Auszeichnung der Landrätin – Denkmalpreise gehen nach Oberkatz, Breitungen & Wernshausen

Gastbeitrag von Christopher Eichler

Landrätin Peggy Greiser hat auch in diesem Jahr wieder vorbildliche Eigentümer von Denkmalen ausgezeichnet. Insgesamt vergab die Kreischefin heute auf Schloss Todenwarth vier Denkmalpreise.

Die Preisträger kommen aus Breitungen (zweimal), Oberkatz und Wernshausen. Drei Preisträger erhielten eine Geldprämie von je 500 Euro sowie eine entsprechende Urkunde und Plakette für das geschützte Bauwerk.

Die ebenfalls ausgezeichnete Gemeinde Breitungen erhält eine Anerkennung, jedoch keinen Geldpreis.

„Denkmale sind stumme Zeugen ihrer Zeit, die noch die Luft der Vergangenheit atmen“, sagte Greiser bei der Preisverleihung.

„Jedes Objekt, sei es das Schloss, die Villa, die Kirche, das Fachwerkhaus oder das kleinste Backhaus in der Dorfmitte – jedes ist ein Stück Identität der Menschen unserer Heimat, ein unverzichtbarer Teil unserer Kultur.

Mit dem Denkmalpreis wolle der Landkreises Schmalkalden-Meiningen nicht nur Lob für vorbildliche Denkmalpflege aussprechen, „wir wollen auch ein Leuchtfeuer entfachen, damit wir alle genauer hinsehen“, sagte Greiser und würdigte den ungemeinen Einsatz der Preisträger zum Erhalt dieser identitätsstiftenden und optisch reizvollen Gebäude.

„Die fachgerechte Restaurierung eines Denkmals erfordert ein hohes Maß an finanziellen Anstrengungen, Engagement und Besonnenheit – und das nicht selten über einen langen Zeitraum hinweg.

Viel Herzblut, Kreativität und Leidenschaft sind dafür nötig sowie viele Partner: Der gemeinsame Einsatz von Eigentümern, Handwerkern, Architekten und Denkmalpflegern verdient höchste Anerkennung!“, so Greiser.

Insgesamt 70 Denkmalpreise vergab der Landkreis Schmalkalden-Meiningen seit 2007 überwiegend an Privatpersonen, die sich in herausragender Weise um den Denkmalschutz und die Denkmalpflege verdient gemacht haben.

Zudem ist der Landkreis eine der ganz, ganz wenigen Gebietskörperschaften in Thüringen, die Zuschüsse für denkmalpflegerische Projekte ausreicht. In diesem Jahr stellte der Kreis 150.000 Euro zur Verfügung, damit die Prachtregion weiterhin mit prächtigem Fachwerk & Co. glänzen kann.

„Zuschüsse für Denkmalpflege sind eine sichere Investition in die Zukunft und nicht zuletzt auch ein erfolgreiches Instrument der Wirtschaftsförderung“, unterstrich Greiser.

Insgesamt fördert der Kreis damit jedes Jahr Gesamtinvestitionen im hohen sechs- bis siebenstelligen Bereich, wovon nicht zuletzt die heimische Wirtschaft profitiere.

„Es werden, so auch bei den Preisträgern in diesem Jahr, bei den privaten Denkmalobjekten fast ausschließlich lokale Handwerker, zumindest Handwerker aus Thüringen, beauftragt. Dies ist nicht nur ein Erfolgskonzept, sondern stärkt auch die heimische Wirtschaft“, so Greiser.

2022 hatten sich insgesamt fünf Denkmaleigentümer für den Denkmalpreis des Landkreises Schmalkalden-Meiningen beworben. Anschließend wurde geprüft, ob der entsprechende Denkmalstatus vorliegt, ob im Vorfeld die nach Thüringer Denkmalschutzgesetz erforderlichen Genehmigungen eingeholt wurden und ob die handwerkliche und denkmalpflegerische Qualität auszeichnungswürdig ist.

Auch das persönliche Engagement der Bewerber wurde einbezogen. Unter Berücksichtigung all dieser Kriterien wurden die auszuzeichnenden Objekte gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Denkmalbeirat des Landkreises festgelegt.

Den Denkmalpreis des Landkreises 2022 erhielten:

1. Familie Merbach-Hauck: Für die denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses in Wernshausen, Kirchberg 1

Das Haus befand sich in völlig desolatem Zustand bevor es Familie Merbach-Hauck übernahm. 2020 wurde das Haus am Kirchberg 1 von der Familie erworben.

In Zusammenarbeit mit einem Architekten, lokalen Handwerkern und einem umfänglichen Sanierungskonzept gelang es, die versteckten, alten Strukturen des Hauses wieder sichtbar zu machen.

Unter der unansehnlichen Hülle steckte ein Fachwerkhaus, erbaut in den Jahren um 1700.

Mit einem komplett neuen Dach begann die Verwandlung. Die ursprüngliche Fenstergestaltung konnte nach historischem Vorbild wieder hergestellt werden.

Ein Keller, in dem eine Stufe die Jahreszahl 1755 trägt, wurde ebenso fachmännisch saniert, wie alle noch zu erhaltenden Fachwerkteile.

Die Rekonstruktion und Renovierung erfolgte mit nachwachsenden Rohstoffen und wiederverwendeten Bauteilen. Der gesamte Innenausbau wurde mit Lehmputz in Eigenleistung hergestellt. Um ein fachgerechtes Arbeiten zu gewährleisten, besuchten die Eigentümer eigens ein Lehmbauseminar.

Durch die denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses ist nicht nur ein echtes Schmuckstück entstanden, sondern auch eine Aufwertung der Bebauung am Kirchberg insgesamt.

2. Robert Eberhardt für die Restaurierung von Fachwerk und Putz des Rußwurmschen Hauses in Breitungen, Amtsstraße 27

2012 sah und verliebte sich Robert Eberhardt in dieses, zum damaligen Zeitpunkt, sehr ruinöse Anwesen mit großer Außenanlage. Dach und Dachstuhl hielten mit letzter Kraft Regen und Sturm ab.

Die maroden Fenster taten es ihnen gleich. Die Fassade war ein Flickenteppich aus Putzfetzen, nacktem Lehm und Steinflächen. 2013 erwarb Robert Eberhardt das Haus. Heute, nach fast 10 Jahren, hat es im Inneren wie im Äußeren seine alte Schönheit wiedererlangt.

In all den Jahren wurden, denkmalgerecht:

- der Dachstuhl repariert und das Dach erneuert,
- 54 Fenster ausgetauscht oder neu aufgearbeitet,
- statische Probleme an der Westfassade beseitigt,
- die Fassade und umfangreich die Innenräumen restauriert.

Die Rekonstruktions- und Renovierungsarbeiten erfolgten mit historischen Baumaterialien, Steine und Balken stammen zum Teil aus Abrissen.

Fast alle Arbeiten führten regionale Firmen aus. Das Anwesen ist privater Wohnraum, für die Region aber auch ein kultureller Treffpunkt mit wechselnden Veranstaltungsangeboten.

3. Claudia Katrin Leyh und Tom Detlef Nicolmann für die Sanierung des Herrenhauses / Rittergut in Oberkatz, Gutshof 5

Das historische und geschichtsträchtige Ensemble, das die Preisträger vor sieben Jahren übernommen haben, besteht aus einem Herrenhaus, diversen Nebengebäuden und einer Parkanlage mit altem Baumbestand.

Die Bau- und Nutzgeschichte nach 1945 ist geprägt von häufigem Besitzerwechsel und oftmals zweckentfremdeter Nutzung – beispielsweise als Mietwohnung, Getreidelager, Konsum, Schule, Turnhalle und Gemeindebüro. Dies führte zu einem erheblichen Substanzverlust.

Bereits die Eltern von Claudia Katrin Leyh bemühten sich nach dem Erwerb des Rittergutes im Jahr 1962 kontinuierlich um die Wiederherstellung eines denkmalgerechten Erscheinungsbildes.

Seit 2015 sind Claudia Katrin Leyh und Tom Detlef Nicolmann die neuen Eigentümer und arbeiten unermüdlich und mit großem Sachverstand – weitgehend in Eigenleistung – am Herrenhaus und den Außenanlagen.

Folgende Teilprojekte konnten erfolgreich umgesetzt werden:

- die Aufarbeitung und Neuanfertigung der Fenster gemäß der historischen Sprossenaufteilung,
- die Dachsanierung einschließlich der Dachkästen und Wetterbretter mit den alten Schmuckelementen,
- die Ausbesserung und neue Farbgestaltung der Fassade nach altem Farbbefund,
- die Wiederherstellung der Wandvertäfelung und Einbau der im Original noch vorhandenen, wiedergefundenen Türen im Inneren.

Auch für die nächsten Jahre sind zahlreiche, längerfristige Maßnahmen geplant, wie die Pflege der Parkanlage, Sanierung der Nebengebäude, und der weitere Innenausbau des Herrenhauses als Wohn- und Arbeitsort.

Das Rittergut soll ein Rhön–Juwel, ein Ort der Kunst und Kultur mit Atelier-Schauraum und vielseitigen Veranstaltungen werden.

4. Die Gemeinde Breitungen für die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der romanischen Basilika / Herrenbreitungen

Die um 1100 erbaute romanische Basilika, heute mit dem Schloss das Wahrzeichen der Werratalgemeinde, war einst die Kirche des Benediktinerklosters Herrenbreitungen.

Durch die Umnutzung als Schlosskirche, die Teilzerstörung im 30-jährigen Krieg und den baulichen Verfall im 19. Jahrhundert, sind erhebliche Verluste der Originalen Bausubstanz zu beklagen.

Umso wertvoller ist der architektonische Restbestand, der zu den bemerkenswertesten Zeugnissen klösterlicher Baukunst in Thüringen zählt.

Erst Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgten umfassende Sanierungsarbeiten zur Instandsetzung.

Mit den weiteren, denkmalgerechten Sanierungsarbeiten in allen Teilbereichen seit 2018 ist die romanische Basilika nunmehr in ihrem Gesamtbild wieder erlebbar.

Die Basilika ist, wie in alter Zeit geplant, ein Zentrum der Gemeinsamkeit, der Begegnung und der Kultur. Und sie ist wieder ein weithin strahlendes Wahrzeichen ihres Ortes.