Wenn an den Adventssonntagen um 18 Uhr die Stadtkirche Tann vom warmen Schein hunderter Kerzen erleuchtet wird, ist das für viele gute Tradition in der besinnlichsten Zeit des Jahres.
Seit nunmehr zwanzig Jahren lädt die Reihe „Adventsmusik bei Kerzenschein“ dazu ein, inmitten des vorweihnachtlichen Trubels zur Ruhe zu kommen – mit heimischen Musikgruppen, geistlichen Impulsen und dem gemeinsam gesungenen „Macht hoch die Tür“ am Ende.
Was 2005 als mutiges Experiment begann, ist heute ein fest verankerter Bestandteil des Rhöner Advents. Pfarrer Wilhelm Laakmann und Kantor Thomas Nüdling hatten damals die Idee, Musik und Wort in einer schlichten, atmosphärischen Form zusammenzuführen.
„Wir wollten etwas schaffen, das Herz und Sinne gleichermaßen anspricht“, erinnert sich Laakmann, „einen Raum zum Atmen.“
Schon 2004 gab es einen Versuch im Haus Noah: Unter einem liebevoll geschmückten Weihnachtsbaum spielte Nüdling am Flügel weihnachtliche Stücke, Laakmann ergänzte Worte, Gedanken und Gebete.
„Die Resonanz war erstaunlich positiv“, erzählt Nüdling. „Da spürte man schnell: Hier steckt Potenzial.“ Laakmann ergänzt: „Wir gingen damals förmlich schwanger mit der Idee, daraus etwas Eigenständiges zu entwickeln.“
Also setzten sich beide zusammen – und das Konzept stand: An jedem der vier Adventssonntage sollte es in der Stadtkirche Tann eine kurze Abendmusik mit Chören, Instrumentalgruppen und geistlichen Impulsen geben.
Als sich beide am Tag der ersten Adventsmusik im November 2005 mittags zur Besprechung trafen, waren die Erwartungen bescheiden. „Wir hofften auf fünfzig Leute“, sagt Nüdling. „Dass am Ende die Stadtkirche voll war, hatte all unsere Erwartungen übertroffen.“
Seit jenem Abend entwickelte sich die Reihe zu einem adventlichen Geheimtipp der Region: Etwa 30 Minuten Musik und Texte zum Advent von regionalen Musikgruppen und Theologen in einer beheizten und von Kerzen erleuchteten Stadtkirche.
Ein wesentlicher Teil dieser Erfolgsgeschichte bildete die Zusammenarbeit von Pfarrer Wilhelm Laakmann und Kantor Thomas Nüdling.
Beide brachten unterschiedliche Begabungen ein – theologische Tiefe und musikalische Gestaltungskraft – und entwickelten daraus eine Einheit, die weit über organisatorische Absprachen hinausging.
„Wir haben uns gut ergänzt“, sagt Nüdling. „Wir wussten, wie der andere denkt und worauf er Wert legt.“
Laakmann beschreibt die gemeinsame Zeit als „Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Wir haben geplant, gestaltet und uns gegenseitig inspiriert.“
Viele Besucher spüren bis heute, dass diese Reihe nicht aus zwei nebeneinanderstehenden Programmen besteht, sondern aus einer echten, gewachsenen Partnerschaft.
„Vielleicht ist das das Geheimnis der Adventsmusiken“, sagt Laakmann rückblickend. „Dass keiner von uns allein ein solches Format hätte tragen können – aber miteinander konnten wir etwas entstehen lassen, das wirkt.“
2010 wechselte Wilhelm Laakmann auf eine neue Pfarrstelle und wollte die Adventsmusiken auch dort etablieren.
„Doch es zeigte sich schnell, dass das Zusammenspiel aus Raum, Atmosphäre, Tradition, Musik und Menschen einzigartig auf Tann zugeschnitten ist“, so Laakmann.
Auch Nüdling bestätigt: „Man kann Formate kopieren, aber nicht Geist und Stimmung. In Tann passt alles.“
Die Adventsmusik ist ein Beispiel dafür, wie eine neue Idee auf alten liturgischen und musikalischen Wurzeln gedeihen kann.
„Wir wollten nichts Revolutionäres“, sagt Nüdling. „Nur etwas, das das Alte neu zum Leuchten bringt.“
Und Laakmann ergänzt: „Vielleicht ist gerade diese Verbindung der Grund für den Erfolg: Vertraute Elemente – Gebet, Musik, Stille, Licht – in einer Form, die Menschen heute anspricht.“
Wenn am Ende jeder Adventsmusik das gemeinsame „Macht hoch die Tür“ erklingt, dann führt es alle Stimmen zusammen – und erzählt zugleich die Geschichte von zwanzig Jahren Adventsmusik bei Kerzenschein.
Eine Geschichte von Mut, Vertrauen und der Kraft kleiner Ideen, die groß werden.
Und von vielen, vielen Menschen, die sich seit zwei Jahrzehnten im Kerzenschein versammeln, um im Advent das zu finden, was viele Andere noch suchen: Ruhe, Hoffnung und ein Stück Licht.
Adventsmusik bei Kerzenschein 2025
an allen Adventssonntagen
um 18 Uhr
in der Stadtkirche Tann
1. Advent (30. November 2025)
MusikCorps Tann (Leitung: Michael Zörgiebel)
Pfarrerin Heike Dietrich
2. Advent (7. Dezember 2025)
Musikverein Lahrbach (Leitung: Nikolai Schlereth)
Pfarrer Klaus-Dieter Inerle
3. Advent (14. Dezember 2025)
Schulchor „WiVox“ und Kammerorchester Hünfeld (Leitung: OStR Thomas Nüdling)
Prof. Dr. Christoph Gregor Müller
4. Advent (21. Dezember 2025)
Kirchenchor Tann (Leitung: Kantor Thomas Nüdling)
Vikar Lennart Haarmann









