Gastbeitrag von Svea Jahnk
Ende November packten Fledermausfreunde gemeinsam an: Fünf Mitarbeitende des Landschaftspflegeverbandes „Thüringer Rhön“(LPV Rhön) /der Natura 2000-Station „Rhön“ und der Thüringer Biosphärenverwaltung trafen sich mit Ehrenamtlichen der Interessengemeinschaft Fledermausschutz und -forschung Thüringen e. V. (IFT) in der St. Michael-Kirche in Neidhartshausen.
Ziel: die jährliche Reinigung des Dachstuhls von Fledermauskot.
Die Kirche beherbergt eines der bedeutendsten Fledermausquartiere Thüringens: die zweit größte Wochenstube des Großen Mausohres (Myotis myotis) des Freistaats mit über 1.000 Weibchen pro Saison.
Mindestens seit den 1960er Jahren nutzen die Tiere das Kirchendach zur Aufzucht ihrer Jungen im Sommer. Bei so vielen Tieren kommen natürlich auch einige Kilo an Hinterlassenschaften zusammen, deren Entfernung jedoch erst möglich ist, wenn die Fledermäuse im Winterhalbjahr in ihre unterirdischen Winterquartiere abgewandert sind.
Die Reinigung des Dachstuhls ist ein zentraler Bestandteil der Quartierpflege und wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen durchgeführt.
„Der Aufwand hält sich in Grenzen, wenn man es regelmäßig macht und genügend helfende Hände zur Verfügung stehen“, erklärt Julia Gombert vom LPV Rhön/der Natura 2000-Station Rhön.
Die jährliche Beräumung ist nur ein Teil des Schutzprogramms: Die Interessengemeinschaft Fledermausschutz und -forschung Thüringen (IFT) führt seit vielen Jahren regelmäßig Bestandszählungen durch und erfasst die Aktivität der Fledermäuse über eine Lichtschranke am Einflugloch. Die Daten fließen in die landesweite Fledermausdatenbank von Thüringen ein.
Die Kirche selbst ist als Fauna-Flora-Habitat-Objekt Teil des europaweiten Naturschutz-Netzwerks „Natura 2000“ und unterliegt strengem Artenschutz.
Thüringen ist verpflichtet, den günstigen Erhaltungszustand der Kolonie sicherzustellen und regelmäßig an die EU zu berichten. Am Kirchendachstuhl gibt es bestehende, bauliche Probleme am Tragwerk zu lösen.
Dazu kommt, dass durch die Jahrzehnte lange Nutzung als Fledermausquartier der Dachstuhl an exponierten Stellen gefährdet ist und hier das Holz bzw. auch tragende Balken, Sparren bzw. Dachlatten getauscht werden müssen.
Kot und Urin der Tiere haben hier das Holz angegriffen. Deshalb ist für das kommende Winterhalbjahr 2026/27 eine umfassende Sanierung geplant: Der Dachstuhl soll ertüchtigt, u.a. beschädigte Dielen ausgetauscht und spezielle Hangplatzbereiche für die Fledermäuse abgegrenzt und optimiert werden.
Auch die Reinigungsarbeiten sollen künftig erleichtert werden. Die Arbeiten erfolgen ab Herbst 2026 unter fachlicher Begleitung von Fledermausexperten und werden über Mittel des Naturschutzes, d.h. über sogenannte ENL*-Fördermittel (EU) sowie Mittel der Kirchengemeinde Neidhartshausen finanziert.
So profitieren hoffentlich am Ende nicht nur die geschützten Fledermäuse, sondern auch die Kirchengemeinde von den Baumaßnahmen: Ein stabiler Dachstuhl schützt das historische Gebäude und zeigt, wie Denkmal- und Naturschutz Hand in Hand wirken können.
Auch nach der Sanierung bleibt die regelmäßige Dachbodenreinigung ein wichtiger Bestandteil der Quartierpflege, sodass dieses Beispiel des Zusammenlebens von Mensch und Fledermaus noch lange bestehen bleibt, ganz nach dem Grundsatz des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön „Man and Biosphere“.





