Vereinsnachricht von Dennis König
Was waren das noch einmal für spannende 90 Minuten am vergangenen Samstag beim Spiel der SG Kalten Rhön gegen Struth-Helmershof in Kaltenwestheim. Doch um der Dramatik dieses letzten Spieles gerecht zu werden, müssen wir den Blick auf den Spieltag richten, der eine Woche vorher stattgefand.
Die Rhöner Spielgemeinschaft tat sich unheimlich schwer in Dietzhausen. Die Leichtigkeit der vergangenen Wochen war wie weggeblasen. Max Görtner trug mit seinem fulminanten Schuss kurz vor Schluss dazu bei, dass man wenigstens einen Punkt von den Randsuhlern mitnahm. Zur gleichen Zeit einige Kilometer weiter schlug die Mannschaft aus Struth-Helmershof die Henneberger klar mit 5:2. Eigentlich nur eine Randnotiz, waren die erzielten Tore dennoch bemerkenswert. Denn der mehrfache Torschützenkönig vergangener Jahre, Andy Nummer-Wolf, erzielte deren 4 und überflügelte damit den bislang führenden Marcel König mit 3 Toren in der Torschützenliste.
Aber Aufgeben war noch nie die Stärke des Torjägers aus der Rhön und so hörte man folgenden Kommentar von ihm: „Wir haben noch ein Spiel mehr als Struth und spielen noch gegen sie. Ich vertraue unseren Abwehrspielern, dass Nummer-Wolf da kein Tor schießen wird.“ Doch leider lief das Nachholspiel in Walldorf gar nicht nach dem Geschmack der SG Kalten Rhön. Man verlor unglücklich 3:2, haderte mit der ein- oder anderen Schiedsrichterentscheidung und König erzielte nur einen Treffer, so dass die Ausgangssituation vor dem letzten Spieltag klar war. Zwei Tore bis zum Gleichstand…
Rein sportlich ging es im Spiel am vergangenen Samstag in Kaltenwestheim eigentlich nur noch um die goldene Ananas. Zwar hätte Struth mit einem 2-Tore-Sieg sogar noch an den Rhönern vorbeiziehen können, doch ob das am Ende auch das Ziel der Gäste war, bleibt offen. Die SG Kalten Rhön wollte ihren dritten Tabellenplatz verteidigen und auf dem Podest einkommen. Bei hochsommerlichen Temperaturen war es bis zur 73. Minute allerdings ein schlechtes Fußballspiel von beiden Seiten und ehrlicherweise muss man sagen, dass man den Rhöner Torjäger bis dahin auch nicht ein einziges Mal gefährlich vor dem Tor der Gäste in Aktion sah. Aber, so ist nun mal Fußball, und kein Regisseur dieser Welt hätte dieses Spiel besser und emotionaler gestalten können, als es schließlich wurde. Doch der Reihe nach…
Die Gastgeber hatten in den ersten 45 Minuten keine einzige richtige Torchance. Andreas Lückert schoss nach 4 Minuten aus gut 25m von der rechten Seite, verfehlte den Kasten von Holland-Moritz aber klar. In der 21. Minute war es Andreas Lotz, der eine Flanke in den Sechzehner der Gäste brachte, dort aber nur Enrico Heim fand, der mit seinem Kopfball keinen weiteren Abnehmer fand. In der 41. Minute war es dann Innenverteidiger Kevin Kranz, der nach einer Ecke von Lückert zwar mit dem Kopf an den Ball kam, diesen aber verzog. Die dickste Chance der ersten Halbzeit hatten die Mannen um Kapitän Danny Marr nach einem Konter. Marr selbst war es, der nach einer Ecke der Hausherren rechts auf und davon zog und den Ball scharf in den Strafraum brachte. Doch Andy Nummer-Wolf köpfte den Ball aus gut 10 Metern über das Tor. An dieser Stelle hätte die Frage nach der Torjägerkanone schon geklärt sein können.
Noch klarer war die Torchance des Struther Torjägers direkt nach Wiederanpfiff. Nach einem Abspielfehler im Mittelfeld der Gastgeber, tauchte Nummer-Wolf plötzlich vor dem Gehäuse auf, entschied sich für einen Heber, lupfte den Ball aber über die Latte. Zum zweiten Mal gefährlich wurde es dann in der 60. Minute, als Maik Happich nach schöner Kombination rechts vor dem Kasten von Kämmer auftauchte, den Ball aber überhastet links verzog. Danach war das Offensivspiel der Gäste wie abgehackt, sie kamen bis zum Ende des Spiels zu keinerlei Torchancen mehr. Die Hausherren auf der anderen Seite kamen nun besser ins Spiel und bei den Gästen ließ auch mehr und mehr die Kraft nach.
In der 73. Minute jubelten dann die Fans der Einheimischen und das Fußballmärchen nahm seinen Lauf. Einen lang nach vorne geschlagenen Ball von Danny Reuchsel nahm Marcel König mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich und schoss ihn aus etwa 20 Metern in den rechten Torwinkel. Dies war im wahrsten Sinne des Wortes die Initialzündung, denn nun war die Kristallkugel des besten Torschützen der Kreisoberliga wieder greifbar. Nicht wenige Fans der Spielgemeinschaft drückten ihm die Daumen, aber vermutlich nur ein paar glaubten tatsächlich noch daran. Doch was in den nächsten 13 Minuten passierte, kann man eigentlich nur mit dem Wort „Wahnsinn“ beschreiben. Vier Minuten nach dem 1:0 eroberte Sturmpartner Enrico Heim zentral vor dem Tor den Ball, lief auf den Torwart der Gäste zu und tat seinem Kumpel Marcel den Gefallen und legte den Ball quer. Da er dabei aber eigentlich regelwidrig von einem Verteidiger bedrängt wurde, war sein Abspiel mehr als schlecht, doch König kam zunächst mit dem Kopf an den Ball, der an den Pfosten sprang, und stolperte ihn dann irgendwie mit dem Fuß zum 2:0 hinein.
Der Jubel auf den Rängen war groß und als Jonas Reder 4 Minuten später den Ball in den Lauf von König legte, hielten vermutlich einige Zuschauer den Atem an. Der Torjäger der Rhöner schoss den Ball und Holland-Moritz konnte diesen nur noch nach hinten in die Maschen abklatschen lassen. Und es kam noch besser, denn nochmals 5 Minuten später war es Andreas Lotz, der am linken Flügel das Spielgerät in den Strafraum spielte. Marcel König nahm diesen Ball an, schaute kurz und schoss ihn dann gekonnte zum 4:0 ins lange Eck. Dies war zugleich auch der Endstand und der Jubel nach dem Spiel kannte keine Grenzen. Fairerweise muss man allerdings anmerken, dass der Sieg der Heimmannschaft zwei Tore zu hoch ausgefallen ist, vergangenen Samstag war dies allerdings den meisten Zuschauern egal.
Die SG Kalten Rhön konnte mit diesem Sieg den dritten Tabellenplatz sichern und auch in ihrer dritten Saison ein sehr gutes Ergebnis erreichen. Struth-Helmershof konnte schlussendlich den siebten Platz erzielen, ein Ergebnis, was ihnen sicherlich nicht genug sein wird.
Marcel König konnte mit beeindruckenden 25 Toren die Torjägerkanone gewinnen. Und ohne einem anderen Spieler zu Nahe treten zu wollen, aber dieser Titel ist absolut verdient. Wer mit 36 Jahren nahezu jede Trainingseinheit bestreitet, in den meisten Spielen dieser Saison auf der Außenbahn spielen musste und dann so ein Finish hinlegt, hat es einfach verdient die Kristallkugel am Ende in den Händen zu halten.