Der Tod gehört zum Leben dazu – Kindern Raum für Abschied & Hoffnung geben

Gastbeitrag von Julia Otto

Am Samstag fand im Gemeindezentrum Bad Salzungen der 47. Gemeindepädagogische Tag des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach statt.

Zehn Gemeindepädagoginnen sowie engagierte Ehrenamtliche kamen zusammen, um sich gemeinsam mit dem Thema „Ewigkeitssonntag und Jahreskreis“ auseinanderzusetzen – insbesondere mit der Frage, wie sich Kindern das Thema Tod und Abschied kindgerecht, ehrlich und behutsam näherbringen lässt.

Als Referentin war Annett Chemnitz eingeladen, Ausbildungsleiterin für Diakonie und Kirche am Diakonischen Bildungsinstitut „Johannes Falk“ in Eisenach.

Mit großer Fachkenntnis und kreativen Methoden leitete sie zwei Einheiten an, in denen es darum ging, wie man Kindern Raum geben kann, über Leben und Sterben nachzudenken – ohne sie zu überfordern, aber auch ohne ihnen wichtige Fragen vorzuenthalten.

Chemnitz betonte, dass viele Erwachsene selbst Schwierigkeiten haben, offen über den Tod zu sprechen – auch wenn die christliche Tradition eigentlich viele hoffnungsvolle Bilder bereithält. Die Auferstehung sei zwar zentraler Bestandteil unseres Glaubens, doch oft fehle eine greifbare Vorstellung davon.

„Wir können nur Bilder erzählen“, so Chemnitz – und genau das sei auch bei Kindern der Schlüssel: Bilder, Geschichten, Symbole, Räume für eigenes Nachdenken.

Ein Baum stirbt – ein Bodenbild entsteht

Im praktischen Teil wurde eine beispielhafte Methode vorgestellt, mit der das Thema mit Kindern aufgegriffen werden kann: das Legen eines Bodenbildes zur Geschichte eines alten Baumes, der stirbt.

Mit Naturmaterialien wie Blättern, Rinde, Seilen, Tüchern und Waldtieren aus Plüsch entstand ein symbolträchtiges Bild, das vom Leben, vom Sterben, vom Abschied und von neuer Hoffnung erzählt.

Die Kinder erleben in der Geschichte, wie die Tiere im Wald sich vom alten Baum verabschieden – sie dürfen sich erinnern, traurig sein, Fragen stellen: Was passiert mit dem Baum? Hört er uns noch? Kommt etwas Neues?

Und schließlich wächst dort, wo einst der alte Baum stand, ein neuer, kleiner Trieb. Ein Bild für Hoffnung, für Weiterleben, für Auferstehung.

Dabei steht nicht das kognitive Wissen im Vordergrund, sondern das gemeinsame Erleben, das Gespräch, das Malen, das Fühlen.

„Beim Malen kommen oft die besten Gespräche zustande“, so Chemnitz. „Man muss keine Einzelgespräche führen – es reicht, Raum zu schaffen.“

Hoffnung vermitteln, ohne etwas zu beschönigen

In der anschließenden Gesprächsrunde wurde deutlich, wie unterschiedlich auch die eigenen Erfahrungen der Teilnehmenden mit dem Thema Tod sind – und wie herausfordernd es sein kann, Kindern den Umgang mit dem Thema zu vermitteln.

Viele Eltern wollen ihre Kinder „schützen“ und verschweigen, warum oder dass jemand gestorben ist – oft aus Überforderung oder eigenem Schmerz. Doch Unwissenheit hilft Kindern nicht.

Chemnitz machte Mut, ehrlich zu sein: „Es gibt keinen schöneren Namen für den Tod – aber der Tod ist nicht das Ende.“

Ein besonders eindrücklicher Gedanke: Wenn wir den Tod aus unserem Leben verbannen, fällt es auch Kindern schwer, zu lernen, wie man Abschied nimmt.

Rituale, offene Gespräche und einfache Sprache sind dabei ebenso wichtig wie das Zulassen von Fragen: „Wo ist der Verstorbene jetzt?“, „Hört er uns noch?“, „Ist er im Himmel?“ – Fragen, die Kindern helfen, sich selbst ein Bild zu machen.

Und genau das sei Aufgabe pädagogischer Arbeit: einen geschützten Raum geben, kein fertiges Weltbild einspeisen.

Abschied braucht Zeit – und Begleitung

Nach einem Kaffetrinken ging es im zweiten Teil des Tages um ein weiteres Bodenbild: die Geschichte von Frau Fischer, einer alleinstehenden alten Dame, die einem Kind ein Armband zur Erinnerung schenkt.

Die Geschichte kann ebenfalss in Form eines Bodenbildes erzählt werden, begleitet von einfachen Symbolen wie einem goldenen Armreif, Blumen, einem Grablicht und der Frage, was bleibt, wenn ein Mensch geht. Am Ewigkeitssonntag erinnern sich viele aber auch zu Ostern kann man das Thema aufgreifen – und das ist wichtig.

Der Tag zeigte: Kinder brauchen keine geschönten Geschichten, sondern ehrliche, liebevolle Begleitung. Sie spüren sehr genau, ob Erwachsene authentisch sind.

Deshalb lohnt es sich, als Gemeinde, als Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch als Eltern, den eigenen Umgang mit dem Tod zu reflektieren – nicht zuletzt, um Kindern Halt geben zu können.

Denn wie es Annett Chemnitz formulierte: „Wenn wir schon nicht offen und ehrlich mit dem Tod umgehen – wer dann?“