Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön zeichnet sich durch seine einzigartige, über die Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft aus. Wiesen und Weiden prägen das „Land der offenen Fernen“ und bringen durch ihre vielfältigen Landschaftsstrukturen eine hohe Artenvielfalt mit sich.
„Tierische Landschaftspfleger“ wie Rhönschafe sorgen dafür, dass die offenen Flächen erhalten bleiben. Doch was dem Rhönschaf nicht schmeckt, frisst es nicht – zum Glück, muss man im Falle von Silberdistel und Golddistel sagen.
Um eine Übersicht über die Verbreitung dieser Pflanzen in der Rhön zu bekommen, sind alle Bürgerinnen und Bürger ab dem 1. Oktober aufgerufen, Beobachtungen der beiden Arten zu melden.
Die Silberdistel (Carlina acaulis) gilt als Charakterpflanze der Rhön und wird daher vielerorts auch Rhöndistel genannt. Sie hat einen silbrig-weiß glänzenden, strohigen Blütenkopf mit einem Durchmesser von bis zu 10 cm.
Die Blätter wachsen in einer Rosette, sind tief eingeschnitten und haben an den Spitzen kleine, stechende Dornen. Einige Exemplare haben einen roten Stängel mit bis zu 40 cm Länge, während andere stängellos auf dem Boden aufliegen.
Die Silberdistel ist vor allem auf beweideten Magerrasen, an besonnten Hängen und den Rändern von Gebüschen zu finden.
Im vertrockneten Zustand kann sie mit der Stängellosen Kratzdistel verwechselt werden – diese hat im Gegensatz zur Silberdistel aber keinen roten Stängel.
Die Golddistel (Carlina vulgaris) hat goldgelb glänzende, strohige Blütenköpfe von ca. 2 cm Durchmesser, von denen an einem Stängel mehrere zu finden sein können.
Im Winter können die Blütenköpfe auch braun erscheinen. Die Laubblätter verteilen sich entlang des Stängels und sind wellig und stachelhaarig. Auch die Golddistel ist auf Magerrasen zu finden, wobei diese nicht unbedingt beweidet sein müssen.
Außerdem ist sie an Weg- und Waldrändern sowie auf Bergweiden zu finden. Da die Landschaft im Spätsommer schon recht arm an blühenden Pflanzen ist, haben Silberdistel und Golddistel mit ihrer späten Blühzeit von Juli bis September eine große Bedeutung
als Nektarpflanzen für viele Insekten.
Im trockenen Zustand bleiben die beiden Arten bis ins nächste Frühjahr hinein stehen, weswegen man sie auch noch spät im Jahr beobachten kann.
An feuchten Tagen schließen sich die Hüllblätter der beiden „Wetterdisteln“, während an trockenen Tagen die komplette Blütenpracht erkennbar ist.
Beide Arten gelten als Magerkeitszeiger und deuten auf wertvolle kulturell geprägte Lebensräume hin, in denen es auch weitere seltene Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen gibt.
Vor allem auf beweideten Flächen können sich die beiden Distelarten ausbreiten, da Rhönschafe und andere Weidetiere sie aufgrund ihrer stacheligen Blätter stehen lassen. Regelmäßige Düngung oder Mahd hingegen würde dazu führen, dass Silberdistel und Golddistel von einer Fläche verschwinden.
Um herauszufinden, wie die beiden besonderen Distelarten im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön verbreitet sind, ist die Bayerische Verwaltung des Biosphärenreservats auf Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen.
Vom 1. Oktober bis zum 30. November können Beobachtungen mit möglichst genauem Fundort und Funddatum, Anzahl der Pflanzen und – wenn möglich – mit einem Foto an die Mitarbeiterinnen Tina Bauer und Pia Bergknecht gesendet werden:
E-Mail: artmeldungen@reg-ufr.bayern.de, Telefon (0931) 380 1673 (montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags von 8 bis 14 Uhr).
Wenn Käfer oder andere Insekten auf den Disteln entdeckt werden, freuen sich die Projektverantwortlichen ebenfalls über Fotos.
Wichtig: Silberund Golddistel stehen – wie viele Pflanzen in der Rhön – unter Schutz. Bitte pflücken Sie keine Pflanzen und bleiben Sie beim Suchen auf den Wegen.
Alle Beobachtungen werden nur zum Zwecke der Artenverteilung gesammelt und anonymisiert ausgewertet.
Infos unter https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/disteln-gesucht