch bei Imbiss und Tombola. Die Teilnehmenden und Referierenden zeigten sich durchweg zufrieden mit der Veranstaltung und dem gezeigten Engagement für eine menschenwürdige Pflege.