Für die Umstellung auf nachhaltige Wärmeversorgung der kommunalen Gebäude wurde die Stadt Geisa beim bundesweiten Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2020“ ausgezeichnet.
Eigentlich sollte die Preisverleihung letzte Woche in Berlin im Rahmen der Kommunalen Klimakonferenz durch Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter vorgenommen werden. Alternativ gab es nun eine digitale Preisverleihung, bei der auch ein im Sommer entstandener Film über das Projekt gezeigt wurde (www.youtube.de „Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“- 2020- Stadt Geisa“).
Neben dem Main-Taunus-Kreis und der Stadt Aalen hatte sich Geisa in der Kategorie „Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune“ unter zahlreichen Mitbewerbern behaupten können. Mit der Umstellung der Wärmeversorgung konnte die Stadt beispielhaft zeigen, wie es gelingt, erneuerbare Energien in einer denkmalgeschützten Altstadt zu nutzen.
Bürgermeisterin Manuela Henkel freute sich sehr über die Auszeichnung.
„Die Energiewende vor Ort kann für kleinere Kommunen durchaus herausfordernd sein“, sagte sie. Im Zuge der Modernisierung sanierungsbedürftiger Ölkessel in den kommunalen Liegenschaften, hatte die Stadt vor 13 Jahren nach einer energetisch effizienten Lösung gesucht, die sich mit den strengen Auflagen des Denkmalschutzes vereinbaren lassen.
„Mit der Fernwärmeversorgung haben wir eine Möglichkeit gefunden, die sich gut mit dem Denkmalschutz in der Altstadt vereinbaren lässt“, betonte Dr. Christine Meißner die in Geisa für die Stadtentwicklung zuständig ist.
Mit dem etwa 1.200 Hektar großen Stadtwald bot sich eine regionale und nachhaltige Ressource vor Ort an.
„Wir errichteten zwei effiziente Holzhackschnitzelanlagen in Verbindung mit zwei Nahwärmenetzen, die getrennt voneinander mit einer Gesamtwärmeleistung von 650 Kilowatt versorgt werden“, berichtete der Erste Beigeordnete Steffen Bott.
Als Rohstoff für die neuen Heizanlagen wird ausschließlich Holz aus dem Stadtwald in Form von Hackschnitzeln verwendet, die vor allen Dingen aus den Abfällen des Holzeinschlages, aktuell auch aus Borkenkäferholz gewonnen werden. Damit ist Geisa unabhängig von schwankenden Energiemarktpreisen und fördert gleichzeitig die regionale Wertschöpfung.
„Das CO2-Einsparpotenzial gegenüber den alten Ölheizungen liegt bei ca. 206 Tonnen pro Jahr“, erklärte Bauhofmitarbeiter und Energiemanager Dominik Ebert.
Vom Rathaus bis zum Stadtmuseum – über die beiden Kreisläufe profitieren alle Liegenschaften der Kommune von der nachhaltig produzierten Wärmeenergie: Ein Nahwärmenetz für kommunale Gebäude wie Rathaus, Bauamt, Galerie, Museum und Schloss in der Altstadt und eines für die Unterstadt.
Letzteres versorgt neben dem Kulturhaus auch das Ärztehaus, den Kindergarten und das Haus der Vereine. Hier ergeben sich zusätzlich positive Synergieeffekte, da die angeschlossenen Gebäude unterschiedliche Wärmebedarfszeiten haben.
„Während im Kulturhaus die Wärme meist abends benötigt wird, besteht im Haus der Vereine eher am Nachmittag Bedarf und im Kindergarten und Ärztehaus vom Morgen bis zum Nachmittag“, berichtete Dominik Ebert.
Eine eigens installierte Gebäudeleittechnik dient der mobilen Überwachung und Steuerung der Heizungsanlagen. Aber auch finanziell lohnt sich das Projekt.
„Seit der Umstellung der Wärmeversorgung sparen wir jährlich rund 13.000 Euro Energiekosten“, sagte Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Mit dem eingesparten Geld hat die Stadt bereits weitere Energieeffizienzmaßnahmen finanziert, wie zum Beispiel die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED, die Einführung eines Energiemanagementsystems in Kooperation mit der Thüringer Energieagentur und die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Bauhofgebäude.
Auch Landtagsabgeordneter Martin Henkel (CDU) freute sich über die Auszeichnung. Als ehemaliger Bürgermeister von Geisa hatte er maßgeblich an der energieeffizienten Lösung mitgearbeitet.
„Bereits ab dem Jahr 2007 hat in Geisa die Energiewende konkrete Formen angenommen. Seit dem wurde stetig investiert, um Energie und Betriebskosten zu sparen“, so Martin Henkel.
Bereits im vergangenen Jahr wurde die Stadt hierfür mit dem Thüringer Energie Effizienz Preis geehrt.
„Ich freue mich sehr, dass Geisa nun auch vom Bund diese tolle Ehrung erhält“, so Martin Henkel. Ausgeschrieben wird der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.
Der Gewinn ist mit 25.000 Euro Preisgeld dotiert, das in weitere Vorhaben zum Klimaschutz oder zur Anpassung an den Klimawandel zu investieren ist.
„Das Preisgeld soll für Waldanpflanzungsmaßnahmen genutzt werden, da der Borkenkäfer auch im Geisaer Wald erhebliche Schäden verursacht“ war von Manuela Henkel zu erfahren.
Etwa zwei Hektar sollen mit einheimischer Laubholzmischung aufgeforstet werden, damit sich der Kreislauf der Nachhaltigkeit: Wald - Hackschnitzel - Nahwärmenetz - Wald wieder schließt.
Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ (bis 2015 Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“) wird seit 2009 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgelobt. In diesem Jahr wurden insgesamt 176 Beiträge in vier unterschiedlichen Kategorien eingereicht.
Die Stadt Geisa hat sich mit dem Projekt „Klimafreundliche Nahwärmeversorgung in einer denkmalgeschützten Altstadt“ in der Kategorie „Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune“ beworben.
In dieser Kategorie gab es 44 Bewerbungen, aus denen drei Gewinnerprojekte ausgewählt wurden. Weitere Informationen zum Wettbewerb unter: www.klimaschutz.de/wettbewerb2020