Gastbeitrag von Michael Knauf
Heinrich Ruppel wurde als sechstes von neun Kindern am 8. November 1886 in Neukirchen geboren. Er erlebte seine Kindheit auf dem Bauernhof seiner Eltern, wo er schon frühzeitig im elterlichen Hausgarten die Pflanzen hegte und pflegte und sich an der Schönheit und dem Wachstum der unterschiedlichen Gewächse erfreute.
Da Ruppel ein sehr guter Volks-Schüler war, ermutigten ihn seine Eltern und Lehrer später ein Pädagogikstudium aufzunehmen. Schon 1902 konnte er nach bestandener Aufnahmeprüfung seine Ausbildung am Lehrerseminar Herborn starten.
Im Jahr 1907 beendete er seine Ausbildung im Dillenburger Seminar. In der Zeit von 1907 bis 1911 war Heinrich Ruppel als Dorfschullehrer in seiner nahen Heimat Wetzlos tätig. Von 1914 bis 1915 absolvierte er eine Zusatzausbildung zum Taubstummenlehrer.
Im ersten Weltkrieg musste Ruppel von 1915 bis 1916 zum Militär, hier verfasste er vor allem Prosa und es erschien sein Balladenband „Aus Herz und Heimat“.
Wegen eines Lungenleidens wurde Heinrich Ruppel aus dem Militärdienst entlassen. Im Jahr 1916 heiratete Ruppel das erste Mal in Homberg (Efze). Bis 1937 war er als Taubstummenlehrer in Homberg (Efze) tätig.
Wegen seiner kritischen Haltung zur nationalsozialistischen Regierung kam es 1937 zu seiner Suspendierung und er wurde mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzt.
Der Taubstummenlehrer wollte und konnte die rassenhygienischen Anschauungen der Nationalsozialisten, die Behinderte ausgrenzte und deren Vernichtung vorbereitete nicht mittragen. Auch seine Schule war betroffen.
Trotzdem unterrichtete er privat die halbjüdische, gehörlose Esther Abraham mit einer Sondergenehmigung. Eine zweite Eheschließung vollzog er 1938.
Im November 1938 konnte Ruppel seinen Schuldienst wieder antreten und war dann bis 1947 Direktor und Taubstummenlehrer der Homberger Heimschule für Waisen und Kinder in Fürsorgeerziehung.
Im September 1945 ernannte ihn die amerikanische Militärregierung zum Schulrat für den Landkreis Fritzlar-Homberg.
Nach einer Stimmbandoperation ging Heinrich Ruppel 1948 in den Ruhestand. Er verbrachte seinen Ruhestand in Homberg (Efze), wo er am 17. November 1974 im Alter von 88 Jahren verstarb.
Er verfasste über sechsundzwanzig Erzählungen, Balladen und Hörspiele zum größten Teil in hessischer und Rhöner Mundart. Zu Ruppels bekanntesten und beliebtesten Werken zählten die Erzählungen „Rhönbauern“ und „Rhönbauern und andere Geschichten“.
In seinen Erzählungen war er als Dichter fest verwurzelt mit dem Boden der Rhön. Heinrich Ruppel stand mit der Natur im engsten Verkehr und dem frischen Atem der Ackerscholle, den würzigen Duft der Rhönwälder und die herbe Schönheit der Rhön erwachen in seinen Büchern.
Weiterhin leben in Ruppels Publikationen die Stätten und Gestalten der Heimat, Dorf und Flur, Nachbarschaft, Väter und Söhne, Mütter und Mädchen, Bauern und Handwerker, Liebesleute und Kirmestanz.
Zeitlebens konnte er die unselige Teilung der Rhön und Deutschlands nicht hinnehmen und nicht verwinden. Er fühlte sich als Künder für die ganze Rhön, hüben und drüben.
Leider konnte Heinrich Ruppel die Widervereinigung unseres Landes und seiner Rhön nicht mehr erleben.