Gastbeitrag von Lea Hohmann
Um auf die Pflegebedürftigkeit der Streuobstbestände in der Rhön aufmerksam zu machen und ihre Erhaltung zu sichern, packten zahlreiche Freiwillige beim länderübergreifenden Pflegezonentag im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön tatkräftig mit an.
Mit Astscheren, Handschuhen und viel Engagement wurden alte Obstbäume geschnitten, Misteln entfernt und die Streuobstwiesen gepflegt – ein praktischer Beitrag zum Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft.
Rund um die alten Baumreihen trafen sich Jung und Alt, um gemeinsam zu lernen, zu handeln und die Vielfalt der Rhöner Streuobstwiesen zu bewahren.
In Friedelshausen in der Thüringer Rhön befreiten zahlreiche Helferinnen und Helfer gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Thüringer Rhön e. V. Streuobstwiesen von Misteln, die den alten Obstbäumen zunehmend zusetzen.
Ziel war es, auf die Bedeutung regelmäßiger Pflege aufmerksam zu machen und das Wissen rund um Baumschnitt und Mistelmanagement weiterzugeben.
„Eine Mistel trägt erst nach sechs Jahren Beeren – wer regelmäßig alle zwei bis drei Jahre schneidet, kann ihre Vermehrung wirkungsvoll eindämmen“, erläuterte Maik Puppe, erfahrener Baumwart aus Schmalkalden.
Die Teilnehmenden lernten, woran man einen Befall erkennt, wie tief geschnitten werden darf und wann Bäume besser geschont werden sollten.
Der Hintergrund: Die weißbeerige Laubholz-Mistel breitet sich in vielen Regionen rasant aus und setzt die ohnehin durch Trockenheit und Klimastress geschwächten Bäume zusätzlich unter Druck.
„In manchen Gegenden ist kaum ein Streuobstbaum noch mistelfrei“, so Sophie Walch von der Thüringer Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.
Die Mistel sei eine faszinierende Pflanze – aber auch ein Halbschmarotzer, der die Obstbäume nachhaltig schädigt. „Wer ihr nicht schnell zu Leibe rückt, hat lange Ärger damit.“
Naturschutzgerechter Obstbaumschnitt in der Hessischen Rhön
Auch in der Hessischen Rhön stand bei gleich zwei Aktionen der Pflegezonentag im Zeichen der Obstbaumpflege.
Die beiden erfahrenen Streuobst-Baumwarte Manuela Plescher und Martin Trabert leiteten Schnupperkurse für den fach- und naturschutzgerechten Obstbaumschnitt. Die Veranstaltungen fanden auf der Akademie Burg Fürsteneck und im Forstamt Hofbieber statt.
Nach einem ca. zweieinhalbstündigen Theorieteil ging es bei beiden Gruppen in die Praxis.
Auf der Streuobstwiese von Burg Fürsteneck wie auch auf dem Obstbaumgelände von Schloss Bieberstein hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, unter fachkundiger Anleitung, das Erlernte in die Praxis umzusetzen. An den Schnupperkursen nahmen auch zahlreiche Mitarbeiter von kommunalen Bauhöfen teil.
„Wir sind begeistert von der großen Nachfrage. Beide hessischen Veranstaltungen waren ausgebucht. Streuobst liegt im Trend und wir verzeichnen gerade in diesem Jahr, vielleicht auch auf Grund der Rekord-Apfelernte, ein großes Interesse“, so Martin Kremer von der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats.
Hintergrund: Streuobstwiesen als Lebensräume
Die Pflegezonen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön zeigen, wie Nutzung und Schutz zusammenwirken können. Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Umweltbildung und praktische Landschaftspflege ermöglichen es, dass Menschen aktiv an der Erhaltung der Natur mitwirken.
Streuobstwiesen sind wertvolle Lebensräume für Vögel, Insekten und Fledermäuse, sie beherbergen seltene Wildkräuter und alte Obstsorten. Ohne regelmäßige Pflege droht vielen Beständen der Verlust.
„Was wir hier tun, ist mehr als Baumpflege“, erklärt Martin Kremer von der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats. „Wir erhalten ein Stück Heimat – Naturschutz beginnt dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen.“






