Gastbeitrag von Michael Knauf
Geismar liegt in der thüringischen Rhön im Geisaer Land und ist ein Ortsteil der Stadt Geisa im Wartburgkreis. Die urkundliche Ersterwähnung von Geismar erfolgte bereits am 25. März 815.
In Geismar leben heute rund 550 Einwohner und die Gemeinde liegt 343 Meter über NN. Das Dorf liegt am Bachlauf der Geisa (Geis) und wird von der Landstraße L 2603 durchquert.
Konstantin Gutberlet, auch Constantin, wurde am 10. Januar 1837 in Geismar/Rhön geboren. Seine Eltern waren der Müllermeister und Landwirt Josef Gutberlet und seine Ehefrau Elisabeth, geborene Hahn, aus Setzelbach.
In Geismar verbrachte er seine Kindheits-und Jugendjahre. Hier besuchte er auch die Grund-und Volksschule bei den Lehrern Herr Henkel, Herr Roth und Herr Wehner.
Der Musiklehrer Herr Henkel gab Konstantin Klavierstunden und er spielte schon als Grundschüler die Kirchenorgel in der imposanten und sehenswerten St.-Nikolaus-Kirche.
Im Jahr 1851 verließ Konstantin Gutberlet im Alter von 14 Jahren sein geliebtes Rhöndorf Geismar, um in der Domstadt Fulda das Gymnasium zu besuchen.
Ab 1856 begann er ein Studium am Priesterseminar in Fulda und nach etwa einem halben Jahr wurde Konstantin wegen sehr guter Studienarbeiten an das Collegium Germanicum in Rom delegiert.
Hier setzte er sein Studium der Philosophie und Theologie bis 1862 fort. Seine Priesterweihe fand am 25. Mai 1861 in Rom statt.
Nach dem Abschluss seiner theologischen und philosophischen Studien mit der Promotion zum Dr. der Theologie (doctor theologie) trat er am 12. Juni 1862 die Heimreise aus Rom nach Fulda an.
In Fulda übertrug man ihm ein Lehramt am dortigen Priesterseminar. Weiterhin erfolgte die Ernennung zum Leiter des Staatlichen meteorologischen Instituts (Wetterstation) und der Bibliothek von Fulda.
Das Priesterseminar in Fulda musste 1874 infolge der Kulturkampfgesetze aufgegeben werden. Es erfolgte für die Fuldaer Priesteramtsanwärter ein Umzug in das „Fuldaneum“ nach Würzburg. Herr Gutberlet übernahm als Regens dessen Leitung.
Im Jahr 1886 konnte das Priesterseminar in Fulda wieder eröffnet werden und Herr Gutberlet bekam bis 1924 die Professur für Philosophie, Apologetik (Verteidigung der Philosophie) und Dogmatik (christliche Glaubenslehre).
Durch eine große Anzahl von theologischen Schriften und philosophischen, literarischen Arbeiten errang sich Herr Gutberlet eine Europaweite Anerkennung.
Im Jahr 1889 wurde er zum Mitglied der Philosophischen Gesellschaft berufen. Als Domkapitular von Fulda erfolgte die Ernennung zur Jahrhundertwende im Jahr 1900. Bereits 1907 bekam er den päpstlichen Ehrentitel Apostolischer Protonotar.
1909 verlieh ihm die katholische Universität Löwen die Ehrendoktorwürde Dr. phil .h.c.. Im selben Jahr wurde er zum Konsulator des Bischöflichen Consistoriums ernannt und ab 1910 war er Mitglied des Domkapitels von Fulda.
Weitere Ehrungen der katholischen Kirche wie der „Päpstliche Hausprälat“ und der „Päpstlicher Geheimkämmerer“ wurden ihm zuteil.
Sein goldenes Priesterjubiläum erlebte und feierte Herr Gutberlet mit großer Dankbarkeit und Demut am 25. Mai 1911. Danach war er noch bis 1924 als Lehrer tätig.
Nach kurzem Leiden verstarb Konstantin Gutberlet am 27. April 1928 im Alter von 91 Jahren. Die feierliche Beisetzung erfolgte am 30. April 1928 auf dem Friedhof Frauenberg in Fulda.
Um für sein geliebtes Heimatdorf Geismar caritativ tätig zu sein, ließ er zum größten Teil aus eigenen Mitteln ein Altersheim mit Schwesternhaus und einem dazugehörigen Nebengebäude (mit Scheune und Stallungen) auf einem gemeinsamen Grundstück erbauen.
Das Nebengebäude wurde in späteren Jahrzehnten durch die katholische Kirche zu einem Kindergarten um- und ausgebaut.
Der Gebäudekomplex wich, nach der Wende, dem Neubau eines katholischen Kindergartens, der eine Kapazität für die Betreuung von rund 70 Kindern aufweist.
Heute trägt aus Dankbarkeit die Grundschule in Geismar/Rhön, im Geisaer Land, seinen Ehrenvollen Namen: „Staatliche Grundschule Konstantin-Gutberlet“.
Die Grundschule wurde im Jahr 2010 saniert und ist nun Domizil für ca. 100 Grundschüler aus Geismar und Umgebung.
Einige seiner wertvollen Werke :
1881 Das Gesetz von der Erhaltung der Kraft,
1888-1894 Lehrbuch der Apologetik,
1893 Die Willensfreiheit und ihre Gegner,
1893 Der mechanische Monismus,
1896 Der Menschsein Ursprung und seine Entwicklung,
1899 Der Kampf um die Seele,
1905 Psychophysik ,
1908 Der Kosmos, sein Ursprung und seine Entwicklung,
1915 Experimentelle Psychologie,
1923 Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellung (Autobiographie)