Stauabsenkung der Werra bei Philippsthal – Wenig Schäden dank guter Zusammenarbeit

Beitrag von Michael Knauf

Der Betreiber des von der Werra gespeisten Wasserkraftwerks in Philippsthal, die AUF Eberlein & Co. GmbH, konnte nach dem Erhalt aller behördlichen Genehmigungen und Auflagen eine zeitweise Absenkung des Wasserspiegels im Oberlauf der Werra ab dem 20. August 2023 vornehmen.

Diese Absenkung wurde erforderlich, um den aus V2A-Edelstahl gefertigten Horizontalrechen auf Verschleiß zu prüfen und um Aufmaße für eine geplante Neuanfertigung (V4A-Edelstahl) vorzunehmen.

Nach einer Benachrichtigung an die Hegegemeinschaft “Unteres Werratal“ e. V. wurde in einer gemeinsamen Vor-Ort-Beratung mit den zuständigen Behörden des Regierungspräsidiums Kassel, den betroffenen Fischereivereinen und dem Geschäftsführer der Kraftwerksgesellschaft, Herr Eberlein, eine schonende Absenkung von 5 cm pro Stunde vereinbart.

Wasserkraftwerk Philippsthal, erbaut 1908

Zusätzlich wurde festgelegt, die Maßnahme von einem Fischereisachverständigen begleiten zu lassen, um fischereiliche Schäden bzw. Beeinträchtigungen des Ökosystems dokumentieren zu können.

Diese Aufgabe übernimmt Herr Schmalz von der Flussökologischen und limnologischen Untersuchungsstelle Südthüringen (FLUSS), welcher gleichzeitig mit der Erarbeitung einer Konzeption beauftragt wurde, um derartige Eingriffe in das sensible Habitat – sollten sie denn notwendig werden – künftig so schonend wie möglich zu gestalten.

Beratend stand neben der Hegegemeinschaft „Unteres Werratal“ auch der Landesanglerverband Thüringen zur Seite. So wurde im Vorfeld der Einsatz von Industrietauchern geprüft.

Thomas Wolf, ein Angler vom Fischereiverein Oberzella e.V. bei der Muschelumsetzung ins tiefe Gewässer

Diese Variante hatte sich aber aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse unter Wasser und den Gegebenheiten vor Ort nicht durchsetzen können.

„Wir haben die Zusammenarbeit aller Beteiligten, insbesondere mit Herrn Eberlein, von Anfang an als sehr konstruktiv und lösungsorientiert empfunden“, konstatiert Dominik Schulz, Vorsitzender der Hegegemeinschaft.

„Fischereiliche Schäden konnten dadurch verringert werden, denn insbesondere die Flussmuschelbestände im Bereich Oberzella/Vacha reagieren sehr empfindlich auf derartige Absenkungen des Wasserspiegels.“

Um den Muscheln die Zeit für das Nachziehen in tiefere Wasserzonen zu ermöglichen, wurde der Absenkvorgang bei Bedarf über Nacht unterbrochen.

Dennoch mussten einige der Tiere von Hand aufgesammelt und umgesetzt werden, um sie vor dem Austrocknen und vor Fressfeinden, wie Waschbären und anderen Räubern zu schützen.

Hier haben vor allem die Angler des Fischereivereins Oberzella e. V. ganze Arbeit geleistet. Ein mehrmaliges Absuchen des Werra-Ufers wurde erforderlich, da auf den bereits abgesuchten Geländeabschnitten an einigen Stellen Muschel-Nachzügler aus dem Schlamm gekrochen sind.

Die Bemühungen zeigen, dass den Petri-Jüngern nicht nur das Angeln eine Herzenssache ist, sondern auch die Hege und Pflege des Fischbestandes. Dazu gehören eben auch diese schützenswerten Muschelbestände.

Hierbei handelt es sich um die Flussmuschel (Unio), eine Gattung innerhalb der Fluss- und Teichmuscheln (Unionidae). Diese sind weit verbreitet in Fließ- und Stillgewässern und man findet sie in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten.

Sie gelten dabei als wahre Gewässerverbesserer, denn diese Muscheln minimieren das Vorkommen von Algen und erhöhen somit aktiv die Wasserqualität.

gerettete Werra-Muscheln kurz vor der Umsetzung in tieferes Flusswasser

Seit dem 28. August 2023 wird wieder mit dem Anstauen der Werra begonnen. Welche Auswirkungen derartige Maßnahmen auf den dortigen Lebensraum und die fischereilichen Erträge haben, sollen die Ergebnisse des Fischereisachverständigen zeigen.

Wir möchten uns bei Herrn Eberlein, dem Geschäftsführer des Wasserkraftwerkes Philippsthal, für die gute Zusammenarbeit und für die Führung durch seine Betriebsanlagen bedanken.

abgesenkter Wasserstand der Werra in der Nähe des Reitstall von Philippsthal