1894 in Frankenheim & Birx: Das Jahr der Stürme & des Feuers

Gastbeitrag von Siegfried Hartmann

Das Jahr 1894 brachte den Gemeinden Frankenheim und Birx ein Wechselspiel von Stürmen, Frost, Regen und schließlich Feuer. Schon der Februar begann mit tobenden Winden, die Dächer deckten und die Kirche beschädigten.

Das Frühjahr war von Trockenheit und Kälte gezeichnet, bis in der Nacht vom 4. zum 5. Mai ein Frost von minus drei Grad die Obstblüte vernichtete. Am 28. Mai lag gar fußhoher Schnee über den Feldern.

Der Sommer blieb kalt und nass. Die Roggenernte war zwar ordentlich, doch die Kartoffeln verfaulten klein und krank in den Böden. Und dann kam der verhängnisvolle Freitag, der 13. April.

Der große Brand

Gegen zwei Uhr nachmittags stürzte das Dienstmädchen Agathe Hartmann ins Pfarrhaus: „Herr Pfarrer, es brennt!“ Am Dach der Abe’schen Doppelscheuer loderten Flammen. Binnen Minuten stand ein Teil des Dorfes in Brand.

Verloren gingen die Häuser von Georg Friedrich Röll, Johann Edmund Dietzel, Heinrich Gottlieb Abe, Wilhelm Abe II, Wilhelm Gottlieb Abe, Christian Gottlieb Friedrich III, Bernhard Dietzel, Georg und Emil Stepper sowie Ludwig Wilhelm Rauch.

Die ganze Gemeinde kämpfte. Unter Leitung von Pfarrer Schultz und Forstaufseher Abe wurden Eimerkette um Eimerkette gebildet, während die Glocken schrillten. Hilfe kam aus Birx, Leubach und Hausen. Noch am selben Abend lagen zehn Wohnhäuser und Scheunen in Schutt und Asche.

Doch die Dorfgemeinschaft hielt fest zusammen. Ein Hilfskomitee mit Bürgermeister Robert Abe, Lehrer Berthold Gerlach, Fabrikant Adolf Dümmler, Gemeinderat Gustav Barthelmes und der tatkräftigen Gemeindeschwester Adelheid Baur sammelte Spenden. Schon im Herbst standen die neuen Häuser.

Die Nachkommen

Das Feuer von 1894 riss tiefe Wunden – aber es löschte die Familien nicht aus.

Von Heinrich Gottlieb Abe und seinen Verwandten leben heute noch Nachfahren wie Kurt Weisheit, Renate Jecht und Anette Schmuck in der Rhön.

Aus der Linie von Christian Gottlieb Friedrich III finden wir Hamme Willi, Hans-Jürgen Schmuck, Christina Eifert, Karla Fey, Viola Neumann, Barbara Marschall und K.-H. Klein.

Auch die Bauernsippen von Georg und Emil Stepper führten ihre Namen fort: heute sind noch Irene Fink-Schreiber, Eberhard Jung, Monika Teutscher und Angela Kurdinat Teil dieser Geschichte.

So stehen die heutigen Familien in lebendiger Verbindung mit jenen, die damals Haus und Hof verloren – aber durch Fleiß und Gottes Hilfe neu begannen.

Ein Jahr der Feste und der Trauer

Neben dem Unglück war 1894 auch ein Jahr voller Feste. Am 25. Januar feierte Frankenheim das 350-jährige Jubiläum der Reformation mit einem Festzug, Glockengeläut und Chorälen. Auch das 300. Geburtstagsgedenken Gustav Adolfs im Dezember erfüllte Kirche und Wirtshaus mit Lied und Dank.

Trauer aber kam, als im Oktober die Nachricht vom Tode des Erbgroßherzogs Karl August von Sachsen eintraf. Wochenlang läuteten mittags die Glocken, und in Birx wie Frankenheim fanden Gedenkgottesdienste statt.

Das Vermächtnis von 1894

Die Gemeinde überstand Frost und Feuer, Armut und Verlust. „Gott hat uns bewahrt“, schrieb Pfarrer Otto Schultz am Ende dieses Jahres. „Unsere Häuser mögen brennen – doch unsere Gemeinde bleibt im Glauben und im Frieden erhalten.“

Und noch heute – in den Familien Weisheit, Jecht, Schmuck, Eifert, Fey, Neumann, Marschall, Klein, Fink, Jung, Teutscher und Kurdinat – lebt die Erinnerung an das Jahr 1894 weiter.

Sie sind die lebenden Zeugen einer Chronik, die weit mehr ist als Geschichte: Sie ist ein Band von Generation zu Generation.