Beitrag von Rüdiger Christ
Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres fand am Dienstag, den 31.08.22 eine Infoveranstaltung zum Thema Wolf in der Rhön statt.
„Wölfe in Thüringen - Aktueller Stand & Management“ war die offizielle Bezeichnung der Veranstaltung des Kompetenzzentrums Wolf, Biber, Luchs des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz.
Dabei standen die Themenkomplexe Verhaltensweise von Wölfen, Ergebnisse des Monitorings, Wolfmanagement in Thüringen und Fördermöglichkeiten für Herdenschutzmaßnahmen im Vordergrund.
Rund 200 interessierte Besucherinnen und Besucher waren dazu in die Dermbacher Schlosshalle gekommen.
Elke Stengeli und Charlotte Steinberg referierten über die Themen Verhaltensweise von Wölfen und Ergebnisse des Monitorings und Wolfmanagement in Thüringen. Beide traten auch in letzter Zeit in der Rhön als Riss-Gutachterinnen in Aktion.
Britta Krämer, Referatsleiterin beim Kompetenzzentrum (KWBL) informierte über Fördermöglichkeiten zu Herdenschutzmaßnahmen. Schon während der Vorträge gab es aus dem Publikum Nachfragen, welche aber erst nach den Vorträgen zugelassen wurden.
Leider stand für die Anfragen aus dem Publikum kein Mikrofon zur Verfügung, daher waren einige Fragen schlecht oder kaum zu verstehen.
Einige Fragesteller gingen deshalb nach vorn um das Mikrofon zu nutzen, welches sich dort in den Händen von Britta Krämer vom Kompetenzzentrum befand.
Oft wurde die als ideologisch belastete Politik beim Thema Wolf in Thüringen kritisiert. Mit Nachdruck wurde hierbei auch eine „B-Probe“ bei der Untersuchung eines Wolfsübergriffs auf Nutztiere gefordert.
Seit einiger Zeit wird zu diesem Zweck auf privater Initiative von geschädigten Landwirten Christiane Bebendorf vom „Wölfe vs. Land – Bürgerschutz vor Großraubtieren e.V.“ hinzugezogen.
Bei einem Wolfsübergriff bei Kaltenwestheim am 26. Juni 22 auf ein Kälbchen konnte bei ihrer Probe eine sehr schwach ausgeprägte-wolfstypische Allele, das sind Varianten eines Gens welche ausschließlich bei Wölfen nachgewiesen wurden, festgestellt werden.
Es handelt sich hier um einen männlichen Wolfsmischling. Das Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs, hatte dagegen einen Hund als Verursacher angegeben.
Martin Berk, Vorstand der Pflege-Agrar-Genossenschaft e.G. Bettenhausen meinte, seit der ersten Infoveranstaltung am 23.September 2021 in Frankenheim habe sich nichts geändert. Ohne Gegenprobe sei das Untersuchungsergebnis des Kompetenzzentrums Wolf, Biber, Luchs im Falle eines Wolfsübergriffs auf Nutztiere praktisch nichts wert.
Britta Krämer wies dies zurück. Krämer hatte aber schon in Frankenheim 2021 Wolfsübergriffe auf Nutztiere in der Rhön abgestritten (wir berichteten).
Weiterhin wurden Vorwürfe geäußert, dass Gutachterinnen des Kompetenzzentrums, bereits vor der Entnahme von Proben verlauten ließen, das sie immer beweisen wollten, dass es sich nicht um einen Wolf als Schadensverursacher handelt. Auch das wurde von Britta Krämer strikt zurückgewiesen.
Der Landtagsabgeordnete Martin Henkel (CDU) forderte, auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Rhönforums, eine Regulierung des Wolfes in der Rhön. „An erster Stelle muss der Schutz der Menschen stehen“, so seine Aussage. Es dürfe nicht sein, dass Wölfe in den Orten wilderten.
Henkel sieht auch die Gefahr des Rückgangs der Weidewirtschaft in der Rhön und damit negative Auswirkungen auf die Vegetation der geschützten Kalkmagerasen.
„Wir haben zurzeit andere Sorgen als das Wohlergehen des Wolfes in der Rhön. Wir stehen vor der größten wirtschaftlichen Herausforderung seit Bestehen der Bundesrepublik“, so Henkel.
Der Landtagsabgeordnete wird daher einen Bürgerdialog in seinem Wahlkreis unter dem Titel: „DISKUTIERT UNZENSIERT“ starten zu dem er auch Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund einladen wird.
Auch Dermbachs Bürgermeister Thomas Hugk (CDU) schloss sich der Forderung nach Regulierung des Wolfsbestandes in der Rhön an.
Auf die Fragen nach der Entnahme, also des Abschusses der in der Rhön ansässigen Hybriden (Wolfsmischlinge), gab Britta Krämer vom Kompetenzzentrum nur eine ausweichende Antwort. Es sei sehr schwierig dazu bereite Jägerinnen und Jäger zu finden, da diese wie schon im Falle der Hybriden von Ohrdruf massiv bedroht würden.
Sehr emotional schilderte Martina Hauck die Auswirkungen des Wolfsübergriffs auf ihr Damwild. Damals sind insgesamt sieben ihrer Tiere dem Wolf zum Opfer gefallen. Von der Veranstaltung erwarte sie, dass „die da Oben erfahren, was hier Unten bei uns läuft“, so die geschädigte Tierhalterin.