Kritik an Politik – Rhöner blieb beim Kanzlergespräch in Erfurt ungehört

Beitrag von Rüdiger Christ

Am vergangenen Donnerstag nahm Dr. Johannes Görg aus Stadtlengsfeld als ausgeloster Gast am sogenannten "KanzlerGESPRÄCH" in Erfurt teil.

Nach Angaben der Bundesregierung ist das "KanzlerGESPRÄCH eine Reihe von Bürgerdialogen, die der Kanzler in allen 16 Bundesländern führt. Der Bundeskanzler möchte erfahren, was die Menschen in ihrem Alltag bewegt, von ihren Anliegen und Erwartungen an die Politik hören und auf ihre Fragen antworten.

Das Format gibt ihm die Gelegenheit, im direkten Austausch seine Politik zu erklären. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entscheiden, über welche Themen und Fragen sie mit dem Bundeskanzler sprechen möchten.

Es geht um gegenseitiges Zuhören, Wertschätzung und Offenheit.

Dr. Johannes Görg bei seinem Hilfseinsatz als Zahnarzt in Kenia. Foto privat

Dr. med. dent. Johannes Görg ist in der Rhön kein Unbekannter. Von 1980 bis 2017 war er als Zahnarzt in Kaltennordheim tätig.

Von 1980 an leitete der gebürtige Stadtlengsfelder die Stomatologische Abteilung des Landambulatoriums in Kaltennordheim bis zur Wende. Danach war er bis zum Ruhestand im Jahr 2017 in eigener Zahnarztpraxis in dem Rhönstädtchen tätig.

Seinen Wohnsitz hat Dr. Görg wieder in seinem Heimatort Stadtlengsfeld genommen.

Dr. Görg engagiert sich seit Jahren für den Erhalt der Kulturlandschaft der Thüringer Rhön und ist aktives Mitglied der Organisation "Dentists for Africa". 2019 nahm Dr. Görg an einem mehrmonatigen Hilfseinsatz als Zahnarzt in Kenia teil, der Rhönkanal berichtete.

BK Olaf Scholz beim Kanzlergespraech im egapark. Erfurt, 10.08.2023. Foto: Bundesregierung/Ronny Hartmann

Seine Eindrücke vom "KanzlerGESPRÄCH" in Erfurt schilderte Dr. Görg dem Rhönkanal wie folgt:

"Bei mehr als 150 Gästen konnte natürlich nicht jeder Fragesteller in 90 Minuten sein Anliegen vorbringen. Noch dazu nahm der Bundeskanzler die meiste Zeit für sich in Anspruch.

Er sparte nicht mit Eigenlob und Selbstdarstellung. Tagesschau : „Gute Laune – wenig Antworten“

Beim KanzlerGESPRÄCH in Erfurt. Foto: Privat

Nachdem zwei kritische Fragen aus dem Block, in welchem ich saß, gestellt wurden, mied die Moderatorin im weiteren Verlauf jeden Blickkontakt in diese Richtung.

"Ich hatte mich auf das Thema ländlicher Raum und Klimapolitik vorbereitet. Ich wollte damit etwas anzusprechen, was vielen Thüringern ( Rhönern) Sorge macht. Hier mein nicht gehaltener Beitrag."


Herr Bundeskanzler,

Ich komme aus der Rhön, einer Region noch hinter dem Thüringer Wald, von Berlin aus gesehen.

Die Rhön wird auch das „ Land der offenen Fernen“ genannt. Die Menschen dort leben mit einer starken Bindung zu ihrer Heimat, so wie im ganzen Thüringer Wald.

Außer unserer Natur haben wir nichts zu vermarkten, auch wenn unsere Wälder zum teil stark geschädigt sind.

Aber statt Wiederaufforstung sollen Windräder gebaut werden ! Unter Ihrer Regierung wurde das Naturschutzgesetz geändert ! Und die Einspruchsmöglichkeiten gleich mit!

Unsere über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft soll jetzt Industriestandort für Windkraftanlagen werden!

Foto: Bundesregierung/Ronny Hartmann

Ich argumentiere nicht mit Fledermaus und Rotmilan, nicht mit Wirkungsgrad und Kilowatt, sondern rede von den Menschen, die dort leben. Die Landbevölkerung verdient allen Respekt, von dem Sie so oft reden !

Diese Politik zerstört natürliche Ressourcen und Lebensraum. Das versteht kein normaler Mensch, auch nicht durch ständige Wiederholung. Wir kennen das gut : Früher hing nämlich hier an jeder Straßenecke ein Plakat „Der Marxismus ist richtig, weil er wahr ist !“ Irgendwann konnte man darüber lachen...und jetzt vergeht einem das Lachen wieder.

Bei uns auf dem Dorf kriegt jeder noch mit, ob die Sonne scheint und der Wind weht. Und fragt sich, wo kommt der Strom eigentlich her bei Windstille und in der Nacht?

Für diesen Selbstbetrug soll unser Wald abgeholzt werden? Im Gegensatz zu den Windrädern arbeitet unser Wald bei Tag und bei Nacht und schluckt CO2 zu jeder Stunde.

Bei uns weiß auch jeder Bescheid über den Untergang der Titanic: Die Titanic ist untergegangen, weil der Kapitän alle Warnungen ignoriert hat, auf Tempo, Tempo bestanden hat und nicht bereit war , seinen Kurs zu ändern.

Foto: Bundesregierung/Ronny Hartmann

Herr Bundeskanzler,

Sie reden sehr oft von Respekt und Tempo. Nehmen Sie Tempo raus und Augenmaß rein.

Wie erklären Sie den Menschen, die weder Sie noch Herrn Habeck gewählt haben, die beabsichtigte Zerstörung ihres Lebensraumes und der Natur ?

Wann schicken Sie Ihre Minister „Robert und Cem“ mit einem großen Batzen Geld und der angemessenen Demut zu den Eingeborenen in Thüringen, um deutschen Wald zu retten?", so Dr. Görg abschließend.

Dr. Johannes Görg bei seinem Hilfseinsatz als Zahnarzt in Kenia. Foto privat