Gastbeitrag von Michael Knauf
Im Zentrum der Bad Salzunger Innenstadt zwischen dem Marktplatz und dem Zugang zum nördlichen Ufer des Burgsees befindet sich eines der ältesten Gebäude der Stadt, der „Haunsche Hof“.
Wegen seiner romantischen Lage und seines parkähnlichen Gartens, nennen ihn die älteren Salzunger Einwohner auch „Malerwinkel“.
Schon der Zugang zum Gebäudekomplex fällt von weitem durch sein mit Efeu umranktes Tor, mit anliegender Fußpforte, ähnlich einer antiken Stadtmauer auf. Ein turmartig gebautes Treppenhaus ist rechter Hand über dem Tor sichtbar.
Das ca. 600 Jahre alte zweigeschossige Gebäude mit Krüppelwalmdach soll um das Jahr 1450 errichtet worden sein. Der Graf Friedrich von Henneberg hat der Familie von Haun 1487 den ehemaligen „Henneberger Hof“ übereignet.
Der nun „Haunsche Hof“ soll die letzte übrig gebliebene Kemenate der ehemaligen Salzunger „Schnepfenburg“ sein. Zwischen der Kirche und an der Stelle des heutigen Amtsgerichts befand sich die „Schnepfenburg“.
Im 15. Jahrhundert hatte der damalige Landesherr zum Schutze der Schnepfenburg vier Kommandanten ernannt, das Amt war erblich und wurde Jahrhunderte lang von den Familien von Cratach, von Reckrodt, von Leimbach und von Haun begleitet.
Jede Kommandanten-Familie erhielt in der Nähe der Burg als Wohnsitz eine steinerne Kemenate. Durch den großen Brand im Jahre 1786 wurde die Schnepfenburg zerstört und es blieb nur der Haunsche Hof verschont.
Das Gebäude des Haunschen Hof, wie wir ihm zum Teil noch heute sehen, stammt nach einem Umbau im Renaissancestil von 1624. Über dem Eingang zum Treppenaufgang befindet sich der sehr gut erhaltene Wappenstein von 1624.
Zwischen Tor und Fußpforte ist ein restaurierter und sichtbarer Wappenstein aus dem Jahr 1516 angebracht. Ab dem Jahr 1810 wurde der Haunsche Hof als Kurpension genutzt und ging in bürgerliche Besitzverhältnisse über.
Zwischen 1970 und 1972 erfolgte eine komplette Gebäuderestaurierung und anschließend wurde es ein Domizil für die Kreis-und Stadtbücherei.
Nach aufwendigen Umbau- und Sanierungsarbeiten des Kellergewölbes, entstand 1974 ein weithin bekanntes und beliebtes Weinlokal. 1996 bekam die Stadt-und Kreisbibliothek ein neues Domizil am Kurhaus 12.
Im Jahr 2001 zog der Kulturverein Bad Salzungen e.V. ein. Der Kulturverein führt im Haunschen Hof besondere und anspruchsvolle Veranstaltungen, wie Lesungen, Ausstellungen und auf einer Kleinkunstbühne Konzerte durch.
Eine weitere zeitgemäße Modernisierung und Umgestaltung des Gebäudekomplexes wurde in den Jahren von 2007 bis 2010 durchgeführt.
Nun mehr befindet sich im Haunschen Hof das Standesamt der Stadt Bad Salzungen mit einem Trauzimmer in einem sehr ansprechenden Ambiente.
Neben den Vereins-und Ausstellungsräumlichkeiten des Bad Salzunger Kulturvereins lädt das Café und Restaurant „Haunsche Hof“ zum Ausruhen und Verweilen ein, in wärmeren Jahreszeiten auch auf einer dazu gehörigen Seeterrasse.
Die Seeterrasse des Café und Restaurant verfügt über einen direkten Zugang zur Burgsee Promenade.