Gastbeitrag von Jürgen Schwarz & Alfred Most
Otto Heinrich Ludwig Wagner wurde am 04. Oktober 1877 im Schulhaus des kleinen Rhöndorfes Reichenhausen geboren. Sein Vater Carl Johann Georg Wagner war von 1870 hier Dorfschullehrer und unterrichtete die Schulkinder aller Klassenstufen des Dorfes in einem Klassenraum.
1880 wurde der Vater als Lehrer an die Bürgerschule Apolda berufen und so zog die ganze Familie aus Reichenhausen nach Apolda.
1886 begann der 19jährige Otto ein Studium der Rechtswissenachaften in Jena und erwarb 1899 seinen Dr. jur. 1905 bewarb er sich um die Stelle des Zweiten Bürgermeisters der Stadt Jena.
Im Alter von 28 Jahren arbeitete er von 1905 bis 1908 als Zweiter Oberbürgermeister und erwarb sich große Verdienste beim Bau der Jenaer Straßenbahn und bei der Erhaltung des Fuchsturms. Er erwarb sich als volksnaher Demokrat und Mensch großes Ansehen in der Stadt.
1907 erfolgte der Umzug nach Breslau, der über 500 000 Einwohner zählenden Hauptstadt der Provinz Niederschlesiens. Otto hatte eine neue Heimat gefunden mit vielfältigen familären und beruflichen Herausforderungen. Er wurde 1919 einstimmig von allen Parteien zum Oberbürgermeister gewählt.
Noch heute wird seine 14 jährige Amtszeit bis 26. März 1933 in Polen als republikanischer Demokrat hoch eingeschätzt.
Ohne eigene politische Mehrheiten - er gehörte nie einer Partei an - schaffte er es, durch eine demokratische und korrekte Amtsführung sowie seine bescheidene Lebensweise die Großstadt Breslau wirtschaftlich und bevölkerungspolitisch weiterzuentwickeln.
Da seine nationalsozialistische Abneigung bekannt war und er jegliche Form von Antisemitismus ablehnte, wurde er von den Nazis 1933 als Oberbürgermeister abgesetzt.
Er knickte nicht ein vor den beruflichen Aufstiegsangeboten und späterhin vor den Drohungen der Nazis. Ein wahrer Demokrat und großer Mensch. Er ging 1934 zurück nach Jena.
1957 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Jena zu teil. 1962 verstarb Otto Wagner.
In einem umfangreichen Beitrag wird Otto Wagner in der Ausgabe 4 der „Heimatblätter – thüringische Rhön“ gewürdigt. Die neue Ausgabe beinhaltet weiterhin auch die Beiträge ‚Der Bauernkrieg in der Region um Vacha’ sowie ‚Stepfertshausen – Dorf der Laufbrunnen’ und ‚Wasserwanderung auf der Werra’ sowie weitere historische und literarische Beiträge vom Werratal bis zur Rhön.
Die Initiatoren suchen die Nähe und den Kontakt zu den Bewohnern, den Interessenten und Liebhabern der thüringischen Rhön. Erhältlich sind die „Heimatblätter“ in den Buchhandlungen in Bad Salzungen, Vacha und Kaltennordheim (Greifzu und Köhler), Bäckerei Enterlein Stepfershausen sowie bei Schreibwaren Andritschke in Geisa und im Presseshop in Dermbach.