Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Der Festgottesdienst am Reformationstag stand unter dem Motto „300 Jahre Empfertshäuser Kirche - 30 Jahre Mauerfall“. Mit diesem Gottesdienst wurden die Feiern anlässlich des 300 - jährigen Kirchweihjubiläums in Empfertshausen offiziell abgeschlossen.
Die „Erlöserkirche“, wie die Empfertshäuser Kirche seit dem Sommer nun heißt, war auch an diesem Abend sehr gut besucht.
Zu Beginn des Festgottesdienstes wurde das Licht in der Kirche ausgeschaltet und die vorher an die Gottesdienstbesucher verteilten Kerzen entzündet.
Pfarrer Christian Ehrhardt las dazu einen Psalm „Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir und die Nacht leuchtete wie der Tag“. Aus dem Johannesevangelium zitierte er den Text:“ Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“.
„Vor 300 Jahren wurde diese Kirche gebaut. Vor 30 Jahren haben Menschen ein leuchtendes Beispiel des christlichen Glaubens abgelegt und gezeigt, dass diese Welt auch ohne Gewalt verwandelt werden kann.
Gott verwandelt unsere Herzen. Wir verwandeln diese Welt. Im Frieden. Darum spricht auch der Prophet Jesaja: Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Doch die Dunkelheit ist auch heute in dieser Welt und unser Zeugnis mehr als gestern gefordert.
Wie seit 300 genau wie vor 30 Jahren. Vertraut auf Gottes Verheißung. Und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen.“ So Pfarrer Christian Ehrhart.
Daran schloss sich ein kleines Konzert der Band „Annjual Acoustics“ an. Die junge Band aus Unteralba, die mit eigenen Kompositionen, seit der Gründung, ihrem Stil treu bleibt und im Genre des Akustikpop zu Hause ist.
Die Band besteht aus Oliver Hößel und den Geschwistern Julia und Annalena Sell. Mit einem bunten Repertoire aus eigen komponierten Songs, die vom Leben, der Liebe, Chancen und Erfahrungen handeln zogen die drei jungen Künstler*innen die Gottesdienstbesucher in ihrem Bann, was diese mit begeisterten Beifall belohnten.
Vor 30 Jahren war der Reformationstag kein staatlicher Feiertag.
An diesem Dienstagabend war die Empfertshäuser Kirche dennoch fast überfüllt. Auch aus den Nachbarorten kamen viele Gottesdienstbesucher. Mit brennenden Kerzen in der Hand, dem Zeichen der friedlichen Revolution, wurde damals nach dem Gottesdienst durch das Dorf gezogen.
Schon Wochen zuvor hatte der damalige Empfertshäuser Pfarrer Horst Bohnhardt zu Gesprächskreisen ins Pfarrhaus eingeladen. In diesen Gesprächskreisen tauschten sich die Teilnehmer zur aktuellen Situation in der damaligen DDR aus und es wurden auch Kontakte zu den damaligen neu entstandenen Oppositionsgruppen geknüpft. Später wurden bei diesen Treffen regionale Aktionen organisatorisch vorbereitet.
So kam es zu einem friedlichen Sternmarsch zum Katzenstein, der damals noch von der Stasi als Ferienheim genutzt wurde. Mit einer weiteren Demo wurde die Öffnung der Grenze zwischen Andenhausen und Theobaldshof erreicht.