Nach der Wahl in der Rhön – Henkel Top – AfD Stark – Grüne Enttäuscht

Gastbeitrag von Rüdiger Christ

So sehen die Direktkandidaten*innen der Landtagwahlkreise 5 und 12, welche die Thüringer Rhön abbilden, ihr Wahlergebnis.

CDU

Martin Henkel (CDU), mit 34,4 Prozent der Wahlkreisstimmen gewinnt der Geisaer Bürgermeister den Landtagswahlkreis 5 (Wartburgkreis I). Die Wahlbeteiligung betrug 63,1 %, das heißt 28.641 Wähler *innen gaben ihre Stimme ab. Davon entfielen 9.714 Stimmen auf Martin Henkel.

Als langjähriger erfolgreicher Bürgermeister von Geisa, Mitglied des Kreistages, amtierender Vorsitzender des Rhönforums, Mitglied des Stiftungsrates der Point Alpha Stiftung, gingen Sie wohl von Anfang an als Favorit ins Rennen um das Direktmandat im Landtagswahlkreis 5.

Zumal die Region Geisa als CDU- Hochburg gilt und die CDU seit 1990 immer den Wahlkreis gewinnen konnte und ihre Mitbewerber*innen nicht annähernd mit ihrer Bekanntheit und politischen Erfahrungen mithalten können?

Martin Henkel:“ Zuerst bin ich froh, dass die Ergebnisse der CDU in meinem Wahlkreis deutlich über dem Landesergebnis der CDU in Thüringen liegen. Beim Betrachten des Wahlergebnisses fällt besonders die Differenz zwischen der Erst- und der Zweitstimme auf.

Ich liege bei der Erststimme (Person) circa 1700 Stimmen besser als bei der Zweitstimme (Partei). Das bedeutet, dass 1700 Wählern die eine andere Partei als die CDU gewählt haben, mir dennoch ihr Vertrauen schenken und mich als Direktkandidat gewählt haben.“

Was sind ihre Ziele, was haben Sie sich vorgenommen, was wollen Sie für ihren Wahlkreis als Landtagsabgeordneter erreichen?

Martin Henkel: „Zur Landtagswahl bin ich angetreten, weil ich für den ländlichen Raum und ganz besonders für die Interessen der Menschen unserer Region, von Bad Salzungen bis Kaltennordheim, kämpfen möchte. Mein Ziel ist, dass sich die Menschen in der Wartburgregion wohl fühlen und gerne hier leben. Mein Leitbild ist eine lebendige Entwicklung, die Lebensqualität für alle Generationen, wirtschaftliches Wachstum und einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt als Einheit versteht. Ich möchte gemeinsam mit allen Bürgerinnen und Bürgern dafür sorgen, dass sich der Wartburgkreis weiterentwickelt und lebenswerte Heimat bleibt, für uns und unsere Kinder.

Die drei wichtigsten Themen für die nächste Legislaturperiode sind aus meiner Sicht:

Die Benachteiligung des ländlichen Raums beenden, auch beim Thema Energiewende. Keine weiteren Windkraftanlagen oder neue Hochspannungstrassen im südlichen Wartburgkreis. Wir brauchen stattdessen gute ärztliche Versorgung, Kindergärten, Schulen, Arbeitsplätze, Verkehrs- und touristische Infrastruktur, altersgerechtes Wohnen, Versorgungsinfrastruktur, schnelles Internet und Anreize für junge Familien, um hier zu leben.

Den irrsinnigen Aufwuchs der Bürokratie begrenzen. Ich bin dafür, dass der Gesetzgeber verpflichtet wird, zukünftig für jede neu eingeführte Vorschrift, eine oder besser zwei bestehende und nicht mehr zeitgemäße Vorschriften zu streichen.

Gesellschaftliche Gräben überwinden und dabei die Menschen untereinander und auch die Beziehung der Menschen zu Natur und Heimat in Einklang bringen“.

Was können Sie zum Ergebnis der Landtagswahlen momentan sagen?

Martin Henkel: “Ich bin über das starke Abschneiden der Linken schockiert. Die Linke ist und bleibt die SED, die sich nur mehrmals umbenannt hat. Dass diese Partei 30 Jahre nach der Grenzöffnung nun die stärkste politische Kraft in Thüringen ist macht mich sehr betroffen

Ich bin enttäuscht, dass die CDU nur noch die drittstärkste Kraft in Thüringen ist und sogar hinter die AfD zurückgefallen ist. Das muss uns als CDU zu denken geben. Die beiden Parteien des linken und rechten Rands haben gemeinsam über 54 Prozent der Stimmen erreicht. Da kann man als CDU nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“.

Wie geht jetzt in Geisa weiter?

Martin Henkel: „Die Stadt wächst. Handel und Gewerbe florieren. Mit ca. 2 % liegt die Arbeitslosenquote deutlich besser als der Durchschnitt in Hessen, Thüringen oder im Bund. Unsere Steuerkraft ist überdurchschnittlich. Die Geburtenrate liegt deutlich über der des Freistaates Thüringen. Der Altersdurchschnitt unserer Bürger liegt deutlich unter dem des Bundes. Geisa ist super aufgestellt.

Eigentlich wollte ich nächsten Dienstag noch den Haushalt 2020 im Stadtrat beschließen. Dieser wird mit einem Vermögenshaushalt von 8 Millionen Euro wieder an die außerordentlich guten Haushalte der Vorjahre anschließen. Aktuell bin ich mit Landtagsverwaltung und der Kommunalaufsicht am Prüfen, ob ich nächsten Dienstag noch Bürgermeister sein darf. Hier gibt es einige Fristen zu beachten. In jedem Fall wird nächsten Dienstag der Haushalt 2020 beschlossen.

Mit Steffen Bott und Simone Kleinstück haben wir zwei klasse Beigeordnete, die die Geschäfte bis zur Bürgermeisterneuwahl führen werden. Diese wird im Januar 2020 stattfinden. Der CDU Stadtverband wird hierfür einen Top Kandidaten ins Rennen schicken. Ich freue mich bereits jetzt auf die Zusammenarbeit“.


FDP

Auch im Landtagswahlkreis 12,Schmalkalden-Meiningen I, trat Stefanie Gorzize als FDP-Direktkandidatin an. 3,1 % der Wahlkreisstimmen erreichte die junge Frau aus Andenhausen/Rhön bei ihrer ersten Kandidatur für den Thüringer Landtag.

Stefanie Gorzize: „Als Neuling in der Politik und vollkommen Unbekannte in Meiningen und Umland konnte ich ein für mich sehr passables Ergebnis einfahren.

Viel mehr freut es mich natürlich, dass nach derzeitigem Stand die FDP wieder im Landtag vertreten ist. Ich danke jedem Wähler für die abgegebene Stimme und das doch gewachsene Interesse an der Politik.Nun heißt es: konstruktiv zusammenarbeiten und unserer schönes Land voranbringen“.


AfD

Stefan Mäurer von der AfD erreichte quasi „aus dem Stand“ mit 23,8 % der Wahlkreisstimmen das Zweitbeste Ergebnis unter den 8 Direktkandidaten*innen.

Stefan Mäurer: „Ich bin mit dem Wahlergebnis recht zufrieden. Dass der CDU Kandidat, Herr Henkel, in der kirchlich geprägten Rhön sehr stark ist, war uns klar.

Jedoch hätte ich mir zwei Prozent mehr für die AfD gewünscht. Es ist mir jedoch völlig unerklärlich, dass über 30 Prozent der Wähler sich für die SED Nachfolger entscheiden.“


Grüne

Im Landtagswahlkreis 12, Schmalkalden-Meiningen I, zudem der „Rest“ der Thüringer Rhön zählt, erreichte Ulrich Töpfer (Grüne) 7,3 % der Wahlkreisstimmen. Der Meininger kam dabei als fünfter von acht Direktkandidaten*innen ins Ziel.

Ulrich Töpfer: „Ich bin sehr enttäuscht über das Ergebnis der Wahlen. Zukunftsaufgaben müssen gelöst werden, die Energiewende muss unbedingt vorangetrieben werden, damit der Strom bezahlbar bleibt und nicht auf Grund knapper werdender Ressourcen preislich explodiert. Spätestens da wird das böse Erwachen bei einem großen Teil der Bevölkerung kommen, die jetzt dem Rückschritt und Stillstand ihre Stimmen gegeben haben.

Das Wahlergebnis ist zu akzeptieren; dafür bin ich Demokrat genug und vor 30 Jahren auch auf die Straße gegangen. Meine Toleranz hat aber in Hinblick auf die Intoleranz der AfD ihre Grenzen. Die Partei mit einem Faschisten an der Spitze ist für mich nicht akzeptabel“.


Die anderen Direktkandidaten*innen aus den Landtagswahlkreisen 5 und 12 haben kein persönliches Statement zu ihren persönlichen Wahlergebnissen dem Rhönkanal abgegeben!