Gastbeitrag von Marlene Drexler / MDR
Auf 600 Meter Höhe gelegen, bietet der Berggasthof "Amönenhof" in Oepfershausen einen imposanten Ausblick über die weiten Wiesen und Hügel der Vorderrhön.
Domenico Di Cara und seine Lebensgefährtin Aliki Bacharidou haben sich auf Anhieb in das Anwesen verliebt. Das Paar stammt ursprünglich aus dem Raum Frankfurt am Main.
"Wir wussten schon lange, dass wir perspektivisch aus der Stadt raus und ins Grüne ziehen wollen", erzählt der 41-jährige Domenico Di Cara, der italienische Wurzeln hat. Mit der Corona-Krise habe sich ihr Bedürfnis weiter verstärkt.
Domenico Di Cara leitet als Selbstständiger eine Werbeagentur. Dabei kann er größtenteils von zu Hause arbeiten. Die Thüringer Rhön hätten sie allerdings erst gar nicht auf dem Schirm gehabt.
Der Berggasthof wurde früher über viele Jahre von einem anderen Paar geführt, das zuletzt jedoch in den Ruhestand gegangen war. Gegenüber dem Gebäude steht außerdem eine Pension, die "Turmuhrenklause".
Drumherum besticht eine unberührte Landschaft. Eine Szenerie, die zu Domenico Di Caras Vision eines kleinen "veganen Paradieses" passt, in dem Tiere nicht für Menschen leiden und sterben müssen.
Der 41-Jährige und seine Lebensgefährtin Aliki Bacharidou leben seit gut sieben Jahren vegan. Davor war vor allem Aliki eine richtige Fleischliebhaberin.
"Mein Spitzname war T-Rex", erzählt die 37-Jährige, die griechische Wurzeln hat.
Auch Domenico hat früher gerne Fleisch gegessen: "Mein Großvater war Metzger." Die tiefergehende Auseinandersetzung damit, wie das Leben von Nutztieren wirklich aussieht, hat bei den beiden ein Umdenken bewirkt.
Heute bezeichnen sich die beiden auch als "vegane Aktivisten", sind regelmäßig auf der Straße unterwegs, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Dennoch wollen sie ihren Lebensentwurf niemandem aufdrängen: "Wir klären auf", sagt Domenico. "Und auch nur die Menschen, die Interesse haben und empfänglich sind."
Zu dem Berggasthof hat das Paar auch rund 13 Hektar Fläche gekauft. Ende vergangenen Jahres hat sich außerdem die Möglichkeit ergeben, auch die "Turmuhrenklause" zu erwerben. Auch hier hatten Betreiber das Gewerbe aufgegeben.
Trotz des zweiten Objekts soll die Atmosphäre der Ferienanlage intim und persönlich bleiben. Domenico und Aliki wollen nicht mehr als zehn Zimmer unterhalten: "Die Besucher sollen die Ruhe hier wirklich genießen können", findet Domenico.
Wichtig sei ihnen auch zu betonen, dass nicht nur vegane Besucher willkommen sind, sondern auch jeder, der es einfach mal ausprobieren will. Aliki hofft, Vorurteile abbauen zu können: "Manche Leute haben Angst, rein pflanzlich zu essen, weil sie denken, das schmeckt nicht."
Als routinierte vegane Hobby-Köchin ist sich Aliki aber sicher, dass Vegan gut schmeckt, "und mit gutem Essen bekommt man jeden rum".
Der Verzicht auf tierische Produkte ist für das Paar ein wichtiger Baustein ihres Konzepts, aber nicht der einzige: "Es geht auch um Minimalismus. Das heißt, generell wollen wir das Motto - weniger ist mehr- leben", erklärt Domenico.
Das Paar möchte Menschen dazu anregen, das Bewusstsein für ihre Konsumgewohnheiten und deren Konsequenzen zu schärfen.
Domenico und Aliki sind sich darüber im Klaren, dass ihr Projekt in der Rhön Pioniercharakter hat. In der Umgebung gebe es weit und breit keine veganen Essensmöglichkeiten.
Diese Tatsache sporne die beiden einerseits an, habe vor ihrem Umzug aber auch für Nervosität gesorgt: "Natürlich hatten wir die Sorge, dass wir auf Ablehnung treffen", berichtet Aliki. Die Oepfershäuser hätten sie aber mit viel Offenheit und Neugierde aufgenommen.
"Daher freuen wir uns jetzt umso mehr, dass wir der Gegend hier etwas Neues bieten können", so die 37-Jährige. Eine Familie im Dorf habe sich sogar schon inspirieren lassen und lebe seit Kurzem selbst vegan.
Und tatsächlich: Hört man sich im Dorf um, scheinen sich die meisten der Oepfershäuser über den frischen Wind auf dem Amönenhof zu freuen. Bis dessen Umbau vollzogen ist und der Betrieb losgeht, wird es aber aller Voraussicht nach noch einige Zeit dauern.