Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
Was uns die Sterne im November bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.
„Wie wohl ist mir im Dunkeln! Wie weht die laue Nacht! Die Sterne Gottes funkeln in feierlicher Pracht.“
Diese Zeilen aus dem Gedicht „Die Sterne“ des Theologen Ludwig Kosegarten stammt aus einer Zeit, als die Sternenpracht noch nicht durch menschengemachtes Kunstlicht vertrieben wurde.
Die natürliche Dunkelheit ist jedoch unverzichtbar für sämtliche natürliche Kreisläufe und alle Lebewesen. Und sie beschert uns nebenbei noch den wohl schönsten Anblick auf Erden: unser Sternenzelt.
Schweifsterne, zunehmender Mond und Saturn zum Feierabend
Bei aller ewig währenden Beständigkeit des Laufs der Gestirne gibt es immer wieder Ereignisse, die die himmlische Gleichmäßigkeit unterbrechen.
Und so lohnt sich gleich zu Beginn des Einbruchs der Dunkelheit – die mittlerweile schon zu Feierabend hereinbricht – der Blick nach Südwesten. Dort ist noch bis in die erste November-Woche hinein der Komet mit Namen C/2025 A6 Lemmon zu sehen.
Sein langer Schweif ist im Fernglas gut zu erkennen. Karten und Informationen im Internet, zum Beispiel auf der Webseite der Vereinigung der Sternfreunde, helfen beim Aufsuchen.
Kometen, früher auch Schweifsterne genannt, faszinieren die Menschheit seit jeher – und waren früher furchteinflößend. Heute weiß man, dass die kleinen Körper aus Eis und Staub sind und aus den eisigen Zonen am äußeren Rand des Sonnensystems stammen.
Sie sind ein weitgehend unverändertes Relikt aus der Entstehungszeit unseres Planetensystems und damit wissenschaftlich höchst interessant.
Löst man den Blick von Lemmon, fällt gleich zu Monatsbeginn der zunehmende Mond auf. Schon am 5. November ist Vollmond, und mit einem geringen Abstand von 357.000 km wird sein silbriges Licht die Nachtlandschaft in ein besonderes Licht tauchen.
Gerade in Verbindung mit dem wolkigen Novemberhimmel sieht man dann besonders schöne Lichtspiele – von oben hinterleuchtete dunkle Wolken, Mondhalos und Schattenspiele.
Mit dem Mond ist am Feierabend-Himmel auch gleich schon der Ringplanet Saturn zu bewundern. Am 1. November steht er direkt neben dem Mond. Später am Abend gesellt sich der mächtige Jupiter hinzu – er hält sich momentan im Sternbild Zwillinge auf.
Ein wunderlicher Stern im Sternenmeer
Wie üblich zu dieser Jahreszeit sind am frühen Abend noch die Sommersterne und die Milchstraße gut zu bewundern. Den Südhimmel beherrschen die eher lichtschwachen Herbststerne.
Ein Stern sticht jedoch heraus – es ist Mira, die Wunderliche, im Sternbild Südlicher Fisch, die zu Monatsanfang tief in Südrichtung steht.
Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie als veränderlicher Stern in einem Zyklus von 330 Tagen ihre Helligkeit von mit bloßem Auge gut sichtbar bis mit bloßem Auge unsichtbar verändert. Dieser Rhythmus wurde 1596 vom ostfriesischen Landpfarrer David Fabricius entdeckt.
Hinter solchen Phänomen steckt eine Vielzahl physikalischer Prozesse. Erkenntnisse daraus führen immer wieder in die Welt der Quanteneffekte, für die in diesem Jahr der Physiknobelpreis verliehen wurde.
Die Astronomie gilt nicht umsonst als Mutter aller Naturwissenschaften – auch vor diesem Hintergrund sollte die Sichtbarkeit des Sternenhimmels uns allen ein wichtiges Anliegen sein.
Als man erkannte, dass es sich beim Nebelfleck im Sternbild Andromeda um unsere Nachtbargalaxie handelt, hat das vor 100 Jahren unseren Blick auf den Kosmos fundamental verändert.
Herbstnächte sind eine gute Gelegenheit, mit dem Fernglas auf Streifzug zu gehen: Rund um das Sternbild Andromeda sieht man einige Galaxien, die im Fernglas als Nebelfleck erscheinen. Um die im Osten aufsteigenden Wintersterne kümmern wir uns im Dezember…
Sternschnuppen statt Plastik-Lichterketten
Ab Monatsmitte und passend zur Neumondphase sind die Leoniden los. Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn einen Bereich mit Hinterlassenschaften des kurzperiodischen Kometen Tumple-Tuttle, der alle 33 Jahre die Sonne umrundet.
Das nächste Mal wird dies 2031 der Fall sein. In den Jahren danach kommt es zu regelrechten Sternschnuppenschauern. 1966 kam es zu einem Meteorsturm mit mehreren Tausend Sternschnuppen pro Stunde, und auch historische Zeichnungen und Berichte belegen den himmlischen Naturlichtregen.
Mit der Normalzeit wird uns der Feierabend erstmal düster und wüst vorkommen. Die Versuchung, mit Kunstlichtprodukten die Dunkelheit, die dank Mond- und Sternenlicht immer wieder anders dunkel und faszinierend ist, zu vertreiben, ist groß.
Doch sollte uns klar sein, dass neben den notwendigen Ressourcen insbesondere auch die tierischen Gartenbewohner unter Kunstlicht leiden.
Sternenlicht dagegen ist kostenfrei, verbraucht keine Ressourcen, richtet keinen Schaden an und berührt die Herzen. Gerade in der dunklen Jahreszeit.
Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.

    




