Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Mit einer Ökumenischen Dankandacht wurde am Samstag in der Dreieinigkeitskirche Dermbach „30 Jahre Mauerfall -30 Jahre Grenzöffnung„ gedacht. Pfarrer Gerald Kotsch nannte den 11. November 1989, den „Tag als die Angst die Seiten wechselte“.
Kotsch schilderte am Beispiel einer Begebenheit um den 7. Oktober 1989, wie ihn persönlich die Angst bei seiner oppositionellen Arbeit erfasst hatte. Vor dem Mauerfall war die Angst vor Repressalien in der Bevölkerung weit verbreitet. Die freie Meinungsäußerung war nur sehr eingeschränkt möglich. Nach dem Mauerfall hatte die Mächtigen in der DDR die Angst vor dem Machtverlust erfasst.
Pfarrer Kotsch erinnerte auch an den 9. November 1938, damals gab es auch in Dermbach Angriffe von Nazis auf jüdische Mitbürger. Mutig hatte sich der damalige Dermbacher Bürgermeister Petzenberger schützend vor seine jüdischen Mitbürger gestellt. Auch heute gibt es wieder Leute welche versuchen nach den alten Methoden vorzugehen.
Für Kotsch sind daher auch die „Fünf Vorsätze für den Tag“ die Mahatma Gandi zugeschrieben werden wichtig:
Ich will bei der Wahrheit bleiben.
Ich will mich keiner Ungerechtigkeit beugen.
Ich will frei sein vor Furcht.
Ich will keine Gewalt anwenden.
Ich will in jedem zuerst das Gute sehen.
Pfarrerin Silke Wöhner zitierte den Propheten Micha (Text siehe Foto)
Im Originalton wird auch Günter Schabowskis Mitteilung zur Reisefreiheit von DDR-Bürgern vom 9. November 1989 eingespielt.
Eine Kopie des berühmten Zettels liegt den Besuchern der Ökumenischen Dankandacht an einem Tisch mit anderen Dokumenten aus dieser Zeit vor.
Herrmann-Josef Blum, ehemaliger Dermbacher Bürgermeister, berichtet in einem Vortrag über die Arbeit des Dermbacher Bürgerforums in der Zeit nach dem Mauerfall. Blum hatte dazu Original Dokumente aus dieser Zeit auf einem Tisch präsentiert. Nach der Ökumenischen Dankandacht war die Präsentation dicht von interessierten Besuchern umlagert.
Blum stand bereitwillig den Besuchern Rede und Antwort.
Eine Besucherin sprach dabei über eine Begebenheit nach dem 7. Oktober 1989. Ihr 14-jähriger Sohn wurde damals mit Klassenkameraden wegen einer kritischen Äußerung stundenlang von der Stasi vernommen und eingeschüchtert. Als sie dagegen protestieren wollte, drohten die Stasi-Leute ihr damit, dass ihrer 2-jährigen Tochter „etwas zustoßen könnte“.
Musikalisch wurde die Dankandacht von den „Heavenly Voices“ unter der Leitung von Felicitas Kotsch umrahmt. Die Beiträge, unter anderem mit dem Titel „Als ich fortging“ von der Gruppe Karussell, wurde von den Besuchern der Ökumenischen Dankandacht mit viel Beifall bedacht.
Zum Abschluss der Ökumenischen Dankandacht segneten Pfarrrerin Silke Wöhner, Pfarrer Gerald Kotsch und Pfarrer Ulrich Piesche die Besucher*innen.