Mitteilung des Landratsamtes Wartburgkreis
Zur Verleihung des Denkmalpreises 2025 des Wartburgkreises hatte Landrat Dr. Michael Brodführer in diesem Jahr ins Schlosshotel am Hainich nach Hörselberg-Hainich eingeladen.
Seit 1995 werden im Landkreis einmal im Jahr drei private Denkmaleigentümer, Vereine oder Kommunen für ihr besonderes Engagement bei der Erhaltung und Sanierung historischer Gebäude oder technischer Denkmale ausgezeichnet.
Die Preisträger 2025:
- Elisabeth und Hubert Winter für die Sanierung und Rekonstruktion der Alten Schule Buttlar
- Feuerwehr- und Heimatverein Tüngeda e.V. für den Erhalt und Wiederaufbau der Bockwindmühle in Tüngeda
- Ralf Hering für die Erhaltung und Wiederbelebung der Obermühle in Krauthausen
Die Auszeichnungen übergab Landrat Dr. Brodführer persönlich. Den Preisträgern wurde eine bronzene Denkmalpreistafel überreicht, die künftig die Denkmäler schmücken wird.
In seiner Ansprache dankte der Landrat für Initiative, Mut und Leidenschaft, die die Bauherren in ihre Projekte investierten: „Die vielen aufopferungsvollen Stunden, privates Geld und die Hingabe, auch Rückschläge in Kauf zu nehmen, zeugen von großer Wertschätzung für die Tradition und von tiefer regionaler Verwurzelung. Denkmalschutz ist gelebte Regionalität.“
Im Rahmen der Denkmalpreisverleihung erfolgten zudem Ehrungen für 30-jährige Mitgliedschaften im Denkmalbeirat des Wartburgkreises. Gewürdigt wurden Uwe Döll, Adrian Hehl, Michael Weidig sowie Karin Wollenhaupt.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der kreiseigenen Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Wartburgkreis.
Informationen zu den Preisträgern:
Denkmalpreis für die Sanierung und Rekonstruktion der Alten Schule Buttlar an Elisabeth und Hubert Winter
Mit der Verleihung des diesjährigen Denkmalpreises wird das besondere Engagement des Ehepaars Winter für die Sanierung, Rekonstruktion und denkmalgerechte Inwertsetzung des alten Schulhauses und des gesamten Grundstücks gewürdigt.
„Besonders lobenswert ist die konsequente Nutzung noch vorhandener Bauteile, die Verwendung historisch authentischer Materialien bei der Rekonstruktion und die Anwendung traditioneller Handwerkstechniken“, hieß es in der Laudatio.
Das um 1870 errichtete Schulgebäude ist nicht nur ein Zeugnis der Baugeschichte, sondern vermittelt auch einen kulturhistorischen Eindruck vom typischen Landschulhaus des 19. Jahrhunderts.
Zwischen 1927 und 1952 wohnte hier der Dorfschullehrer und Heimatdichter Karl Winfried Winter.
Sein Nachfahre Hubert Winter hat gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth das sanierungsbedürftige Haus im Jahr 1989 erworben und mit großer Liebe zum Detail sowie zum historischen Handwerk wiederbelebt.
Das Ensemble Kirche–Schulhaus prägt bis heute das Dorfbild.
Viele Details im Innenausbau – Fußbodenbelag aus massiven Sandsteinplatten, eine handwerklich gefertigte Podestholztreppe, Granitstufen am Hauseingang nach historischem Vorbild, Massivholztüren mit schmuckvollen Füllungen sowie Beschläge und Griffe nach historischen Vorlagen – zeugen vom hohen denkmalpflegerischen Anspruch der Bauherren.
Auch der Schulgarten wurde traditionell in klarer Geometrie mit typischer Nutzbepflanzung angelegt.
Denkmalpreis für den Erhalt und Wiederaufbau der Bockwindmühle in Tüngeda an den Feuerwehr- und Heimatverein Tüngeda e.V.
„Das gesellschaftliche Leben im 500-Seelen-Ort Tüngeda steht und fällt mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem Heimatverein. Dem unermüdlichen Engagement der Mitglieder ist es zu verdanken, dass die Bockwindmühle heute ein besonderer Anziehungspunkt im Ort ist. Sie ist die einzige noch erhaltene ihrer Art im Wartburgkreis“, so der Landrat.
Nach einer wechselvollen Geschichte um den Erhalt der Mühle haben sich 2014 der Feuerwehr- und Heimatverein Tüngeda e.V. des Denkmals angenommen.
Von da an zog neues Leben ein. Außentreppe, Fußböden, Außenanlagen und zahlreiche Einbauten wurden vom Verein in Eigenleistung saniert.
Statische Probleme, der Schiefstand der Mühle und Zeitdruck bei den Sicherungsarbeiten konnten dank erheblicher Eigenleistung sowie der Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege überwunden werden. 2024 wurde auch das Flügelrad mit einer Jalousiesteuerung gesichert.
Heute ist die Bockwindmühle ein Besuchermagnet für Schulklassen, Gruppen und Tagesgäste. Führungen und der seit 62 Jahren erstmals wieder aufgenommene „kleine Mahlbetrieb“ machen sie zu einem lebendigen Denkmal.
Auch für den Schutz der alljährlich brütenden Turmfalken sorgt der Verein – das Denkmal trägt damit sogar zum Naturschutz bei. Ein Modell der Bockwindmühle ist seit 2009 in der „mini-a-thür“ in Ruhla zu sehen, wo besondere Denkmale aus ganz Thüringen im Kleinformat präsentiert werden.
Denkmalpreis für die Erhaltung und Wiederbelebung der Obermühle in Krauthausen an Ralf Hering
Mit der Ehrung für die Obermühle in Krauthausen würdigt der Wartburgkreis das jahrzehntelange Engagement von Ralf Hering, der das technische Denkmal mit großer Hingabe bewahrt und Schritt für Schritt wieder erlebbar gemacht hat.
Die Mühle, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, ist die einzige von ehemals drei Krauthäuser Mühlen, die erhalten blieb, und damit ein wichtiges Zeugnis ländlicher Wirtschaftsgeschichte.
Seit Generationen im Familienbesitz, pflegten bereits die Vorfahren des heutigen Eigentümers die wertvolle Mühlentechnik, die sich bis heute nahezu vollständig im Inneren erhalten hat.
Nach der Stilllegung 1967 und langer Zeit des Verfalls begann Ralf Hering 2013 mit unzähligen Stunden Eigenleistung, die Mühle zu entrümpeln, zu sichern und wieder funktionsfähig zu machen. Dank eines Elektromotors konnte die Mahltechnik erneut in Gang gesetzt werden.
Seither öffnet die Obermühle regelmäßig zum Deutschen Mühlentag ihre Türen und vermittelt Besucherinnen und Besuchern ein lebendiges Bild der historischen Getreideverarbeitung.
Auch der historische Backofen wurde wieder in Betrieb genommen und trägt mit Veranstaltungen zum kulturellen Leben des Dorfes bei. Besonders große Herausforderungen stellten sich beim stark geschädigten Fachwerkgiebel und beim Dach.
Mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege und der Stiftung „lebenswertes Krauthausen“ konnten 2023 der Giebel und 2024 das Dach umfassend instandgesetzt werden.
Damit ist ein wichtiger Grundstein für die weitere Zukunft der Obermühle gelegt. Ziel ist es, das Denkmal auch künftig für heimatkundliche Projekte, Schülerprojekte, touristische Angebote und kulturelle Veranstaltungen zu öffnen.
In Gründung befindet sich zudem ein Verein, der das Vorhaben künftig auf breite Schultern stellen soll. Mit der Obermühle bleibt ein herausragendes Beispiel historischer Mühlentechnik und ein prägendes Stück Ortsgeschichte für Krauthausen und die Wartburgregion lebendig.