Der Geschichte ein Gesicht geben – Zeitzeugen auf Point Alpha gesucht

Point Alpha sucht Zeitzeugen für das Projekt „Zeitzeugenmemorial“ im Kontext der Aufarbeitung der deutsch-deutschen Grenzgeschichte.

„Man müsste doch mal die Alten fragen“! Diesen Satz vernimmt man landläufig in so mancher Diskussion. Oft verstreicht die Zeit, ohne dass jemand fragt. In der Gedenkstätte Point Alpha läuft derzeit ein Projekt, das die Erinnerungen der ganz normalen Leute dies- und jenseits des ehemaligen Grenzzaunes bewahren will.

Mit dem „Zeitzeugenmemorial“ will die Point Alpha Stiftung seine Arbeit für die Erinnerungskultur intensivieren. Kern der Unternehmung ist eine Serie von gefilmten Gesprächen und Interviews, in welchen Bürgerinnen und Bürger aus der hessischen oder thüringischen Region Episoden aus ihrem Leben im Kontext der deutsch-deutschen Grenzgeschichte preisgeben.

Das Wichtigste vorweg: Bammel muss man keinen haben. Zeitzeuge zu sein, hat nichts mit Auswendiglernen oder einem angeborenen erzählerischem Talent zu tun, sondern einfach mit der Lust, Ereignisse aus der Vergangenheit frei von der Leber weg zu erzählen.

Die Video-Sequenzen werden zumeist in einem Studio im US-Camp der Gedenkstätte gedreht. Die Zeitzeugen werden auf ihrer erzählerischen Reise von den geschulten Mitarbeitern der Point Alpha Stiftung begleitet. Die Atmosphäre bei den Frage-Antwort-Situationen ist locker und entspannt.

Groß war die Freude: 1989 lagen sich bei der Grenzöffnung die Menschen aus Ost und West in den Armen. Point Alpha interessierte sich für die Geschichten, die so noch keiner kennt.

Die Erinnerungen von Zeitzeugen sind inzwischen ein wichtiger Mosaikstein, der uns über den Alltag im Zonenrandgebiet und das (Über)Leben in einem totalitären Staat noch zur Verfügung steht. Bis heute existieren nur sehr wenige vergleichbare Aufzeichnungen“ sagt Point-Alpha Studienleiter Philipp Metzler.

„Vordringliches Aufgabe ist es, diese Zeugnisse zu sammeln und zu bewahren, solange es nicht zu spät ist und noch Zeitzeugen am Leben sind“, ergänzt Marion Stopfinger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin des Projektes.

Die Federführung und Koordination liegt in den Händen der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ).

Hessische Zeitzeugen sollen Bezug zum ehemaligen hessisch-thüringischen Zonenrandgebiet haben. Hierbei sollen Erinnerungen von Hessen über den Alltag in den ehemaligen Zonenrandgebieten zum Tragen kommen oder solche von ehemaligen US-Soldaten oder BGS-Beamten.

Wie waren die Auswirkungen der Sperranlagen auf das Leben, wie hat man den Kontakt zu Verwandten oder Freunden in der DDR aufrechterhalten? Welche Vor- oder Nachteile hatte man als Unternehmer oder Arbeitnehmer? Es stehen zudem die Bedeutung der „Zonenrandgebiete“ – auch als touristisches Ziel -, die Grenzöffnung 1989 und die folgenden Veränderungen im Fokus.

Die Friedliche Revolution, oft auch als „Wende“ bezeichnet: Mutige Menschen gingen auch in den Thüringer Ortschaften auf die Straße, um für Freiheit zu demonstrieren. „Wie war das damals,? Wie das Gefühl, das Erleben danach?“, möchte die Point Alpha Stiftung wissen.

Personen aus Thüringen können beispielsweise darüber sprechen, wie das Dasein im Sperrgebiet ablief. Wie es ihren Familien erging, wie Schulfreunde mit ihnen umgingen, wie die Gesellschaft funktionierte oder welche Form von Repressalien sie erlebten.

Die Berichte der Zeitzeugen und ihr individuelles Erleben sollen inhaltlich ein möglichst breites Spektrum der Wirklichkeit abdecken. Weitere Bereiche reichen vom Alltag in Beruf, Schule, Kirche, Sport oder Landwirtschaft, Einschränkungen der Rede- und Meinungsfreiheit, Zensur, politische Verfolgung, Fluchten, Übersiedlung/Ausbürgerung, bis zu den verschiedenen Aspekten der Opposition in der DDR, die Notaufnahme in Hessen oder das Einleben in der Bundesrepublik. Und wie waren die Gefühle und Reaktionen als die „Friedliche Revolution“ ins Rollen kam…?

Am Ende sollen die gesammelten Unterlagen dabei helfen, das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Es soll ein virtuelles Memorial entstehen, das Erinnerungen festhält, aufbereitet und publik macht. Es soll zum integralen Bestandteil der digitalen Strategie der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung werden. Wichtige Zielgruppe des Projekts sind insbesondere Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene. Es zielt jedoch auch auf Multiplikatoren, wie zum Beispiel Lehrer, sowie ein allgemeines Publikum ab.

Mehr Infos & Kontakt:

Melden Sie sich und erzählen Point Alpha Ihre Geschichte:

Zeitzeugenmemorial Marion Stopfinger
Telefon 036967/5964272
Mail: marion.stopfinger@pointalpha.com
Point Alpha Stiftung - Schlossplatz 4 - 36419 Geisa

Auf der einen Seite die fast nicht zu überwindende Grenzsperranlage am Todesstreifen, auf der anderen Seite die US Armee auf ihrem Beobachtungsposten.