Gastbeitrag von Monika Kling
Performance-Kunst in einem sakralen Raum und das noch weitab von einem Stadtbezirk in einem kleinen Dorf in der Rhön - war dies eine Herausforderung? Nein!
Die Performance-Kunst konnte nur verwirklicht werden, da der Pfarrer (Paul Gerhard) dieser Filialkirche in Obernüst ein aufgeschlossener Kirchenmann ist und mit einfühlsamen schöpferischen Worten sich bei den Performance-Künstlerinnen am Ende der Aufführung bedankte.
Die Realisation dieser Performance-Kunst war an Bedingungen geknüpft. Der sakrale Raum musste möglichst frei von den Heiligenfiguren sein, da gegen Skulpturen anzuspielen fast unmöglich ist. Die Skulpturen wurden mit weißem Tüll umhüllt. Die zweite Bedingung lautete: sämtlicher Pflanzenschmuck musste beiseite gestellt werden. Der Raum strahlte durch die „Nichtfarben - Schwarz und Weiß“ eine große Ruhe aus.
Nur ein dunkelroter Samt lockerte diese Farbstille auf. Die scharfe Kante des Altarsteines und das weiße Altartuch gaben den Performance-Künstlerinnen einen tiefen optischen Halt.
Alle drei Darstellerinnen, zwei in den Hauptrollen (Petra Kling u. Monika Kling), eine in der Nebenrolle (Marita Jost) zeigten in acht Performances den Lebensweg der Heiligen Lioba vom Wunsch eines Kindes, der Geburt bis hin zur Äbtissin in ihrer gefährlichen Mission in Germanien in ausdrucksstarker Konzentration, Innerlichkeit und tiefster Ruhe.
Nur in der achten Performance wurde die Stille aufgeschreckt durch die Bedrohung eines schwarzen germanischen Vogels.
Alles wurde sehr einfühlsam unterlegt durch die Sprache der Performance-Künstlerin, Schauspielerin und Regisseurin Inga Storck-Schnabel. In einem glockenreinen Sopran unterstütze Christine Happ mit zwei immer wiederkehrenden Liedern („Magnificat“ und „Ubi Caritas“) die Spieler und überbrückte auch damit die Übergänge von einer Performance zur anderen.
Ihr ganzes Können auf der Orgel zeigte sie im Abschlusslied („Großer Gott, wir loben dich“).
Das Publikum war in diese Stille der Performances und der Raumgestaltung so eingebettet, dass sie zuerst nicht wagten durch Klatschen diese Stille zu durchbrechen. Erst als die Performance-Künstlerinnen sich verneigten, kam ein großer Applaus.
Die Spende, die groß ausfiel, ging an Pater Santhosh für sein Kinderhilfswerk in Indien. Die Schirmherrschaft übernahm Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke.