Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
Nach fast 30 Jahren als Dienststellenleiter der Thüringer Verwaltung ist Karl-Friedrich Abe am 23. Oktober 2019 in den Ruhestand verabschiedet worden.
Mehr als 100 Gäste – Mitarbeiter, Familie, Freunde, langjährige Wegbegleiter sowie Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik – feierten in der Propstei Zella das „Biosphären-Monument“ Abe.
Der 64-Jährige hatte im Jahr 1990 den Aufbaustab des Biosphärenreservats Rhön gebildet – Grundstein für eine „Erfolgsgeschichte, die weitergeht“, sagte Ehrengast Prof. Dr. Michael Succow.
Der Abschied in den Ruhestand, das bedeutet neben der Vorfreude auf das bevorstehende Rentendasein auch einen Blick zurück auf das Vergangene, das Geleistete. Der Abschied von Karl-Friedrich Abe aus der Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön brachte noch ein wenig mehr mit sich.
Wenn der dienstälteste Leiter einer Biosphärenreservat-Verwaltung in Deutschland in den Ruhestand tritt, „dann geht ein Beben durch die Szene“ – so beschrieb es Olaf Möller, Staatssekretär im Thüringer Umweltministerium.
Die „Szene“, hierzu zählen vor allem jene, die Zeiten miterlebt haben, zu denen gesetzlich verankerter Naturschutz noch alles andere als selbstverständlich war.
Die Zeit, in der ein junger Mann in Kaltensundheim über ein länderübergreifendes Großschutzgebiet Rhön sinnierte – in einer Baracke der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, auf einer Obststiege sitzend. Eine Holzkiste als (einziges) Büromobiliar: eine von zahlreichen Geschichten, die sich an diesem Nachmittag im Festsaal der Propstei Zella erzählt wurden – angefangen bei den Erinnerungen an turbulente politischen Zeiten, die der Einrichtung des Biosphärenreservats vorangegangen waren.
„Es ist ungeheuer überwältigend, wie schnell sich die Rhön allein durch den Willen ihrer Bürger und Landräte nach der Wende wieder zusammenfand“, sagte Prof. Dr. Michael Succow.
Er war mit den ersten freien Wahlen der DDR im März 1990 zum stellvertretenden Umweltminister ernannt worden. Auch dank ihm konnten daraufhin in der Thüringischen Rhön die entscheidenden Schritte für ein Biosphärenreservat ermöglicht werden.
Am 1. September 1990 wurde der Aufbaustab der Verwaltungsstelle in Kaltensundheim installiert. Ihr Leiter: Dipl.-Ing. Pädagoge Karl-Friedrich Abe. 29 Jahre und zwei Monate später ist die länderübergreifende Zusammenarbeit in der Rhön selbstverständlich.
„Es gab damals kein Rezept, keinen Fahrplan für ein Biosphärenreservat“, sagte Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle. „Du hast es angegangen. Dein Wirken wird große Spuren hinterlassen“, sagte Raab.
Marcel Schumann, Ortsteilbürgermeister in Zella, und Zellas ehemaliger Bürgermeister Stefan Cyriaci dankten Abe für die enge Zusammenarbeit zwischen Biosphärenreservat-Verwaltung und Kommunalpolitik. 2009 war die Verwaltungsstelle von Kaltensundheim in die erste Etage der Propstei in Zella umgezogen.
„Das hat den Erhalt der Propstei gesichert. Heute gehört das Biosphärenreservat fest zu unserer Gemeinde“, betonte Cyriaci.
Weitere Grußworte sprachen Matthias Schumann von den Meininger Briefmarkenfreunden, Abes ehemaliger Kollege Jürgen Holzhausen, Reinhard Kolb von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und Peter Casper, ehrenamtlicher Stellvertretender Landrat in Schmalkalden Meiningen und Mitglied des Biosphärenreservat-Beirats.
Karl-Friedrich Grob, mit Claudia Bach, Walter Uloth und Reinhard Braun einer der ersten Mitarbeiter, die Abe Anfang der 90er eingestellt hatte, dankte seinem ehemaligen Chef mit einem Gedicht.
„Es ist nicht einer, sondern es sind viele, die dazu beigetragen haben, dass unsere Region zu dem geworden ist, was sie heute ist“, sagte Karl-Friedrich Abe.
Die Anfänge seien spannend und vor allem herausfordernd gewesen – „aber ich habe es immer gern gemacht.“ Vor allem der Blick über den „nationalen Tellerrand“, die Rhön in der Welt zu repräsentieren, sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen.
„Wir haben Palästinenser und Israelis an einen Tisch gebracht, Nord- und Südkoreaner, Russen und Amerikaner getroffen. Das ist nichts Alltägliches – das sind Situationen, die Herzklopfen bereiten“, erzählte Abe.
Seiner Ehefrau Petra dankte der 64-Jährige für ihre jahrzehntelange Unterstützung. Ihr Mann habe es nicht nur beruflich, sondern auch privat geschafft, „im größten Gewitter die Ruhe zu bewahren“, sagte Petra Abe.
Die Thüringer Mitarbeiter verabschiedeten sich mit einem emotionalen Video von ihrem nun ehemaligen Chef und dankten ihm für seine stets herzliche, menschliche Art, die die Arbeit in der Verwaltungsstelle bestimmt habe.