Gastbeitrag von Julia Otto
Nach fast einem Jahr Leerstand brennt wieder Licht im Pfarrhaus im Lutherstammort Möhra. Am 13. Juli ist der „neue Pfarrer“ bereits mit Ehefrau Claudia und seinen drei Töchtern (6, 9 und 12 Jahre alt) samt Hund ins Pfarrhaus neben der Lutherkirche eingezogen.
„Nach fast drei Wochen sind wir schon gut eingerichtet“, sagt der 35-Jährige gut gelaunt.
Seit dem 1. August ist Martin Weber offiziell im Amt und schon steht das alljährliche Reformationsfest in drei Monaten vor der Tür, an dem wieder tausende Menschen in den kleinen Lutherstammort pilgern.
„Der maximale Kontakt zu den Verantwortlichen des Reformationsfestes erleichtert das ankommen“, freut sich Martin Weber.
Reformation bedeutet für den Pfarrer: „Das sie stattfindet und zwar ständig – in mir und in der Kirche.“ Für das Reformationsfest ist der Theologe bestens gerüstet.
Denn als Fantasy-Fan taucht Martin Weber auch gerne mal selbst in mittelalterliche Live-Action-Rollenspiele gewandt in Rüstung, Schwert und Schild ein.
Etwas ungewöhnlich für einen Pfarrer, aber das ist für Martin Weber kein Widerspruch:
„Biblische Motive begegnen uns überall versteckt in jedem Fantasy-Roman“, erklärt er. „Das ist eine Art der Kunst, die der Glauben nicht ausschließt.“
Zudem bringt er vielfältige Erfahrungen aus seiner letzten Reformationsstätte in Allstedt mit – dem Wirkungsort von Thomas Münzer. Von 2016 bis Juli 2023 war der junge Pfarrer für insgesamt 11 Gemeinden zuständig.
Zudem hatte er von Dezember 2020 bis November 2022 das Amt des amtierenden Superintendenten im Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen inne. Daher ist der Theologe besonders von den Gegebenheiten vor Ort fasziniert:
„Die infrastrukturellen Möglichkeiten sind in Relation zu anderen Kirchenkreisen unglaublich. Vorher habe ich mit einer halben Stelle und als amtierender Superintendent von 0 bis 99 alles gemacht“, erzählt der Pfarrer.
In seiner neuen Funktion ist er in Vollzeit für die drei Kirchgemeinden Möhra/Ettenhausen/Bad Salzungen zuständig und ist begeistert, dass er dabei von Gemeindepädgogin Doreen Pehlert und Kreiskantor Hartmut Meinhardt unterstützt wird.
„Das Gesamtpaket hat einfach gepasst“, ergänzt Martin Weber. Die Pfarrstelle mit Dorf- und Stadt-Zuschnitt sowie im Einzel- wie im Team-Pfarramt und die Region sei optimal, um zusammen mit Pfarrer Karl Weber aus Bad Salzungen eine Kinder- und Jugendarbeit aufzubauen.
„Für mich ist es ein echtes Privileg, Kinder- und Jugendliche begleiten zu dürfen“, erzählt der Theologe begeistert. „Kirche muss ein Ort sein, wo Kinder sicher sind und zwar körperlich und emotional. Kirche muss ein Ort sein, wo Kinder sein können, wer sie sind“, betont der Pfarrer.
Daher freut sich Martin Weber ganz besonders auf die Zusammenarbeit mit dem Martin-Luther-Kindergarten, der in Trägerschaft der Kirchgemeinde liegt.
„Ich war vorher Vorstandsvorsitzender einer Immobilienstiftung, aber einen Kindergarten habe ich noch nicht betreut“, erzählt der Pfarrer begeistert.
„Das hat mich gereizt, auch wenn ich erst einmal schauen muss, was von mir erwartet wird“, so der junge Pfarrer.
Künftig kann sich Martin Weber auch vorstellen, sich virtuell mit Menschen zu vernetzen, um auch digital mit der Jugend im Gespräch zu kommen.
Videospiele sind seine große Leidenschaft und regelmäßig informiert sich Martin Weber über aktuelle TikTok- und YouTube-Trends. Für ihn ist klar: „Kirche muss überall dort sein, wo Leute sind.“
„Eigentlich wollte ich nie Pfarrer werden“
Martin Weber ist ein echtes Christkind. Auch wenn er am 24. Dezember Geburtstag hat, versichert der Pfarrer: „Heiligabend finden selbstverständlich alle meine Gottesdienste statt.“
Geboren ist Martin Weber in einem kleinen Ort im Erzgebirge. Sein Elternhaus hatte mit Kirche nie viel im Sinn.
„Eigentlich wollte ich gar kein Pfarrer werden, ich bin Spätbekehrer“, gibt Martin Weber zu.
So reifte erst später der Wunsch, Theologie zu studieren. Durch seinen Freundeskreis kam er damals mit dem Glauben in Berührung, der ihm Orientierung in seinem Leben gab:
„Hier kann ich sein, wie ich bin.“ Mit 16 Jahren ließ er sich Taufen, dann wagte er nach dem Abitur den Versuch und studierte Theologie in Jena, wo er auch sein Vikariat in Gembdental (Jena Ost) absolvierte.
„Wie jeder Student hatte ich meine Höhen und Tiefen, aber am Ende hat es gepasst“, sagt Martin Weber.
Offizielle Einführung
Jetzt freut sich der Pfarrer auf seine neue Aufgabe, dabei ist es ihm wichtig, „authentisch“ zu sein. Künftig möchte der Theologe mit allen Beteiligten auf Augenhöhe zusammenarbeiten:
„Ich sehe mich nicht als Anführer, sondern eher als Mitstreiter der Baustellen mit anpackt“, betont er motiviert. Dabei geht es ihm darum: „Vertrauen zu schaffen.“
Im nächsten halben Jahr will Martin Weber vor allem erst einmal „Zuhören“, schauen „Was jetzt dran ist“ und herausfinden, was „stört.“ Zudem will der Theologe erhalten, was bisher gut gewachsen ist.
Parallel dazu möchte er aber auch ein breites Angebot für Kinder- und Jugendliche aus allen Bildungsschichten schaffen, die über die Dörfer rotieren. „Ich freue mich mit allen, die Lust haben, diese Region zu entwickeln.“
Am Samstag, 16. September, um 16 Uhr wird Martin Weber von Superintendent Christoph Ernst in der Lutherkirche in sein Amt eingeführt.
Im Anschluss lädt die Kirchgemeinde zu einem Empfang ein.