Gastbeitrag von Michael Knauf
Am 18. Juni 1865 wurde Georg Flöel in Bechstedtstraß in Mittelthüringen als Pfarrerssohn geboren. Er hatte noch zwei ältere Brüder und eine ältere Schwester. Tiefe Familiäre Bindungen zur Rhön prägten ihn von Kindes an.
Sein Vater wurde 1829 in der Kirche zu Klings konfirmiert und sein Großvater war von 1827 bis 1847 als Lehrer in Fischbach tätig. Nach dem Schulbesuch in Bechstedtstraß besuchte er erfolgreich das Gymnasium in Jena.
Ab dem Frühjahr 1886 nahm er ein Studium der Theologie ebenfalls in Jena auf. Als Herr Flöel in Kalbsrieth in der Goldenen Aue, seine Lebensgefährtin Agnes fand, bekam er um die Jahrhundertwende seine erste Anstellung als evangelischer Geistlicher in der Rhöngemeinde Kaltenwestheim.
Hier in der Rhön gründete er im Jahr 1900 einen der ersten Obstbauvereine. Da die Rhön seine Familienheimat war, hat er Sagen, Erzählungen, Geschichten, Märchen, Gedichte, Bräuche und Trachten für Theaterstücke gesammelt und dann für seine mundartlichen Laienspielaufführungen niedergeschrieben.
Das packende Volksstück „Der Rhönpaulus“ sollte nur in Kaltenwestheim aufgeführt werden. Auch um die wirklich tragische Persönlichkeit des Paulus nicht zu verfälschen und dem Stück den Rhöncharakter zu bewahren, ließ Flöel dieses Stück nicht drucken.
Es wurde aber, so hört man, gegen das Wissen und den Willen des Verfassers in sehr vielen Dörfern zwischen Meiningen und Bad Salzungen aufgeführt.
Nach dem gründlichen Studium der Ortschronik von Kaltenwestheim schrieb Flöel sein zweites sehr ortsgebundenes Theaterstück „Der Wetzstein“. Es wurde das Wahrzeichen der Frauen von Westheim.
Auf Grundlage von wahren Rhöner-Überlieferungen konnte Herr Flöel das dritte Heimatspiel „Der Schatzgräber“, das um 1812 in Kaltenwestheim handelt, zur Aufführung bringen.
Weiterhin waren Flöels „Zehntgerichtssitzungen“ und die „Rhönspinnstube“, Spiegelbilder heimatlichen Lebens in Kaltenwestheim und der gesamten Rhön.
Aber auch andere Freunde der Rhön brachten seine Werke, nach kleineren Umgestaltungen und Bearbeitungen erfolgreich zur Aufführung. Besonders gelungen, war es dem Heimatforscher und Schriftsteller Harry Gerlach, er war von 1953 - 1965 als Lehrer für Deutsch und Geschichte, in Geisa/Rhön tätig.
Herr Gerlach publizierte in den 1970iger Jahren das Buch „Das verwunschene Schloss“, in dem er fast allen Laientheaterspielen und Niederschriften von Herrn Flöel ein würdiges Denkmal setzte.
Nach gut zwanzig Jahren schöpferischem Wirken in der Rhön, wurde Herr Flöel am 1. September 1917 nach Zwätzen versetzt, wo er das Pfarramt antrat. Er schrieb hier die „Heimatglocken“ und gab die Zeitungsbeilage „Glaube und Heimat“ heraus.
Außerdem war er im Landeskirchenverein Eisenach tätig und konnte 1922 eine der ersten ländlichen evangelischen Volkshochschulen mitgründen. Weiterhin war er ein perfekter Mechaniker und setzte mit großer Sorgfalt alte Pendeluhren wieder in Gang.
Im Jahr 1962 wurde er in einem Heimatblatt als „Der älteste Thüringer evangelischer Pfarrer“ gewürdigt.
Am 9. Januar 1964 verstarb Herr Flöel im Alter von 99 Jahren. Er wurde in seinem Familiengrab auf dem Friedhof in Schöten bei Apolda beigesetzt.