Der Friedhof in Otzbach wurde im Jahr 1940 angelegt, nachdem der Gemeindepfarrer von Bremen, Pfarrer Simon, seine Zustimmung gegeben hatte.
Trotz einiger Schwierigkeiten Anfang der 1940er Jahre, zum Beispiel bei der Beschaffung des Zauns und des Kreuzes, gelang es den Einwohnern von Otzbach, den Friedhof fertigzustellen.
Ursprünglich war geplant, ein Steinkreuz aufzustellen. Dieses konnte jedoch nicht in Auftrag gegeben werden. Stattdessen wurde ein Kreuz aus Eichenholz gebaut. Das Korpus Christi wurde später hinzugefügt und ist ebenfalls aus Eichenholz geschnitzt.
Die feierliche Einweihung fand am Sonntag, dem 20. September 1942, statt. Wie das Holzkreuz finanziert wurde – ob durch die Gemeinde, Spenden oder Sammlungen – ist nicht bekannt.
Nach etwa 85 Jahren war eine dringende Sanierung des Holzkreuzes notwendig. Der Korpus Christi stammt aus Oberammergau in Bayern, geschnitzt von der bekannten Firma „Lang Selig Erben“ in der Dorfstraße.
Wahrscheinlich wurde diese Werkstatt gewählt, weil die christliche Holzschnitzkunst dort traditionell beheimatet ist. Ob es der gute Ruf der Kunstwerkstatt war oder es Empfehlungen gab, ist nicht bekannt. Immerhin heiratete ein Otzbacher eine Frau Hofstaller aus Heimstätten, unweit von Oberammergau in Bayern.
Die Darstellungen auf dem Kruzifix und die Skulpturen im süddeutschen Raum, besonders im Voralpenland, wurden stark von italienischer Kunst beeinflusst, beispielsweise von Trient und Verona.
Die Figur ist mit plastischem Leben erfüllt, die Erscheinung gespannt, mit betont übereinander gelegten Beinen und deutlicher Wendung des gesenkten Hauptes.
Eine der frühesten Darstellungen eines Kreuzes vom Typ „Dreinagel“ aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts ist in Forstenried zu sehen. Dieses Kreuz ist eines der ersten seiner Art im deutschsprachigen Raum.
Die Sanierung des Kreuzes, insbesondere der geschnitzten Figur, war dringend notwendig, um weiteren Verfall zu verhindern.
Ein künstlerisch begabter Handwerker aus Otzbach hat den Korpus Christi eigenständig und fachgerecht mit hochwertigen Materialien überarbeitet. Ein weiterer Aufschub hätte die wertvolle Figur komplett zerstört.
Da die Beantragung von Fördermitteln und die Beschlussfassung zur Finanzierung viel Zeit in Anspruch genommen hätten und teuer geworden wären, wurde die Sanierung auf Initiative von freiwilligen Helfern und zwei engagierten Ortsansässigen direkt in Zusammenarbeit mit der Stadt Geisa durchgeführt.
Dabei wurden die Eichenbalken des Kreuzes von alter Farbe befreit und imprägniert. Die neue Überdachung aus Lärchenbrettern wurde angebracht und in ihrer natürlichen Holzfarbe belassen. Die Granitsteine des Sockels wurden neu versetzt und verfugt. Das Kreuz wurde in Beton mit Stahlbewehrung eingegossen.
Ein Dank geht an die Firmen und Handwerker aus Motzlar, Simmershausen und Dermbach, die bei dem Projekt unterstützt und Baumaterial bereitgestellt haben. Die Blechüberdachung, passend zur neuen Trauerhalle, wurde als kleiner Auftrag von der Stadt Geisa übernommen.
Bei Sonnenaufgang erstrahlt jetzt nicht nur die herbstliche Natur am Arzberg, sondern auch der Friedhof auf dem Osthang – mit dem sanierten Kreuz – in hellem Licht.
Der Friedhof ist jetzt eine Gedenk-, Ruhestätte und ein Ort der Begegnung. Dies ist ein weiterer Schritt zur zukünftigen Gestaltung des Friedhofs in Otzbach.




