Beitrag von Martin Veltum
Nach mehr als 15 Jahren Planung rückt der Start für eines der größten Infrastrukturprojekte der Stadt Vacha näher: Ab Frühjahr 2026 beginnen die Bauarbeiten am „Badelachen“ mit der grundhaften Sanierung der Bundesstraße B 62 und der Erschließungsstraße zum Gewerbegebiet.
Auf einer Informationsveranstaltung im Versammlungsraum der Elektrik Vacha GmbH am Mittwoch informierten Vertreter des Planungsbüros PROWA, das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr sowie Bürgermeister Martin Müller über Bauphasen, Verkehrsführung und die Auswirkungen für Anwohner und Betriebe.
Was auf dem Papier nach einer modernen Verkehrslösung aussieht, sorgt bei den ansässigen Unternehmen für Unruhe – sie verlieren Grundstücksflächen und fürchten Umsatzeinbußen.
Eigentlich war der Grundkonsens zwischen Stadt, Land und Gewerbetreibenden ein anderer: Geplant war eine Behelfsstraße auf den Badelacher Wiesen, also hinter den bestehenden Firmengebäuden.
Von dort aus sollte es Abzweigungen zu jedem einzelnen Unternehmen geben. Das hätte gleich zwei Vorteile gebracht: Zum einen hätte die B 62 schneller und reibungsloser ausgebaut werden können, zum anderen wären die Betriebe weitgehend vom Baustellenverkehr verschont geblieben – weniger Stress für Firmen, Stadt und Land.
Doch in der Versammlung wurde klar: Diese Lösung ist endgültig vom Tisch. Grund ist die Entscheidung der oberen Umweltschutzbehörde. Das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz verweigerte die erforderliche Genehmigung.
Der Grund: Das Gebiet ist als schützenswerter Lebensraum eingestuft. Ersatzhabitate wären notwendig gewesen, um den Eingriff auszugleichen.
Das solche Maßnahmen nie rechtzeitig vorbereitet wurden ist ein zentraler Kritikpunkt der Anlieger.
Damit steht fest: Nicht die technische Machbarkeit oder der Wille der Beteiligten verhinderten diese Lösung, sondern das fehlende rechtzeitige Handeln der Naturschutzbehörde.
Das Landesamt verweist seinerseits darauf, dass gesetzliche Vorgaben zum Schutz bedrohter Arten keine Ausnahme zulassen und Ersatzlebensräume nur mit langem zeitlichen Vorlauf geschaffen werden könnten.
Bau in mehreren Abschnitten geplant
Das Planungsbüro stellte die einzelnen Bauphasen vor. Ziel sei es, den Verkehr während der Arbeiten so weit wie möglich ohne Ampelregelung auf einer Behelfsstraße fließen zu lassen.
Die Zufahrten zu den Gewerbegrundstücken sollen laut Plan jederzeit gewährleistet bleiben. Eine besondere Herausforderung wird jedoch die geplante Vollsperrung des „Badelachen“ für rund sechs Wochen während der Sommerferien 2027.
Die Ausschreibungen sollen Ende 2025 starten, sodass bis März 2026 die ausführende Baufirma feststeht.
Kritik und Sorgen der Unternehmen
Für die ansässigen Gewerbetreibenden bedeutet die Maßnahme erhebliche Einschränkungen. In der Versammlung äußerten sie ihre Sorge um die Erreichbarkeit ihrer Betriebe und die Auswirkungen auf Umsätze.
„Besonders kritisch sehen wir den Verlust von Parkplätzen sowie die zu erwartenden Erschwernisse durch die Vollsperrung“, sagte Marcus Weih, Prokurist der Elektrik Vacha GmbH im Interview.
Frank Weih, Geschäftsführer der Elektrik Vacha GmbH, sagte: „Wir sind nicht gegen den Straßenbau, es geht um die Umsetzung, die das Gewerbe gefährden könnte.
Wichtig ist, dass die Zufahrten zu den Grundstücken auch während der Bauzeit vertraglich garantiert werden. Diese Straßenbaumaßnahme ist Existenzgefährdend für alle Gewerbetreibenden und deren Angestellte.“
Auch Ingo Jany, Geschäftsführer der Baukauf GmbH, äußerte Zweifel an der gewählten Lösung: „Eine Behelfsstraße wie ursprünglich geplant wäre für uns sinnvoller und praktischer gewesen. So müssen wir und unsere Kunden erhebliche Einschränkungen hinnehmen.“
Stadt und Amt werben um Verständnis
Bürgermeister Martin Müller betonte, dass nach aktueller Gesetzeslage keine Anliegerbeiträge erhoben werden und Ausweichparkplätze kostenfrei zur Verfügung gestellt werden sollen.
Er zeigte Verständnis für die Sorgen der Betriebe, verwies aber auf die langfristigen Vorteile des Projekts: „Die Sanierung bringt eine moderne Straßenführung, bessere Verkehrssicherheit, neue Gehwege, Beleuchtung und Entwässerung. Das ist ein wichtiger Schritt für die Stadtentwicklung.“
Balance zwischen Fortschritt und Belastung
Für die Region bedeutet der Ausbau eine Stärkung der Infrastruktur und eine verbesserte Verkehrsanbindung. Für die Unternehmen vor Ort stellt er jedoch eine große Belastung dar.
Ab dem 15. Oktober will das Straßenbauamt in Gesprächen mit jedem einzelnen Betrieb individuelle Lösungen abstimmen.
Ob die Balance zwischen öffentlichen Interessen und den Bedürfnissen der lokalen Wirtschaft gelingt, wird sich spätestens mit Beginn der Bauphase im Frühjahr 2026 zeigen.