Gemeindepädagogin Melitta Ißbrücker verabschiedet sich in den Ruhestand

Gastbeitrag von Julia Otto

Nach rund 14 Jahren engagierter Arbeit im Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach verabschiedet sich Gemeindepädagogin Melitta Ißbrücker im Alter von 64 Jahren in den Ruhestand.

Ihre langjährige Tätigkeit wird an mehreren Orten des Kirchenkreises feierlich gewürdigt:

  • Freitag, 29. August, 16 Uhr: Familiengottesdienst zum Schulanfang in der St.-Ursula-Kirche in Kieselbach
  • Samstag, 30. August, 14 Uhr: Familiengottesdienst in der Johanneskirche in Vacha
  • Sonntag, 31. August, 14 Uhr: Familiengottesdienst im Rahmen des Gemeindefests in Oberzella

Melitta Ißbrücker war über viele Jahre hinweg in verschiedenen Gemeinden des Kirchenkreises tätig – darunter Zillbach, Möckers, Niederschmalkalden, Schwallungen, Vacha, Sünna, Dorndorf, Kieselbach, Frauensee und Tiefenort – und hat dort sichtbare Spuren hinterlassen.

Besonders am Herzen lag ihr die Arbeit mit Kindern und Familien, Frauenkreisen und Seniorengruppen. Sie gestaltete Familiengottesdienste, hielt Andachten, initiierte kreative Projekte und war für viele Menschen eine wichtige seelsorgerliche Begleiterin.

Ebenso organisierte sie mit großer Freude Ausflüge, Tagesreisen und Frauenfreizeiten. Auch die Netzwerkarbeit mit anderen Organisationen spielte für sie eine bedeutende Rolle – regelmäßig lud sie Referentinnen und Referenten in ihre Gruppen ein.

Vom Kirchenzweifel zur Berufung

Ihr Weg in die Gemeindepädagogik war alles andere als vorgezeichnet: „Ich bin zwar getauft, aber meine Familie hatte nie viel mit der Kirche zu tun“, erzählt sie.

Als Kind hatte sie kaum Berührungspunkte mit dem Glauben, und auch später fühlte sie sich der Kirche nicht zugehörig.

„Ich fand Kirche seltsam. Während der Konfirmandenzeit meiner Kinder fühlte ich mich als Mutter in der Kirche nicht willkommen. Es gab keine Angebote für junge Frauen. Ich fühlte mich nicht gesehen, nicht wichtig.“

Ein Wendepunkt kam im Jahr 2002: Der damalige Pfarrer Eberhardt Eichhorn aus Pferdsdorf veranstaltete eine „Open-House-Woche“ – mit christlicher Band im Kulturhaus statt klassischer Orgelmusik in der Kirche.

Eine völlig neue Form der Evangelisation, die Melitta Ißbrücker neugierig machte. „Eigentlich bin ich nur zur „Open-House-Woche“ dazugekommen, weil ich gerne dekoriere“, erinnert sie sich schmunzelnd.

Doch sie brachte sich ein – und erlebte Kirche plötzlich ganz anders: kreativ, lebendig, ungezwungen. „Wir sangen, tanzten und beteten auf eine Art, die mir völlig neu war. Besonders die persönlichen Gespräche mit den Brüdern der Christusträger haben mich tief bewegt.“

Diese Erfahrung markierte den Beginn ihrer spirituellen Reise. Es folgten Glaubenskurse bei der Christusträger-Bruderschaft in Triefenstein, die sie stark prägten.

2003 ließ sie sich im Alter von 42 Jahren von Pfarrer Eichhorn konfirmieren – ein bewusster Schritt, wie sie betont: „Das war mir wichtig.“

Beruflicher Neustart und Rückkehr zur Berufung

Kurz darauf engagierte sie sich ehrenamtlich in der Kirchengemeinde Pferdsdorf – und wurde gefragt, ob sie sich eine Tätigkeit in der Gemeindepädagogik vorstellen könne.

Sie zögerte nicht, absolvierte eine berufsbegleitende Ausbildung im Kloster Drübeck und arbeitete ab 2006 als Gemeindepädagogin im Kirchenkreis.

Zwischenzeitlich qualifizierte sie sich zusätzlich als Hospizhelferin beim Ambulanten Hospizdienst und nahm an einem 18-monatigen Grundkurs in Musiktherapie teil.

Nach einer intensiven Arbeitsphase gönnte sie sich eine fünfjährige Auszeit, in der sie neue Erfahrungen sammeln wollte.

Sie arbeitete in verschiedenen sozialen Bereichen, etwa als Betreuungsassistentin in einem Pflegeheim in Geisa und in einem Flüchtlingswohnheim in Fulda. 2021 kehrte sie in ihren Beruf der Gemeindepädagogik zurück – mit neuem Blick, aber ungebrochener Leidenschaft.

„Ich habe gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Menschen in der Gemeinde viel mehr gibt als die Arbeit im Pflegebereich“, erklärt sie.

„Besonders die Arbeit mit Kindern und Familien, aber auch die Seelsorge, ist mir ein Herzensanliegen. Ich möchte Räume schaffen, in denen sich Menschen öffnen, Vertrauen fassen und ihren Glauben auf ihre Weise leben können.“

Wandel der Gemeindepädagogik aktiv mitgestaltet

Im Laufe der Jahre hat Melitta Ißbrücker erlebt, wie sich die Rolle der Gemeindepädagogik verändert hat.

„Heute dürfen wir Gottesdienste gestalten, Seelsorge leisten und – mit entsprechender Qualifikation – sogar Abendmahl und Taufen durchführen. Das war früher undenkbar.“

Diese Entwicklung sieht sie positiv: „Das zeigt, wie gut wir ausgebildet sind – und dass Vertrauen in uns gesetzt wird. Es ist auch eine wertvolle Entlastung für die Pfarrerinnen und Pfarrer.“

Ihr Ziel war es echte Begegnungen zu ermöglichen: „Kirche muss erlebbar sein – nicht nur im Gottesdienst. Das kann auch bei einem Konzert oder einem Mitmachprojekt wie mit "Mike Müllerbauer" und einem Projektchor geschehen. Wichtig ist, dass Menschen sich entfalten können – auch außerhalb der Kirchenmauern.“

Die größte Herausforderung sieht sie heute in der zunehmenden Hektik des Alltags: „Familien haben wenig Zeit – Die Angebote sollten noch mehr auf die Bedürfnisse der Familien gestaltet werden und kreativer und ansprechender werden, damit wir die Menschen erreichen.“

Dennoch bleibt sie zuversichtlich: „Viele Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen von heute haben schon lange den Mut dazu, neue Wege zu gehen.

Sie bieten schon oftmals andere kirchliche Formate an. Kirche muss sich öffnen – für moderne Musik, neue spirituelle Formen, kreative Räume und eine verständlichere Sprache. Nur so kann sie auch für junge Menschen wieder relevant und ansprechend sein.“

Dank und Ausblick

Der Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach dankt Melitta Ißbrücker herzlich für ihren langjährigen, engagierten Dienst und wünscht ihr für den kommenden Lebensabschnitt Gottes Segen und alles Gute.

Melitta Ißbrücker ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder und lebt mit ihrer Familie in Pferdsdorf.

Auch im Ruhestand bleibt sie ihrer Gemeinde verbunden – mit ehrenamtlichem Engagement vor Ort und gelegentlichen Einsätzen im Kirchenkreis. Besonders möchte sie sich künftig der christlichen Naturspiritualität widmen, etwa durch Wanderungen oder Oasentage für Frauen.

„Viele Menschen sind auf der Suche nach echter Begegnung, nach Gemeinschaft, Authentizität und dem, was wirklich trägt“, sagt sie zum Schluss. „Diese Sehnsucht teile ich – und hoffe, dass ich sie auch weiterhin mit anderen teilen und erleben darf.“