Interview zur Influenza-Impfung – Mediziner Waldemar Olk im Gespräch

Interview von Christopher Eichler (Landratsamt SM)

Die nächste Grippesaison steht unmittelbar bevor. Wir sprachen mit dem zuständigen Mediziner im Gesundheitsamt, Dipl. med. Waldemar Olk, darüber, wie man sich bestmöglich schützen kann.

Herr Olk, sollte man sich aktuell gegen die Grippe impfen lassen?

Selbstverständlich. Die Indikationen sind ja seit vielen Jahren gleich geblieben. Die echte Grippe, auch Influenza genannt, ist eine akute Krankheit der Atemwege. Diese nimmt häufig schwere Ausmaße an, nicht selten gibt es lebensbedrohliche Verläufe.

Die jährliche Auffrischung schützt in hoher Weise – auch wenn der Schutz vor stationärer Behandlungspflichtigkeit bei der Grippe-Impfung nicht so hoch ist, wie beispielsweise bei der Corona-Schutzimpfung.

Viele Experten warnen gerade jetzt vor einer schweren Grippewelle…

Die Theorie, die sich dahinter verbirgt ist, geht in etwa so: In der Corona-Pandemie haben viele Menschen die Kontakte reduziert und waren so weniger Viren und Bakterien ausgesetzt. Dadurch wurde unser Immunsystem weniger gefordert, unsere Körper könnten daher aktuell vermutlich weniger Abwehrzellen ins Rennen schicken.

Der natürliche Schutz, beispielsweise gegen Grippeviren, sei darum abgeschwächt. Ich persönlich sehe das etwas anders und gehe davon aus, dass Menschen, die sich bisher regelmäßig impfen lassen oder einige natürliche Infektionen hinter sich gebracht haben, immer noch über eine mithin wirksame Restimmunität verfügen.

Eine Auffrischung ist aber in jedem Fall zu empfehlen. Man muss zur Relativierung auch sagen: Die Chinesen, Japaner und Koreaner tragen schon seit vielen Jahren Atemschutzmasken, auch aus kulturellen Gründen.

Es wird dort als Akt der Höflichkeit verstanden, andere Menschen vor potenziellen eigenen Erregern zu schützen. Mir sind aber keine Studien bekannt, dass Asiaten deswegen ein schlechteres Immunsystem hätten.

Für wen ist eine Grippeschutzimpfung besonders sinnvoll?

Für alle Menschen über 60 Jahre, Schwangere ab dem vierten Schwangerschaftsmonat und die vulnerablen Gruppen, also Menschen, die aufgrund einer chronischen Krankheit beispielsweise ein geschwächtes Immunsystem haben sowie deren nahe Kontaktpersonen.

Aber auch Beschäftigte, die viel Kontakt mit Menschen haben, natürlich ganz besonders medizinisches und Pflegepersonal, aber beispielsweise auch Lehrer oder Kita-Erzieher.

Übrigens gibt es jedes Jahr besonders viele Fälle bei ganz jungen Patienten, die noch keine ausreichende Immunabwehr aufbauen konnten - in manchen Fällen sogar mit Verläufen, die eine stationäre Behandlung erforderten.

Diese Kinder hatten bisher meist noch keinerlei Kontakt mit den Influenzaviren und somit auch keine Immunität gegen diese Viren. Für Kinder ohne entsprechende Grunderkrankung gibt es allerdings keine verbindliche Impf-Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Corona- und Grippeimpfung: Ist beides zusammen möglich?

Ja. Eine Impfung gegen das Corona-Virus und eine Grippeschutzimpfung stehen sich nicht im Wege. Gemäß Empfehlung der STIKO muss zwischen COVID-19-Impfungen und der Verabreichung anderer sogenannter Totimpfstoffe, wie bei den Influenza-Impfstoffen der Fall, kein Impfabstand von 14 Tagen eingehalten werden.

Die Impfungen können sogar gleichzeitig verabreicht werden. Die Injektion sollte dabei jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen. Die Influenza-Impfung sollte, wie üblich, im Spätherbst (Mitte Oktober bis Mitte Dezember) verabreicht werden.

Was empfehlen Sie, um so gesund wie möglich durch die Herbst-Wintermonate zu kommen?

Bei entsprechender Indikation empfehlen wir, wie beschrieben, die Impfungen gegen Influenza und COVID-19. Außerdem raten wir dringend dazu, die gegen die Corona-Infektion bekannten Abstands-, Hygiene- und Maskenregeln einzuhalten. Sie sind auch gegen Influenza-Viren effektiv.

Sie schützen generell vor bakteriellen und viralen Erkrankungen. Diese Maßnahmen schützen nicht nur den Einzelnen, sondern auch uns alle davor, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Aktuell lagen etwa im Meininger Klinikum schon wieder knapp 70 Patienten mit Covid-19 auf den Stationen.

Wie sehen die aktuellen Influenza-Zahlen im Landkreis aus?

Im September und im Oktober haben wir bisher insgesamt fünf Influenza-Fälle registriert. Wir gehen aber von einer großen Dunkelziffer aus, auch weil relativ selten auf Influenza getestet wird.