Gastbeitrag von Lea Hohmann
Wie können Streuobstwiesen den Herausforderungen des Klimawandels begegnen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Fachvortrags von Hannelore Rundell vom Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld, die Mitte Oktober in der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Hilders zu Gast war.
Rundell, zertifizierte Baumpflegerin und ausgewiesene Expertin für Streuobst, gab den zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besuchern einen tiefen Einblick in die Anpassungsstrategien, die notwendig sind, um diese wertvolle Kulturlandschaft zukunftsfähig zu machen.
Streuobstwiesen zählen zu den ältesten „Agroforst-Systemen“ Europas. Einst prägten hunderttausende hochstämmige Obstbäume das Landschaftsbild – heute sind viele Bestände gefährdet.
Dabei leisten sie Erstaunliches: Sie speichern CO₂, kühlen das Mikroklima, fördern die Versickerung von Regenwasser und bieten bis zu 5.000 Tierarten Lebensraum.
„Streuobstwiesen sind nicht nur ein Stück Heimat, sondern auch ein wichtiger Baustein im Klimaschutz“, betonte Rundell.
Der Klimawandel bringt jedoch neue Belastungen: Frühblüte und Spätfröste, Hitze und Trockenheit, Starkregen, Erosion und die Zunahme von Schädlingen setzen den Bäumen zu.
Besonders Misteln, Rindenbrand oder Gespinstmotten breiten sich durch die milderen Winter stärker aus.
„Wir stehen in einem neuen Zeitalter der Wärme“, so Rundell – das Erfahrungswissen vergangener Generationen müsse mit neuen Erkenntnissen verbunden werden.
Als konkrete Anpassungsmaßnahmen nannte sie unter anderem die Wahl robuster Unterlagen und direkt gesäter Sämlinge, die durch tiefreichende Wurzeln besser mit Trockenphasen umgehen.
Auch standortgerechte Sortenwahl, humusreiche Böden, Mulchabdeckungen, Nützlingsförderung und eine angepasste Pflege mit luftigen Kronen und Sonnenschutz für Jungbäume tragen zur Stabilität der Bestände bei.
„Ziel ist nicht, ständig zu gießen, sondern Wasser im Boden zu halten“, erklärte Rundell – ein Satz, der vielen im Gedächtnis blieb.
Mit einem eindrücklichen Appell schloss sie ihren Vortrag: Vielfalt sei die beste Versicherung gegen die Unsicherheiten des Klimawandels.
Wer Streuobstwiesen pflege, erhalte nicht nur wertvolle Lebensräume, sondern auch das Wissen, wie sich Natur und Landwirtschaft gemeinsam weiterentwickeln können.




