Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten: Bad Salzungen siegt mit Grenz-Projekt

Gastbeitrag von Wolfgang Weber

Für ihre historische Auseinandersetzung mit dem Thema „Bis hierhin und nicht weiter – Grenzen in der Geschichte“ sind Schülerinnen und Schüler der 5. und 12. Klassen des Dr.-Sulzberger Gymnasiums mit einem thüringischen Landessieg für die beste Gruppenarbeit beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten prämiert worden.

Ihr Beitrag über den authentischen Ort Point Alpha mit dem Weg der Hoffnung und dem Grünen Band überzeugte die Jury vollends.

Im Rahmen eines Festaktes im Erfurter Rathaus nahm die Delegation aus Bad Salzungen nun als Belohnung eine Urkunde und ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro von Ministerpräsident Mario Voigt und Oberbürgermeister Andreas Horn entgegen.

Mit dem Wettbewerbstitel „Grenzenlose Freiheit: 35 Jahre Mauerfall und die Kraft der Friedlichen Revolution“ haben Dominik Denner, Philipp Erbe, Lara Glock, Ruben Hovhannisyan, Jonas Kallenbach, Letizia Mühlenbeck, Anna Rakowski, Julia Schröder, Lotte Schwarzer, Greta Baumgardt, Lara Becker, Lina Blaurock, Marvin Bley, Emil Dufft, Fiona Funk, Maike Hartung, Emma Heger, Paul Hoßfeld, Martha Iffarth, Lilly Herrmann, Charlotte Knapp, Pia Lipp, Nayla Löfflat, Fabian Mötzung, Ameer Rajoub, Marla Coleen Paasche, Linda Niebergall, Tabea Rübsam, Tom Scarbata, Jette Schmidt, Alina Schubert, Jonathan Seiferth, Luna Maria Wenzel, Maya Weyh, Julia Kalischewski, Svea Kroker, Hannah-Charlott Radloff sowie Antonia Wabra für das Dr.-Sulzberger-Gymnasium ein Projekt eingereicht, das über Wochen in der Schule sowie an außerschulischen Lernorten erarbeitet wurde.

Zum einen beschäftigen sich die 5. Klassen mit dem „Grünen Band“ und entwickelten kleine Texte zur Flora und Fauna dieses einzigartigen Naturmonuments.

Parallel erkundeten derweil die Schüler aus den 12. Klassen den „Weg der Hoffnung“ als künstlerische Verarbeitung von Diktaturerfahrungen im kommunistischen Ostblock. Dabei entwickelten sie in Form von Fotografien einen eigenen Blick auf den Skulpturenweg.

Gemeinsam mit den Tutoren Andrea Arnold, Bettina Möller und Christoph Kehl konzipierten die Lernenden dann eine Festveranstaltung zum 9. November 2024, die an die Maueröffnung vor 35 Jahren erinnerte, und bei der die Projekte dann zusammengeführt wurden.

Zum Gelingen der Veranstaltung trugen viele aus der Schulgemeinde bei, sodass der Preis des Geschichtswettbewerbs also auf den Schultern des Dr.-Sulzberger-Gymnasiums insgesamt ruht.

„Wir sind so glücklich, dass wir diese Auszeichnung für unser Gymnasium erreicht haben. Das Preisgeld wird wieder in neue Aktionen fließen und wir haben schon viele Ideen“, freute sich Arnold nach der Preisverleihung.

Und die Schüler waren natürlich stolz, als sie die Urkunde mit dem Gruppensieg von Ministerpräsident Mario Vogt entgegennahmen. Für die jüngeren Lernenden wird der Gruppenpreis Ansporn für die weitere schulische Arbeit sein.

Für die Jugendlichen der ehemaligen 12. Klasse, die ihre schulische Laufbahn bereits beendet haben, bedeutet der Sieg im Geschichtswettbewerb noch einmal eine Verbindung zu ihrem ehemaligen Gymnasium.

Aline Gros, die das Projekt vonseiten der Point Alpha Stiftung begleitet hatte, nahm ebenfalls am Festakt im Erfurter Rathaus teil. Sie beglückwünschte die Schüler: „Euer Projekt war etwas ganz Besonderes, weil verschiedene Jahrgangsstufen ein gemeinsames Ziel umgesetzt haben.“

Zu dem tollen Erfolg gratuliert auch der Vorstand der Point Alpha Stiftung mit Benedikt Stock und Philipp Metzler: „Mit ihren Objekten und Ausstellungen hat sich die Gedenkstätte Point Alpha zu einem herausragenden außerschulischen Lernort für den Unterricht entwickelt.

Hier wird klar, dass historisches Lernen nicht nur etwas mit der Vergangenheit, sondern ebenso mit der Zukunft zu tun hat, mit Demokratie und Grundwerten.“

Über 265 Jugendliche aus Thüringen haben 69 Recherchen und Referate, Filme und Aufsätze bei der Körber-Stiftung eingereicht. In Thüringen konnte sich die Beitragszahl im Vergleich zur vorherigen Runde damit mehr als verdoppeln.

Die Arbeiten befassten sich unter anderem mit der deutsch-deutschen Teilung, der Nachkriegsgeschichte und Entwicklungen verschiedenster Epochen in den Regionen. Die Werke zeigen in beeindruckender Vielfalt, dass Grenzen weit mehr sind als geografische Linien.

Sie können gesellschaftlich-ethischer, politisch-rechtlicher oder materiell-räumlicher Natur sein. Dabei wirken sie nicht nur als Barrieren oder Hindernisse, sondern auch als Räume der Begegnung, des Schutzes oder der Überwindung.

Oft spielen dabei die eigene Familiengeschichte und persönliche Grenzerfahrungen eine tragende Rolle. Die junge Generation hat eindrucksvoll gezeigt, wie vielschichtig das Thema „Grenzen“ ist – und wie sehr es sowohl die Geschichte geprägt hat als auch die Gegenwart beeinflusst.

Neben der Auszeichnung für das Dr. Sulzberger-Gymnasium wurden weitere acht Landes- und acht Förderpreise in Thüringen vergeben. Bundesweit betrachtet war der diesjährige Durchgang mit 2.289 Beiträgen der erfolgreichste seit 30 Jahren.

Hintergrund:

Der Wettbewerb wurde vor 52 Jahren auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann und des Hamburger Stifters Kurt A. Körber ins Leben gerufen und hat das Ziel, bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für die eigene Geschichte zu wecken, Selbstständigkeit zu fördern und Verantwortungsbewusstsein zu stärken.

Die bundesweit 250 Landessieger, also nun auch das Dr. Sulzberger-Gymnasium aus Bad Salzungen, haben nun auch reelle Aussichten auf einen der 50 Bundespreise.

Die ersten fünf dieser Preisträger werden im November von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue in Berlin empfangen.