Gastbeitrag von Michael Knauf
Herr Pfarrer Knauf wurde am 18. Oktober 1902 in der thüringischen Rhön in der Gemeinde Borsch als erstes von sieben Kinder geboren. Seine Eltern waren der Kaminbauer Andreas Knauf und seine Ehefrau Ida geborene Henkel.
Pfarrer Knauf besuchte die Lateinschule in Geisa/Rhön, danach wechselte er im Jahr 1915 an das Gymnasium nach Fulda. Gerade zwei Tage nachdem er die höhere Schule besuchte, verlor er seinen Vater durch einen tragischen Arbeitsunfall (Absturz bei einer Fabrik-Schornsteinreparatur in Oechsen).
Ab 1923 studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Fulda und wurde am 18. Juli 1928 durch den Bischof Joseph Damian Schmitt, im Dom zu Fulda, zum Priester geweiht.
Die erste Anstellung als Kaplan bekam er in Oberndorf im Spessart. Danach führten ihn seine Kaplantätigkeiten nach Großauheim (1931 bis 1936), ab 1936 nach Kassel an die Rosenkranzgemeinde und dann weiter in die Pfarrei nach Fritzlar-Homberg (1936 bis 1938).
Ab 1938 ging Pfarrer Knauf als Militärseelsorger nach Soest/Westfalen. Mit Kriegsbeginn im Jahr 1939 wurde Herr Knauf als hauptamtlicher Wehrmachtspfarrer an den Standortbereich Mühlheim / Ruhr, Essen, Duisburg und Wesel berufen.
Nun bekam er für längere Zeit Abkommandierungen an die Westfront, 1940 nach Frankreich und ab 1941 an die Ostfront nach Russland, der damaligen Sowjetunion.
An der Ostfront musste er 14.000 gefallene deutsche Soldaten der russischen Erde übergeben. Ungezählten deutschen Soldaten gab er geistlichen Beistand in der Sterbestunde.
Großes Pech und ein hartes Los traf den Divisionspfarrer selbst, als er einige Tage vor Kriegsende bei Brünn/Brno (Tschechien / Mähren), rund 60 km entfernt von der österreichischen Grenze, am Fluss Svratka in russische Kriegsgefangenschaft geriet.
Nach dem Aufenthalt in 16 russischen Kriegsgefangenenlagern, darunter vier Lager unter Tage in Steinkohlezechen, musste er sehr viel Not, Elend und Tod erleben.
Anfang 1950 kam endlich die Erlösung und er kam als Spätheimkehrer nach Deutschland zurück. Auf keinem Fall wollte er in die sowjetisch besetzte Zone (DDR) gehen und er ließ sich zu Verwandten nach Hessen in die Westzone (BRD) entlassen.
Insgesamt sollen mehr als drei Millionen deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion/Russland interniert gewesen sein. Um die zwei Millionen Gefangene kehrten in ihre Heimat zurück, 1,3 Millionen deutsche Kriegsgefangene gelten als vermisst oder als verstorben.
Am 23. Mai 1950 wurde Medard Knauf als katholischer Pfarrer in die Pfarrgemeinde Burghaun eingeführt. Anfangs versah er mit dem Fahrrad den Seelsorgedienst in den Filialorten Hünhan, Rudophshan und Rothenkirchen.
Als Seelsorger betreute Pfarrer Knauf die Menschen in seinem Wirkungsbereich ohne Rücksicht auf Konfessionsgrenzen. Durch seine Aufgeschlossenheit und Kontaktfreudigkeit verschaffte er sich in seinem Priesterleben Anerkennung und Achtung.
Im Jahr 1961 verlieh ihm Bischof Dr. Adolf Bolte in Fulda den Titel „Geistlicher Rat“. Im Kreise seiner Familie konnte er bereits im Juli 1953, in seiner Heimatgemeinde Borsch in der St. Maria Magdalena Kirche sein 25-jähriges Priesterjubiläum begehen.
Von seinen Ehrenämtern sei erwähnt, dass er ab 1950 Präses der Kolpingfamilie Burghaun und Bezirkspräses war. Vom 1. August 1954 bis zum 22. März 1972 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Raiffeisenbank Burghaun.
Von 1957 bis 1976 fungierte er als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Raiffeisenkasse Burghaun. Die Kurhessische Raiffeisenorganisation überreichte ihm die Silberne Raiffeisennadel.
In Würdigung der Verdienste um Kirche und Staat wurde Herrn Pfarrer Knauf 1975, aus der Hand des sehr beliebten und legendären Landrat Herr Fritz Kramer, in Fulda das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Für seinen breitgefächerten Einsatz über den kirchlichen Raum hinaus, bekam der angesehene Seelsorger im Jahr 1977 vom Land Hessen den Ehrenbrief des Landes und die Gemeinde Burghaun ernannte ihm schon 1971 zum ersten Ehrenbürger.
Durch einem Herzinfarkt am 12. April 1963 und einem Schlaganfall am 25. Mai 1973 büßte er einiges seiner urwüchsigen Vitalität ein, konnte sich aber wieder erholen und unter der ihm eigenen Zähigkeit des echten Rhöners wieder an den Altar zurückkehren.
Am 1. Januar 1978 ging er in den verdienten Ruhestand und durfte noch sein Goldenes Priesterjubiläum erleben.
Nach 57 Jahren seines Priesterlebens und im 83. Lebensjahr verstarb der Geistliche Rat Pfarrer Medard Knauf nach kurzem Leiden am 21. Januar 1985 in Burghaun. Hier fand er seine letzte Ruhestätte auf dem katholischen Friedhof.