In den Rhönwäldern zu Hause – Wilddieb Christian Adam Klotzbach aus Stadtlengsfeld

Gastbeitrag von Michael Knauf

Wilderei ist das nicht erlaubte Fangen und Jagen von freilebenden Wildtieren. Durch Berichte in der Literatur oder gar in Heimatfilmen wurden Wilddiebe von der Bevölkerung romantisch verklärt und als natürliche Helden angesehen.

Wie zum Beispiel die bekannten Wilddiebe Georg Jennerwein, Matthias Klostermayr, Leonhard Pöttinger und Karl Stülpner. Der Wildschütz und Räuber Christian Adam Klotzbach wird gar neben dem Rhön-Paulus, als Robin Hood der Rhön und des Feldatal dargestellt.

Am 8. November 1850 wurde Klotzbach in der Gelbe Rübengasse 16, heute Bergstraße, in Lengsfeld (ab dem Jahr 1896 Stadtlengsfeld) geboren.

Seine Kindheits-und Jugendjahre verbrachte er in Lengsfeld. Sein innigster Berufswunsch war es Förster zu werden. Leider erfüllte sich dieser Traum nicht.

Da aber Klotzbach das Jagen, Schießen und das Leben und Arbeiten im Wald nicht lassen konnte, begann er um das Jahr 1890 mit der Wilddieberei.

Er heiratete 1875 Frau Elisabetha Lucas aus Wasungen, aus dieser Ehe sind sieben Kinder hervorgegangen. Zeitweise schlug sich Klotzbach mit Handlangerarbeiten und als Tagelöhner durch. Da er handwerklich viel Geschick hatte, waren seine Meinung und sein Rat auf Baustellen sehr gefragt.

Das Leben als Wildschütz war für Klotzbach ein großes Abenteuer, welches aber oft mit Gefängnisstrafen endete, falls die Gendarmen ihn verhaften konnten.

In vielen Fällen konnte Klotzbach die Gesetzeshüter hinters Licht führen und hatte die Sympathien der Bevölkerung auf seiner Seite. So kletterte er in die Kronen der höchsten Waldbäume und die Gendarmen suchten ihn vergeblich im Wald.

Wie Überlieferungen berichten, ist Klotzbach einige Male erfolgreich mit der „Feldabahn“ (Rompelboh), seinen Häschern entkommen.

In jüngeren Jahren dehnte er sein Jagdrevier bis nach Vacha, Dorndorf, Merkers, Salzungen, Gerstungen, Gehaus, Kranlucken, Dermbach, Zella und sogar nach Bayern (Franken) aus. Im fortgeschrittenen Alter wilderte er vorwiegend im Feldatal.

Nicht nur die Wilderei sondern auch Einbruch, Diebstahl und Bandenbildung wurden ihm zur Last gelegt. Im Raum Weilar und Stadtlengsfeld baute sich Klotzbach mehrere, gut getarnte und ausgerüstete Unterstände.

Der Komfortabelste, soll sich in der Nähe der ehemaligen Rasenmühle, an der 1889 erbauten Porzellanfabrik „Koch & Schnorr“, befunden haben.

Des Öfteren versorgte er seine Stammkneipen wie die Gaststätte „Deutsches Haus“ in Stadtlengsfeld oder auch das „Kellerhaus“ in Weilar bestens mit Wildbraten aller Art.

Klotzbach neigte auch zu Tätlichkeiten, so im Jahr 1904 als er mit seinen Kumpanen im Gasthaus auf der Hohen Wart zechte. Es kamen zwei Forstgehilfen hinzu, die der Förster zur Kontrolle herauf beordert hatte.

Nach einem Streit schlug Klotzbach die Beiden mit einem Eichenstock nieder. Durch die Anzeige durch das Forstamt bekam er eine vierjährige Gefängnisstrafe, wegen schwerer Körperverletzung aufgebrummt.

Diese trat er aber nicht sofort an, da er erst gar nicht zum Gerichtstermin erschien. Insgesamt soll der Wilddieb in seinem langen Leben 86 mal verurteilt worden sein. Während seiner Haftzeiten verhielt sich Klotzbach vorbildlich, er wollte doch schnellstmöglich wieder in die Wälder.

Die Bevölkerung und vor allem die Frauen im Feldatal hatten große Angst vor dem Wilddieb. Da Klotzbach gerne einmal einen Schnaps zu sich nahm, bat er eine Frau, die er durch Zufall im Wald traf, ihm das schöngeistige Getränk im nächsten Dorf aus dem Gasthaus zu holen.

Die Reisig-Sucherin willigte ein, obwohl sie große Angst vor Klotzbach hatte. Er konnte sie beruhigen und sagte, er werde den Klotzbach schon in Schach halten falls der käme.

Die Wilddiebe, Lithographie von Louis Kramp (1804-1871), um 1830

Die Frau holte ihm das gewünschte Getränk und er begleitete sie noch bis der Wald sich zu lichten begann. Nun konnte er nicht mehr an sich halten und fragte seine Begleiterin: „Wissen sie wer neben ihnen steht? Der Klotzbach.“ Darauf erwiderte die Frau: „Nun brauche ich keine Angst mehr vor dem Klotzbach zu haben!“

Durch einige üble Scherze brachte er andere Personen in den Verdacht des Diebstahls. So stahl er einige Kaninchen und setzte diese in andere Ställe um!

Einmal soll er sogar dem evangelischen Geistlichen Herrn August Wilhelm Brand von Stadtlengsfeld, gestohlene Kaninchen in seinen Stall gesetzt haben.

Klotzbach aß nicht nur Wildbraten sondern auch sehr gerne gestohlene Hühner, Enten und Gänse. Auch sagt man ihm nach, dass er eine besondere Vorliebe für Hunde und Katzen hatte. Immer wenn am Waldrand ein Lagerfeuer zu sehen war, hieß es Klotzbach brät sich einen Hund.

Die Bewohner der Gegend wussten, dass Klotzbach ein Pilzkenner war. Deshalb konnte er pro Saison, etliche Kilo von Pilzen an den Mann bringen.

Zuhause oder in einer Gefängniszelle wollte der Räuber und Wilddieb Klotzbach nicht sterben. Sein Sterbezimmer soll der heimatliche Rhönwald im Feldatal sein.

Im Alter von 81 Jahren begab er sich zu dem Stadtlengsfelder Bürgermeister Adolf Hörle und soll sich mit folgenden Worten verabschiedet haben: „Ich werde Dir keine Scherereien und Arbeit bereiten.“

Der Bürgermeister verstand die Worte nicht. Einige Zeit später, am 3. August 1931 fand man Christian Adam Klotzbach im Weilarer Forst-Revier erhängt.

Das war die Lösung seiner letzten Worte, nun hatte der Bürgermeister von Weilar die Arbeit und die Probleme.

Wer eine ausführlichere Lektüre über den Wilddieb C.A. Klotzbach lesen möchte, dem empfehlen wir das Buch „Aufbruch mit dem Pionier“, Seiten 102 – 120, von den Autoren Prof. Rolf Schlegel und Studienrat i.R. Rolf Leimbach, Verlag BoD – Books on Demand, ISBN 9783752648362,

Der vorliegende Beitrag wurde nach historischen Überlieferungen und Aufzeichnungen von Dr. Hans Goller (†) erstellt.

Besonderen Dank gilt den Schriftstellern und Heimatforschern, Studienrat i.R. Rolf Leimbach und Prof. Rolf Schlegel für die freundliche Erlaubnis, Recherche-Informationen aus einem Kapitel Ihres Buchs zur Erstellung meines Beitrags zu nutzen.